"Fast & Furious 7": Kampf der Glatzen-Titanen

Was haben "Fast & Furious" und "Star Wars" gemein? Beide Film-Reihen warten 2015 mit einer neuen Episode auf und bringen dabei das Kunststück fertig, dass sich ihre Fans selbst auf den jeweils siebten Teil noch immens freuen. Im Fall von "Fast & Furious 7" ist das einer explosiven Mischung geschuldet, die schon die Vorgänger auszeichnete: rasant, unrealistisch, pathetisch, lächerlich. Kurz gesagt, ein nicht ernst zu nehmender, aber unterhaltsamer Action-Spaß. Doch in den aktuellen Teil mischt sich noch ein weiterer Aspekt: Sentimentalität. Denn es ist das letzte Mal, dass wir den 2013 verstorbenen Paul Walker auf der Leinwand sehen werden. Und das lässt einen der Film in jeder Sekunde wissen.

Lass krachen

Dominic Toretto (Vin Diesel) und seine Gang haben ihr Leben als Weltretter eigentlich hinter sich gelassen, nachdem sie den internationalen Terroristen Owen Shaw besiegten. Doch haben sie die Rechnung ohne dessen Bruder Deckard gemacht, der blutige Rache schwört und die Crewmitglieder einen nach dem anderen um die Ecke bringen will. Zu allem Überfluss schickt sich auch noch ein somalischer Terrorist namens Jakande an, mit einem Programm namens "God's Eye" die Weltherrschaft an sich zu reißen.

Der siebte Teil setzt unmittelbar nach dem Vorgänger an. Dass das Skript im Grunde auf einem Bierdeckel Platz finden könnte, ist dabei allen Beteiligten herzlich egal, und das ist auch gut so. Denn "Fast & Furious" nahm sich (und die Gesetzte der Schwerkraft) noch nie sonderlich ernst, und es fängt auch jetzt nicht damit an. Tatsächlich drängt sich die Frage auf, ob man das Ganze nicht sogar noch weiter reduzieren hätte können: warum überhaupt zwei Bösewichte, wenn einer davon (Jakande) ohnehin nur sehr wenig Action zu sehen bekommt?

Glatzen versus Glatze

Stattdessen trägt sich der überwiegende Teil der Gefechte zwischen den drei derzeit wohl schlagkräftigsten Kult-Glatzen aus: Jason Statham als Antagonist Deckard bekriegt sich ein ums andere Mal mit Raser Torretto (Diesel) und Cop Hobbs (Dwayne Johnson). Und genau hier zeigt sich neben den Auto-Szenen die Marschroute von "Fast & Furious 7": Der Action-Regler wurde in jedem Moment zunächst auf Anschlag geknüppelt, dann vom gigantischen Bizeps eines "The Rock" noch ein wenig weiter aufgedreht.

Denn bog man sich in den Vorgängern die Gesetze der Schwerkraft noch sehr stark zurecht, spucken ihr die Hauptdarsteller von "Fast & Furious 7" förmlich ins Gesicht - und selbst das physikalisch inkorrekt. Was Marvels "Avengers" schaffen, können Diesel und Konsorten schon lange, und das ohne Superkräfte.

Ein letzter Höllenritt

Aber natürlich rücken selbst die aufwendig choreografierten Kampf- und Verfolgungsszenen in den Hintergrund, wann immer ein Mann zu sehen ist: Paul Walker. Mehrere Doubles, darunter Walkers Bruder, ersetzten den 2013 verstorbenen Schauspieler in einem großen Teil des Films. Und das, nicht zuletzt dank erstaunlicher Tricktechnik, durchweg überzeugend. Natürlich fällt in einigen Momenten die etwas seltsame Kameraführung auf, die Objekte, die hin und wieder das Gesicht von Walker verbergen, oder schlecht beleuchtete Räume während eines Kampfes. Aber wüsste der Zuschauer nicht vom traurigen Schicksal des Schauspielers, wenig im Film würde vermuten lassen, dass etwas mit ihm nicht stimmt.

Selbstredend wissen alle Fans der Reihe, dass Walker nicht mehr ist. Und die Macher wiederum wissen, dass sie es wissen. Also haben sie ihren Film nicht als alleinstehenden Action-Streifen konzipiert, sondern als Abschiedstournee für ihren verlorenen Star. Das zeigt sich darin, dass "Fast & Furious 7" auf einer ungemein sentimentalen Note endet. Keine laute Action, nein, ein leiser Abschied und der Schriftzug "Für Paul" entlassen die Zuschauer in die Nacht. Und bei manchen von ihnen könnte dabei sogar die ein oder andere kleine Träne auf der Wange trocknen - wer hätte das beim Beginn des "Fast & Furious"-Höllenritts im Jahr 2001 gedacht?

Fazit

Hirn aus, Herz an: "Fast & Furious 7" ist exakt das lächerlich-bombastische Action-Feuerwerk, das im Vorfeld erwartet werden durfte. Doch es ist noch mehr, es ist ein sentimentaler Abschied eines viel zu früh verstorbenen Schauspielers. Das dürfte vielen Außenstehenden der Film-Reihe zu dick aufgetragen sein, Neulinge wollen die Macher mit "Fast & Furious 7" aber auch gar nicht gewinnen. Dafür ist es bei einem siebten Teil ohnehin zu spät.