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Millionen-Abo für luxuriöse Privatjets: Der Chef von Vistajet erklärt, wer die Flieger chartert und wie Fliegen damit nachhaltiger werden soll

Vistajet-Gründer Thomas Flohr.
Vistajet-Gründer Thomas Flohr.

Es gibt viele schöne Dinge am Fliegen, aber auch einiges, was gerade Vielflieger gerne eintauschen würden. Dazu zählen lange Warteschlangen an der Sicherheitskontrolle, Gedränge beim Boarding und dass man bei einer Linienfluggesellschaft abhängig ist von deren Streckennetz und Abflugzeiten.

Die Lösung könnte ein eigenes Privatflugzeug sein – in diesen teuren Genuss kommen aber die Wenigsten. Denn neben den Anschaffungs- und Wartungskosten lassen sich auch die Flughäfen das Parken der Maschinen teuer bezahlen. Außerdem wäre einen die Entscheidung: Kauft man ein Flugzeug für kurze Strecken oder für lange Strecken? Hat das Flugzeug zu wenig Reichweite, müsste man zum Beispiel auf dem Weg über den Atlantik mehrfach umsteigen. Hat es eine hohe Reichweite, droht der Betrieb ineffizient zu werden.

"Ich behaupte: Wenn du überlegst, ein Flugzeug zu kaufen, dann wirst du immer das Falsche kaufen!", sagt der Schweizer Unternehmer Thomas Flohr, 61 Jahre alt und Gründer von Vistajet, einer Privat-Airline mit Sitz auf Malta. Wir sprechen online mit Vistajet-Chef Thomas Flohr, während er in London ist – kurz, nachdem er sein Jahresergebnis für 2021 vorgestellt hat.

Das Geschäft mit den Privatfliegern scheint zu boomen. Corona ist für manche ein Grund mehr, den Massen der Linien-Airlines zu entfliehen. In Deutschland gab es 2021 gut ein Fünftel mehr Vistajet-Flüge als im Vorjahr, weltweit verzeichnet Vistajet einen Mitgliederzuwachs von 26 Prozent. Innerhalb von drei Jahren hat Vistajet seine Flotte mehr als verdoppelt und fliegt inzwischen mit mehr als 200 Privatfliegern durch die Welt.

Flohr bietet seinen Kunden Privatflugzeuge on demand an. Sein Angebot richtet sich an diejenigen, die beispielsweise spontan morgen zu einem Geschäftstermin von Hamburg nach New York müssen – und ungern Zeit und Komfort beim Flug über ein Drehkreuz wie Frankfurt oder München einbüßen wollen.

Wegen Corona nutzen mehr Passagiere Privat-Flugzeuge

Was kostet die Mitgliedschaft bei der Privat-Airline?

Einen pauschalen Ticketpreis gibt es bei Vistajet nicht. Zwar kann man eine Strecke in die Suchmaske der Website eingeben, aber anstatt einer Kalkulation wird man daraufhin persönlich kontaktiert. Flohr und sein Team sagen, sie wollten ihren potenziellen Gästen nichts Vorgefertigtes verkaufen. Je nachdem, wie oft kurze und lange Strecken geflogen würden und wie viele Flugstunden der Kunde brauche, macht Flohr ein Angebot.

Ein Rechenbeispiel lässt sich der Unternehmer dennoch entlocken: Wenn ein Kunde 200 Stunden pro Jahr fliegen will, würde Vistajet ihm einen Festpreis in Höhe von 10.700 Euro pro Flugstunde anbieten. Somit beliefe sich diese Mitgliedschaft bei der Airline zusammen auf etwa 2,1 Millionen Euro im Jahr. Flohr sagt, ein eigenes Flugzeug würde mindestens 20 bis 30 Millionen US-Dollar kosten plus zusätzlicher Wartungs- und Instandhaltungskosten. Bei Vistajet sei es "am Ende ein fünfseitiger Vertrag, der im Kern besagt: Wir garantieren dir, dich zu fliegen, und du verpflichtest dich, eine bestimmte Flugstundenzahl abzunehmen."

Mit dem Tochterunternehmen XO könnte es sogar noch etwas günstiger werden: „Ähnlich wie Uber bieten wir damit ein Konzept an, bei dem man sich Sitzplätze in einem Privatflugzeug teilen kann", so Flohr zu Business Insider.

Arbeiten, essen, schlafen: In einem Privatflieger ist dafür mehr Platz als im Linienflugzeug.
Arbeiten, essen, schlafen: In einem Privatflieger ist dafür mehr Platz als im Linienflugzeug.

Wenig Hollywood, viel Entrepreneur

Neben Zeit ist aber auch Komfort ein wichtiger Faktor für die Kunden. Vistajet fliegt mit Flugzeugen des kanadischen Flugzeugbauers Bombardier. An Bord des Privatjets gibt es viel Platz – und Luxus. Das Essen, eher Fine Dining als Flugzeug-Kost, findet an einer langen Tafel statt. Es gibt an Bord eine kuratierte Bücherei und wer will, kann sich in eine Art Schlafzimmer mit Bett zurückziehen. Auch Haustiere sind an Bord willkommen. Auf sie wartet an Bord, laut Aussage der Airline, ein für sie abgestimmtes Menü und handgewobene Kuscheldecken. Zusätzlich seien die Crewmitglieder auch geschult in Sachen Erster Hilfe am Tier.

Wer sind die typischen Vistajet-Kunden, die sich eine Mitgliedschaft bei der Privat-Airline leisten können?

Es sei weniger der schillernde Hollywood-Lifestyle, sagt der Vistajet-Chef. Flohr adressiert hauptsächlich die Unternehmen, die einen oder mehrere der rund 22.000 Privatflieger nutzen, die es weltweit gibt. Als divers bezeichnet Flohr seine Kundschaft, da er mit seinem Business auf allen Kontinenten vertreten sei. Er sagt, die 20 Kunden, die das meiste Geld bei Vistajet ausgäben, machten nur acht Prozent des gesamten Umsatzes aus.

Mit Blick auf die wachsende Fokussierung auf Nachhaltigkeit hat Flohr sich ein Ziel gesteckt: Er will, dass Vistajet spätestens 2025 komplett klimaneutral ist, zum Beispiel durch effizientere Flugzeuge und direkte Anflüge auf die meist kleineren Ziel-Flughäfen.

Und der Unternehmer sieht sich und seine Firma auf einem guten Weg – auch beim wirtschaftlichen Erfolg: "Wir mussten im Sommer 2020 einige wichtige Entscheidungen treffen, als die Welt wirklich düster aussah. Aber wir haben nicht eine einzige Person entlassen, wir haben sogar neue Flugzeuge gekauft und wir haben jedes einzelne Flugzeug generalüberholt."

Als Flohr sich damals mit Persönlichkeiten aus der Branche zu seiner Idee ausgetauscht habe, ein Privatflug-Netzwerk als Club aufzubauen, hätten ihn manche belächelt, erzählt er. "Aber wenn man mir sagt, dass etwas nicht funktioniert, werde ich es immer in Frage stellen.“ Und langsam, so Flohr, würden mehr und mehr Menschen begreifen, dass das System Vistajet funktioniere.

Ein Teil der Vistajet-Flotte auf dem Flughafen von Malta.
Ein Teil der Vistajet-Flotte auf dem Flughafen von Malta.