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Modegott Lagerfeld: Eine Ära nach Karl erscheint undenkbar

Der deutsche Modeschöpfer Karl Lagerfeld ist gestorben. Das teilte Chanel am Dienstag in Lagerfelds Geburtsstadt Hamburg mit. Am Montagabend sei er in die Notaufnahme gebracht worden, wo er am Dienstagmorgen verstarb. 35 Jahre lang war Karl Lagerfeld Gesicht und kreatives Mastermind des französischen Luxuslabels. Eine Ära nach Karl erscheint undenkbar – zu viel hat der Modegott für die Fashionwelt geleistet.

Der deutsche Modeschöpfer Karl Lagerfeld ist gestorben. Das teilte Chanel am Dienstag in Lagerfelds Geburtsstadt Hamburg mit. (Bild: Getty Images)
Der deutsche Modeschöpfer Karl Lagerfeld ist gestorben. Das teilte Chanel am Dienstag in Lagerfelds Geburtsstadt Hamburg mit. (Bild: Getty Images)

Chanel – das sind Träume, keine Produkte. Das ist purer Luxus, das ist eines der bedeutendsten Unternehmen in der Mode- und Kosmetikbranche. Chanel – das sind und bleiben für immer Coco Chanel und Karl Lagerfeld. Nach 35 Jahren an der Spitze steht er gleichbedeutend für die Marke Chanel wie deren Gründerin, die den Konzern bis zu ihrem Tod leitete. Dieses Erbe ist der Hamburger angetreten und teilt bis zu seinem letzten Tag das gleiche Schicksal. Karl Lagerfeld starb am 19. Februar 2019 in Paris. Mit seinem Tod geht eine Ära zu Ende.

Karl Lagerfeld erhielt einen Vertrag auf Lebenszeit

Karl Lagerfeld war schon immer der Unerschrockene, der sich selbst mehr zutraute als jedem anderen. Vielleicht nahm er 1984, über zehn Jahre nach Cocos Chanels Tod und zu einem Zeitpunkt, an dem das Unternehmen vergleichsweise mittelmäßige Erfolge aufweisen konnte, den Job als Chefdesigner der Chanel-Modesparte auch ohne Zögern an. Unter seinen Bedingungen natürlich: Lagerfeld, der schon ein Jahr zuvor als Berater für die Haute Couture bei Chanel eingestellt worden war, erhielt einen Vertrag auf Lebenszeit, die Besitzer Alain und Gérard Wertheimer ließen ihm vollkommen freie Hand – was die kreative wie auch die budgetäre Seite anging.

Karl Lagerfeld im Jahr 1983 im Chanel-Atelier. (Bild: Getty Images)
Karl Lagerfeld im Jahr 1983 im Chanel-Atelier. (Bild: Getty Images)

Der “New York Times” erzählte Lagerfeld einst, sein Vertrag umfasse gerade mal eine Seite, Alain Wertheimer wisse er stets fest an seiner Seite: „Er steht 100 Prozent hinter mir. Ich kann machen, was ich will, alle Risiken eingehen, ich habe totale Freiheit.” Der Besitzer, so verriet Lagerfeld außerdem in einem Dokumentarfilm, habe ihm gesagt: “Machen Sie mit der Marke, was Sie wollen. Wenn es klappt, okay, wenn nicht, verkaufe ich die Firma.”

Der steinige, aber stetige Weg in Richtung Moderne

Was folgte, waren mindestens 16 Stunden Arbeit pro Tag für Karl Lagerfeld, der zeitweise gleichzeitig Kollektionen für Chanel wie auch für Fendi entwarf und Aufträge für zahlreiche andere Klienten annahm (Lagerfelds Nebenbeschäftigungen wurden von offizieller Seite immer als Bereicherung für das Hause Chanel angesehen). Und ein steiniger, aber stetiger Weg in Richtung Moderne.

Nicht nur für seine Entwürfe, sondern auch für seine spektakulären Schauen wurde Karl Lagerfeld gefeiert. (Bild: Getty Images)
Nicht nur für seine Entwürfe, sondern auch für seine spektakulären Schauen wurde Karl Lagerfeld gefeiert. (Bild: Getty Images)

Seine ersten Entwürfe in den 1980ern waren von den 20ern und 30ern inspiriert, nicht – wie man von Chanel erwartet hatte – von den 50ern, und Lagerfeld verabschiedete sich ganz bewusst von den Pastelltönen und kastenförmigen Kostümen, für die Chanel bekannt geworden war. Die später aufkommende Kritik, Lagerfeld habe wenig Eigenes in seine Chanel-Kreationen eingebracht, sah der Designer übrigens schon nach seiner ersten Chanel-Kollektion kommen: „Selbst, wenn sie es nie so gemacht hat, ist es sehr Chanel, nein?“ Die legendäre Women`s Wear Daily (WWD) kritisierte seine erste Kollektion mit den Worten, Lagerfeld habe „zu viele Chanel Don`ts und nicht genug Do´s” begangen.

