Lage in Soledar nach angeblicher russischer Eroberung weiterhin unklar
Zwei Tage nachdem die russische SΓΆldnertruppe Wagner die Einnahme der ostukrainischen Stadt Soledar gemeldet hat, ist die Lage vor Ort weiterhin unklar. Die Ukraine bestritt am Freitag Angaben der russischen Armee, diese habe die vollstΓ€ndige Kontrolle ΓΌber die seit Monaten heftig umkΓ€mpfte Stadt ΓΌbernommen: Die ukrainischen StreitkrΓ€fte hΓ€tten die Lage "unter Kontrolle", hieΓ es aus Kiew.
"Am Abend des 12. Januar wurde die Befreiung der Stadt Soledar abgeschlossen", teilte das russische Verteidigungsministerium am Freitag mit. Dieser Sieg sei "wichtig fΓΌr weitere OffensiveinsΓ€tze" in der Region Donezk, sagte der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow.
Die Kleinstadt Soledar liegt etwa 15 Kilometer nordΓΆstlich der Stadt Bachmut, die die russische Armee und die SΓΆldnertruppe Wagner seit Monaten einzunehmen versuchen. Mit der angeblichen Eroberung von Soledar beanspruchen die russischen StreitkrΓ€fte nach mehreren demΓΌtigenden RΓΌckschlΓ€gen in den vergangenen Monaten einen ersten nennenswerten Sieg fΓΌr sich.
"In Soledar finden schwere KΓ€mpfe statt", sagte hingegen Serhij Tscherewaty, Sprecher der ΓΆstlichen Gruppe der ukrainischen StreitkrΓ€fte. "Die StreitkrΓ€fte der Ukraine haben die Situation unter schwierigen Bedingungen unter Kontrolle."
Auch der ukrainische Verteidigungsminister Oleksij Resnikow bezeichnete die Lage am Freitag in einem Interview mit der BBC als "sehr schwierig", aber "unter Kontrolle". Ihm zufolge werden jeden Tag "ungefΓ€hr 500 oder 600" russische KΓ€mpfer in der Ukraine getΓΆtet. Die Zahlen lassen sich nicht unabhΓ€ngig ΓΌberprΓΌfen. Derzeit wird vor allem rund um Bachmut und Soledar gekΓ€mpft.
Die vollstΓ€ndige Kontrolle ΓΌber Soledar ermΓΆgliche es Russland, "die Nachschublinien der ukrainischen StreitkrΓ€fte, die sich in der Stadt (Bachmut) im SΓΌdwesten befinden, zu unterbrechen und dann die dort befindlichen ukrainischen Einheiten einzukesseln", sagte der russische Ministeriumssprecher Konaschenkow. Die Eroberung von Soledar sei durch "stΓ€ndige Angriffe auf den Feind" durch die russische Luftwaffe und Artillerie ermΓΆglicht worden.
Zuvor hatte die stellvertretende ukrainische Verteidigungsministerin Hanna Maljar erklΓ€rt, die ukrainischen StreitkrΓ€fte hielten in Soledar einer russischen Offensive von "hoher IntensitΓ€t" stand. Dies sei "eine schwierige Phase des Krieges, aber wir werden sie gewinnen", schrieb sie im Onlinekanal Telegram.
Die Aussagen der in zunehmender Konkurrenz zur russischen Armee stehenden russischen SΓΆldnertruppe Wagner, sie habe Soledar eingenommen, waren am Mittwoch sowohl von Moskau als auch von Kiew zurΓΌckgewiesen worden.
Die US-Denkfabrik Institute for The Study of War (ISW) verwies auf am Mittwoch und Donnerstag verΓΆffentlichte Aufnahmen, die darauf hindeuteten, "dass die russischen StreitkrΓ€fte wahrscheinlich den GroΓteil, wenn nicht sogar ganz Soledar kontrollieren". Es sei aber unwahrscheinlich, dass "dieser kleine Sieg eine bevorstehende Einkreisung von Bachmut" ankΓΌndige. Nach ISW-EinschΓ€tzung hat Moskau die Bedeutung von Soledar "ΓΌbertrieben".
Unterdessen wurden ukrainischen Angaben zufolge in der ostukrainischen Region Charkiw zwei Frauen bei russischen Angriffen getΓΆtet. Eine 59-JΓ€hrige und eine 64-JΓ€hrige seien infolge von Artilleriebeschuss des Dorfes Dworitschna der NΓ€he von Kupjansk ums Leben gekommen, erklΓ€rte Gouverneur Oleg Synegubow. Eine weitere Frau sei in ein Krankenhaus gebracht worden.
Der Leiter des ukrainischen PrΓ€sidialamts, Andrij Jermak, forderte angesichts der heftigen KΓ€mpfe in der Ostukraine die VerbΓΌndeten des Landes auf, mehr Waffen zu liefern. "Um diesen Krieg zu gewinnen, brauchen wir mehr militΓ€rische AusrΓΌstung, schwere AusrΓΌstung", erklΓ€rte er.
ma/gt