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Nach der Oscar-Panne: Academy und Partner PwC führen neue Regeln ein

Chaos auf der Oscar-Bühne: Warren Beatty (Mitte) hatte den falschen Umschlag bekommen. Der Siegerfilm war nicht “La La Land”, sondern “Moonlight” (Bild-Copyright: Chris Pizzello/Invision/AP)
Chaos auf der Oscar-Bühne: Warren Beatty (Mitte) hatte den falschen Umschlag bekommen. Der Siegerfilm war nicht “La La Land”, sondern “Moonlight” (Bild-Copyright: Chris Pizzello/Invision/AP)

Die Oscar-Panne letztes Jahr ist uns allen noch in Erinnerung. Faye Dunaway und Warren Beatty kürten den falschen Film zum Sieger. Damit sich so etwas nicht wiederholt, haben sich die Oscar-Academy und ihr Partner PricewaterhouseCoopers einige neuen Regeln einfallen lassen. Wir erklären, was sich ändert.

Die Panne ist erst ein Jahr alt und fast schon legendär. Bei der Verleihung des letzten Oscars des Abends passiert es. Die beiden Präsentatoren Faye Dunaway und Warren Beatty kommen auf die Bühne, um den Sieger in der Kategorie Bester Film zu verkünden. Es folgt der eine oder andere obligatorische Scherz. Die Spannung steigt. Dann öffnet Beatty den Umschlag, schaut etwas verunsichert, zögert, reicht den Umschlag Dunaway, die endlich den Gewinnerfilm nennen darf: “And the Oscar goes to: La La Land”.

Die Freude der Preisträger währt allerdings kurz. Der eigentliche Sieger ist “Moonlight”, wie sich wenige Sekunden später herausstellt. Grund für das Versehen ist ein Fehler, der sich hinter den Kulissen ereignet hatte. Brian Cullinan, ein Mitarbeiter der für die Zählung und Auswertung der Stimmen verantwortlichen Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC), hatte Beatty den falschen Umschlag gegeben. Warum? Sagen wir einfach: Er war ein wenig abgelenkt. Statt sich auf seine Arbeit zu konzentrieren, machte er lieber Selfies mit sich und den frisch gekürten Preisträgern.

Dass Beatty und Dunaway nichts für den Schlamassel konnten, ist den Zuschauern schnell klar. Aller Augen richten sich bald auf Cullinan und dann auf seinen Arbeitgeber. PwC konnte und durfte es aber bei einer Entschuldigung nicht belassen. Das Unternehmen schuldete seinem bis dahin sauberen Image, vor allem aber seinem langjährigen Partner, der Academy of Motion Picture Arts and Sciences, konkrete Maßnahmen, die eines garantieren sollten: Eine Panne wie die am 26. Februar 2017 wird sich nicht wiederholen.

Sechs neue Regeln
Tatsächlich haben sich die Verantwortlichen eine einige neue Regeln einfallen lassen, die zwar nichts im Großen ändern wird, dafür umso mehr im Kleinen. Denn wie schon der PwC-Manager Tim Ryan in einem Interview im Januar sagte: Am Ende wurde das jahrzehntelang aufrecht erhaltene Arbeitsethos des Unternehmens, das immer auf Zuverlässigkeit, Sorgfalt und Integrität setzte, durch einen Fehler bei einem doch eigentlich sicheren Arbeitsschritt untergraben. Mit anderen Worten: Wer hätte gedacht, dass beim Aushändigen der Umschläge etwas schiefgehen könnte?

An diesem letzten Arbeitsschritt greift also das neue Arbeitsprotokoll von PwC. Eine der sechs neuen Regeln betrifft den armen Brian Cullinan. Der ist dieses Jahr weg vom Fenster. Ebenso übrigens wie die zweite im Bunde. Kollegin Martha L. Ruiz hatte zwar nichts verbrochen, wurde dennoch abgesägt. Wenn schon, denn schon. Bei PricewaterhouseCoopers sind die beiden ihre Posten aber nicht los, wie das Unternehmen versichert, hinter den Kulissen der Oscar-Bühne wird man sie wohl aber nicht so bald wiedersehen.

Jimmy Kimmel machte seine Sache gut, weshalb er auch dieses Jahr die Oscars moderiert (Bild: Randy Holmes/ABC/Getty Images)

Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser
Am Prinzip, links und rechts hinter der Bühne zwei Mitarbeiter mit den Gewinner-Umschlägen aufzustellen, ändert sich nichts. Cullinan und Ruiz werden von zwei Kollegen ersetzt, deren Namen auch bekannt sind: Kimberly Bourdon und Rick Rosas. Ergänzt werden die beiden um eine dritte Person, die zusammen mit den Oscar-Produzenten im Kontrollraum Platz nehmen und immer einen Überblick über das Geschehen haben wird. Zudem wird dieser oder diese Mitarbeiter/in im Besitz der gleichen Sieger-Umschläge sein wie Bourdon und Rosas. Ganz nach dem Motto: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.

Auch am Ritual des Überreichens der Umschläge an die Präsentatoren hat das Wirtschaftsprüfungsunternehmen ein wenig geschraubt. Ein sorgloses “Bitte schön” – “Dankeschön” ist nicht mehr. Künftig müssen die PwC-Mitarbeiter und die Präsentatoren einander bestätigen, dass der richtige Umschlag den Besitzer gewechselt hat. Da auch dabei einiges schief gehen kann, müssen alle drei PwC-Mitarbeiter vor der Oscar-Verleihung ein Training absolvieren. Hier wird ihnen beigebracht, was zu tun ist, sollte trotz aller Vorsicht doch etwas nicht nach Plan laufen.

Zu guter Letzt oder wie es im Englischen so schön heißt: last but not least hat PricewaterhouseCoopers eine Regel eingeführt, die wohl die wichtigste ist von allen. Sie zielt auf die Ursache allen Übels: Smartphones sind für die Mitarbeiter des Unternehmens hinter den Kulissen der Oscar-Verleihung fortan tabu. Hätte das doch vorher jemand dem guten Brian Cullinan gesagt.