Karl Lagerfeld mit Inés de la Fressange auf der Chanel-Show 1987 in Paris. (Bild: Getty Images)
Karl Lagerfeld mit Inés de la Fressange auf der Chanel-Show 1987 in Paris. (Bild: Getty Images)

Apropos Dont`s: Die leistete sich Lagerfeld natürlich regelmäßig – aber immer mit guter Begründung seinerseits. So tauchten seit den frühen 2000er Jahren in den Chanel-Modenschauen immer wieder männliche Modelle auf – meist seine Musen wie Sebastien Jondeau oder Baptiste Giabiconi, Brad Kroenig oder ab 2011 auch dessen kleiner Sohn – obwohl Chanel grundsätzlich keine Herrenbekleidung herstellt. Lagerfeld erklärte dies mit dem Umstand, dass Coco Chanel sich die Inspiration für ihre Damenkollektionen einst aus der Männermode holte.

Katy Perry, Karl Lagerfeld, Cara Delevingne und Claudia Schiffer auf der Präsentation der Herbst/Winter-Kollektion 2017/18 von Chanel. (Bild: Getty Images)
Katy Perry, Karl Lagerfeld, Cara Delevingne und Claudia Schiffer auf der Präsentation der Herbst/Winter-Kollektion 2017/18 von Chanel. (Bild: Getty Images)

Die männlichen Chanel-Modelle seien quasi eine Hommage an Coco. In jedem Fall stellten sich die jungen Männer später als Publicity-Jackpot heraus, um den (jüngeren) Mainstream anzusprechen. Und auch der PR-starke Einsatz weiblicher Models wie Inés de la Fressange oder Claudia Schiffer sowie später von Testimonials wie Keira Knightley und Blake Lively versetzte den modernen Entwürfen den letzten Kick: Endlich schaffte Chanel es wieder in die Wishlist der jungen Frauen.

Lily-Rose Depp und Karl Lagerfeld im Jahr 2017 in Paris. (Bild: Getty Images)
Lily-Rose Depp und Karl Lagerfeld im Jahr 2017 in Paris. (Bild: Getty Images)

“Die Looks, auf denen sein Name steht, bedürfen keiner Interpretation”

Mit seinen Kreationen bei Chanel ließ Karl Lagerfeld bei vielen Frauen Modeträume erstehen. Für die meisten bleiben diese Wünsche bis heute unerreichbar, besser gesagt unerschwinglich. Aus diesem Grund gründete er seine eigene Marke Karl.com. Er wollte, dass seine Designs für alle zugänglich sind. “Wenn Karl für Fendi oder Chanel arbeitet, dann interpretiert er die Attribute und die DNA dieser Marken. Für seine eigene Brand Karl Lagerfeld kann er alles frei umsetzen, was IHM wichtig ist und wie ER sich versteht. Man findet beispielsweise immer ironische Elemente in den Kollektionen, die einfach daher rühren, dass Karl sich selbst nicht so ernst nimmt und Spaß haben möchte. Wiederkehrende Signature Styles sind auch ikonische Elemente, das Thema Metall oder schwarz-weiß – eben dieser rockige Chic. Es dreht sich durch und durch um die Person – besser gesagt die Persönlichkeit – Karl Lagerfeld,” Pier Paolo Righi (CEO der Marke Karl) im Interview mit Yahoo Style.

Eine Antwort auf die Frage, wer die beiden Modemarken Chanel und Karl kreativ weiterführen wird, scheint es nicht zu geben. Aber darum geht es heute auch gar nicht. Die Modewelt trauert um den wohl größten deutschen Modemacher, der nicht nur modisch begeistert und polarisiert hat. Diese Trauer verdient ihre Zeit. Eine Zeit, in der es nicht gleich ums Ersetzen und Weitermachen geht. Mit dem Tod von Karl Lagerfeld geht eine Ära zu Ende und ein Modegott von dieser Erde.