Die verrücktesten Schöpfungen der Evolution

Die Evolution bringt nicht immer ästhetische Perfektion hervor. Wesen entwickeln sich, um in ihre Umgebung zu passen, und nicht unbedingt, um schön oder intelligent zu sein. Einige sind ausgesprochen rätselhaft. Von einem sexbesessenen Menschenaffen, der unser nächster lebender Verwandter auf Erden ist, bis hin zum Baumhummer, der wunderbarerweise 80 Jahre nach seinem Aussterben wiederentdeckt wurde, stellten diese Tiere die Wissenschaftler vor ein Rätsel ihrer Entwicklung.

Der Baumhummer

Der sechsbeinige Baumhummer – Dryococelus australis – lebt an den Flanken einer extrem steilen Felsinsel, Ball’s Pyramid, nahe Howe Island an der Küste Australiens.

Man dachte, er sei ausgestorben. Seit 1920 wurden keine Exemplare mehr auf Lord Howe Island gesichtet – aber Forscher erklommen den Felsen, fanden 24 überlebende Tiere und brachten die Spezies von der Schwelle der Ausrottung zurück. Seltsamerweise können ähnliche Baumbewohner in Neuguinea und Neukaledonien beobachtet werden. Diese sind jedoch nicht miteinander verwandt, sondern haben sich getrennt entwickelt.

Trotz ihrer Ähnlichkeit mit der Meeresdelikatesse sind die zehn Zentimeter langen "Hummer" tatsächlich die schwersten, flügellosen Gespenstschrecken der Welt.

Der Narwal

Narwale wurden dank ihres langen einzelnen Horns als die "Einhörner der Meere" bezeichnet. Handel treibende Wikinger verkauften es als das Horn von Einhörnern und erhielten ein Vielfaches des Gewichts in Gold.

Behauptungen über magische Kräfte waren natürlich falsch, aber der Stoßzahn von etwa 2,70 Meter Länge ist ein Wunder der Evolution. Er verfügt über etwa zehn Millionen Nervenbahnen, die dem Narwal dazu dienen, Änderungen der Temperatur, des Drucks und Salzgehalts des Wassers festzustellen. So ist es ihm möglich in der arktischen Umgebung zu überleben.

Die Fähigkeit, Veränderungen in der Salzkonzentration zu erkennen, ermöglicht dem Narwal, die Fische zu finden, die er zum Überleben braucht, so ein Team von Wissenschaftlern der Universitäten Harvard und Smithsonian, die den Stoßzahn sowohl mit Infrarotmikrospektroskopie und Rasterelektronenmikroskopie untersuchten.

Bonobo

Wie bei Schimpansen gleicht das Genom von Bonobos zu 98 Prozent dem des Menschen. Sie werden als unsere nächsten Verwandten auf diesem Planeten erachtet. Aber die sanften Geschöpfe unterscheiden sich sehr von Schimpansen, obwohl sie sich in deren Umgebung entwickelt haben.

Die Menschen mögen denken, sie haben ein Monopol auf Entspannen durch Sex, aber Bonobos sind die Meister auf dem Gebiet. Orgien, homosexuelle Beziehungen (insbesondere zwischen Weibchen) und häufiger Sex sind wichtiger Teil im Leben von Bonobos.

Die Wesen weisen auch „menschliche“ Verhaltensweisen auf, beispielsweise das Teilen von Nahrung – etwas, von dem man dachte, dass es nur Menschen freiwillig tun. Anders als Schimpansen – und Menschen – sind sie sanft und zeigen gegenüber anderen Bonobos keine tödliche Aggression.

Man glaubt, dass das charakteristisch sanfte Verhalten unseres tierischen Cousins sich vor etwa 2,5 Millionen Jahren entwickelte, als zwei Schimpansenpopulationen, durch den Kongo getrennt, eine Dürre überlebten, die örtliche Gorillas aussterben ließ. Die Gorillas kehrten nicht zum südlichen Teil des Flusses zurück und ermöglichten den Schimpansen, ihre Nahrung aufzunehmen, ohne dafür kämpfen zu müssen. Diese Schimpansen entwickelten sich später zu den Bonobos.

Das Fingertier

Maurice aus der Trickfilmreihe Madagascar sieht vielleicht aus wie die Kreation aus den Fieberträumen eines Computer-Animateurs, aber Fingertiere sind sehr real und stehen für mehrere evolutionäre Fragen.

Die gefährdete Spezies wird inzwischen als Primat eingestuft, der mit den Lemuren verwandt ist. Aber die beständig wachsenden Zähne machten erst glauben, dass es sich um einen Verwandten der Hörnchen handelte.

Sie sind hauptsächlich an der Ostküste Madagaskars zu finden. Das nachtaktive Tier verfügt über mehrere unverkennbare Eigenschaften, einschließlich eines längeren Mittelfingers, der zum Ausgraben von Larven aus Bäumen dient.

Fingertiere lassen auch heute noch einige Fragen offen. Ein Forscherteam des Biodesign Institute entdeckte kürzlich, dass die Tiere immer noch über Gene für Farbensehen verfügen, obwohl sie nur nachtaktiv sind.

"Wenn Sie ein Tier wären, das nur nachts lebt, bräuchten Sie dann Farbsehvermögen?", fragt Forscher George Perry vom Biodesign Institute. Seine Untersuchungen zeigten, dass Lemuren immer noch über diese Fähigkeit verfügen – trotz eines Lebensstils, der dies scheinbar nicht erfordert.

Meerechsen

Es ist eine einzigartige Echse, die die Evolution augenscheinlich "umgekehrt" hat, da das vierbeinige Wesen im Meer leben und dort Nahrung finden kann. Sie ist die einzige Echse heutiger Zeit, die so lebt.

Auf seiner Reise zu den Galapagos-Inseln schien Charles Darwin empört über diese Kreaturen zu sein.

"Die schwarzen Lavafelsen am Strand werden von abscheulichen, klobigen Echsen aufgesucht", schrieb Darwin in sein Tagebuch. "Sie sind so schwarz wie der löchrige Fels, über den sie krabbeln, und sie suchen ihre Beute im Meer. Ich nenne sie 'Kobolde der Finsternis'. “

Die einzigartigen Wesen geben Wissenschaftlern heute immer noch Rätsel auf. Forscher der Universität Princeton fanden heraus, dass die Weibchen dieser Spezies tatsächlich ihr Leben aufs Spiel setzen, um sich mit einem attraktiven Männchen zu paaren.

Ein Team aus Princeton denkt, dass ein Verständnis dieses Prozesses der Partnerwahl die sexuelle Selektion erklären könnte – eine der primären Kräfte der Evolution.