Als Steven Spielberg seinen ersten Oscar gewann

Vor 20 Jahren gewann Steven Spielberg seinen ersten Oscar. Foto: Ian Langsdon

Bis er das Holocaust-Drama «Schindlers Liste» drehte, hatte Steven Spielberg den Ruf als Hollywoods «ewiges Kind» weg.

Das hatte der Regisseur Hits wie «Der weiße Hai», «Jäger des verlorenen Schatzes», «E. T. – Der Außerirdische» und «Jurassic Park» zu verdanken. Spielberg brachte Milliarden in die Kinokassen, wurde aber als Regisseur für Stoffe mit Tiefgang nie ernst genommen. Mit «Schindlers Liste» packte der damals 47-jährige jüdische Filmemacher sein bis dahin persönlichstes und eindringlichstes Werk an.

Das Holocaust-Drama über den deutschen Industriellen Oskar Schindler, der während des Zweiten Weltkriegs in seiner Krakauer Fabrik über 1100 jüdische Arbeiter vor dem Holocaust rettete, wurde mit 12 Oscar-Nominierungen bedacht. Der dreieinhalb Stunden lange
Schwarz-Weiß-Film, mit Liam Neeson in der Hauptrolle, wühlte Zuschauer in aller Welt auf.

Die 66. Academy Awards in Los Angeles am 22. März 1994 gehörten Spielberg. Zu Tränen gerührt nahm er den Oscar als «bester Regisseur» von Clint Eastwood entgegen. «Ich schwöre, ich habe noch nie einen in der Hand gehalten», sagte Spielberg. Dann bedankte er sich bei dem Holocaust-Überlebenden Poldek Pfefferberg, der den australischen Schriftsteller Thomas Keneally davon überzeugen konnte, 1982 ein Buch über Schindlers Rettung der Juden zu schreiben. «Schindler's Ark» war die Vorlage für Spielbergs Film.

Als Produzent und Sieger für den «Besten Film» stand Spielberg dann ein weiteres Mal auf der Oscar-Bühne. Heute seien noch 350 000 Holocaust-Zeugen am Leben. «Bitte hört auf ihre Worte und lehrt das an den Schulen», appellierte der Filmemacher damals an Lehrer und Erzieher. Neben «Schindlers Liste» waren «Im Namen des Vaters», «Was vom Tage übrig blieb», «Auf der Flucht» und «Das Piano» für den Spitzenpreis nominiert.

«Schindlers Liste» gewann weitere fünf Trophäen, für adaptiertes Drehbuch, Ausstattung, Kamera, Filmschnitt und Musik. Hauptdarsteller Liam Neeson ging allerdings leer aus, den Oscar holte Tom Hanks für seine Rolle als Aids-kranker Anwalt in «Philadelphia».

Für Spielberg bedeuteten die Dreharbeiten ein «Wiedererwachen» als Jude. Er hatte das Projekt zunächst viele Jahre ruhen lassen, bevor er sich schließlich an das düstere Holocaust-Kapitel wagte. Der Hollywood-Regisseur drehte über Monate hinweg vor den Toren des Konzentrationslagers Auschwitz.

Noch im Jahr seines Oscar-Triumphs gründete Spielberg die Shoah Foundation. Mit mehr als 60 Millionen Dollar aus der eigenen Tasche verfolgte er das Ziel, die Judenvernichtung durch das Nazi-Regime mit Zeitzeugen-Interviews zu dokumentieren. Der Film habe damals den Holocaust einem breiten Publikum nahegebracht und damit eine «echte Veränderung» bewirkt, sagte der Leiter der Shoah-Stiftung an der University of Southern California in Los Angeles, Stephen Smith, im vergangenen November der Nachrichtenagentur dpa.

Die Stiftung hat über 50 000 Betroffene zu Wort kommen lassen,
die Videoaufnahmen wurden digitalisiert und katalogisiert. Das riesige Archiv wird weltweit Schulen und anderen Einrichtungen zur Verfügung gestellt.

USC Shoah Foundation