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Berlinale: Filmisches Denkmal für Hitler-Attentäter

Der Regisseur Oliver Hirschbiegel stellte auf der Berlinale seinen neuen Film «Elser» vor. Foto: Lukas Schulze

Mit Oliver Hirschbiegels Widerstands-Drama «Elser» ist am Donnerstag bei der 65. Berlinale der fünfte und letzte deutsche Film im offiziellen Wettbewerbsprogramm gezeigt worden.

Der Regisseur von Filmen wie «Der Untergang» und «Diana» erzählt in seinem außer Konkurrenz laufenden Werk die wahre Geschichte des schwäbischen Schreiners und Nazi-Gegners Georg Elser. In einer ersten Festivalvorführung wurde der Film mit Applaus aufgenommen.

Am 8. November 1939 platzierte Elser hinter dem Rednerpult von Adolf Hitler im Münchner Bürgerbräukeller eine Bombe. Das Attentat scheiterte, weil Hitler den Veranstaltungsort früher als geplant verließ. «Er hätte die Welt verändert» ist der Untertitel des Films mit Christian Friedel («Amour fou», «Das weiße Band») in der Hauptrolle. Der englische Titel von «Elser» lautet «13 Minutes» - denn die Bombe explodierte 13 Minuten, nachdem Hitler vorzeitig den Saal verlassen hatte.

Hirschbiegel sieht Elser als ein Vorbild für Mut und Zivilcourage. Elser habe schon 1939 gespürt, dass der Nationalsozialismus in die Katastrophe führe, sagte der Regisseur der Deutschen Presse-Agentur. «Das ist 1939 eine große Leistung. Das Volk ist wie im Taumel, die Nazis versprechen eine glorreiche Zukunft. Und dieser Mann steht auf und sagt: Da muss man was machen.» Elser sei der erste wirkliche Widerstandskämpfer gewesen.

Das Schicksal Elsers war bereits 1989 von Klaus Maria Brandauer unter dem Titel «Georg Elser - Einer aus Deutschland» für das Kino verfilmt worden. Brandauer spielte darin auch die Titelrolle. Für Hirschbiegels «Elser» recherchierten die Filmemacher unter anderem in Elsers Heimatort Königsbronn auf der Schwäbischen Alb und trafen Zeitzeugen. Das detailreiche Drehbuch für den Film schrieben Fred Breinersdorfer («Sophie Scholl – Die letzten Tage») und Léonie-Claire Breinersdorfer.

Hirschbiegel macht nicht das gescheiterte Attentat zum Mittelpunkt des Films. Er blickt vielmehr auf das Leben des widerständigen Mannes und Frauenschwarms vor der Tat - und auf die endlosen Folterungen und Verhöre durch die Nazis danach, in denen Elser seine Weltsicht verteidigt. An der Seite von Friedel spielen unter anderem Katharina Schüttler als seine Geliebte sowie Burghart Klaußner und Johann von Bülow als Nazis, die Elser verhören. «Elser» startet am 2. April in den Kinos.

Am achten Berlinale-Tag wurde auch heftig darüber diskutiert, welcher Film bei der Preisverleihung am Samstag die besten Chancen auf den Goldenen Bären hat. Vor allem die deutschen Kritiker sind begeistert von Sebastian Schippers Echtzeit-Thriller «Victoria». Bei den internationalen Filmfachleuten sind Werke aus Russland, Guatemala, Großbritannien und Chile vorn.

Der britische Filmemacher Peter Greenaway erhielt viel Applaus für seine ungewöhnliche Filmbiografie «Eisenstein in Guanajuato». Darin wird eine Episode aus dem Leben des sowjetischen Regisseurs Sergei Eisenstein erzählt, der in Mexiko seine Sexualität neu entdeckt. Der russische Beitrag «Under Electric Clouds» (übersetzt: Unter elektrischen Wolken) von Alexei German überzeugte die Zuschauer ebenfalls. Der im Jahr 2017 spielende Episodenfilm über die Agonie eines Landes lebt von surrealistischen Szenen und klugen Verweisen auf die russische Geschichte und Literatur.

Sehr beeindruckt war das Publikum von dem harten chilenischen Film «El Club» (übersetzt: Der Club) von Pablo Larraín. Er erzählt von einer Gruppe katholischer Priester, die wegen des Missbrauchs von Kindern und weiterer Verbrechen exkommuniziert wurden und jetzt gemeinsam in einem Haus am Meer leben und büßen sollen. Dann taucht eines ihrer Opfer auf. Ebenfalls Bären-Chancen könnte Guatemala haben, das erstmals im Wettbewerb dabei war. Jayro Bustamante erzählt in «Ixcanul Volcano» von dem Maya-Mädchen María, das vor einer arrangierten Ehe flüchten will.

Die Qual der Wahl hat am Ende die siebenköpfige Berlinale-Jury unter Vorsitz von US-Regisseur Darren Aronofsky («Black Swan»). In der Jury sitzt auch der deutsche Schauspieler Daniel Brühl.