"Millennium 5": Darum fühlt sich David Lagercrantz jetzt "stärker"

Mit "Verfolgung" (Heyne Verlag) hat der schwedische Autor David Lagercrantz (55) gerade Band fünf der "Millennium"-Reihe veröffentlicht. Der vierte Teil, "Verschwörung", hatte 2015 für eine Menge Diskussionen gesorgt. Der Grund: Stieg Larsson, der Schöpfer der "Millennium"-Trilogie, ist mit nur 50 Jahren 2004 an einem Herzinfarkt gestorben. Seine Bücher "Verblendung", "Verdammnis" und "Vergebung" wurden postum veröffentlicht und zu Weltbestsellern. 2013 war Lagercrantz dann vom schwedischen Originalverlag und Larssons Familie ausgewählt worden, den vierten Band zu schreiben. Nicht nur die langjährige Lebensgefährtin von Larsson hatte sich allerdings gegen eine Fortsetzung ausgesprochen...

Ob nun mit "Verfolgung" wieder Diskussionen aufkommen werden, könne man nicht absehen, sagt Lagercrantz im Interview mit spot on news. Aber dieses Mal "fühle ich mich stärker und sicherer" erklärt er, da "Millennium 4" so positiv aufgenommen worden sei. Auch als er gesehen habe, was für eine Wirkung "M4" auf die ursprünglichen Larsson-Bücher hatte, habe ihm das Selbstvertrauen gegeben, so Lagercrantz weiter. Die Verkaufszahlen des vierten Bands und der Original-Trilogie seien "fantastisch" gewesen. Larssons Romane "haben dank 'M4' mehr und neue Leser gefunden, das macht mich glücklich und stolz".

Das Erfolgsgeheimnis der "Millennium"-Reihe

Doch warum haben die Helden Lisbeth Salander und Mikael Blomkvist so viele Fans, die nicht genug von ihnen bekommen können? Ein Teil der Antwort liege sicher in dem Nordic-Noir-Phänomen, meint Lagercrantz. "Aber ich glaube auch, dass viele Menschen - genau wie ich - von Personen angezogen werden, die durch Dinge stärker werden, die die meisten von uns niederstrecken würden." Solche Menschen erschaffen große Chancen, um anders auf Dinge zu schauen, so der Autor. "Sie neigen dazu, einfallsreich und taff zu sein, um zu überleben. Ibra, Turing und Salander sind Persönlichkeiten, die Unterdrückung in etwas Großes verwandelt haben".

Lagercrantz hatte in seinem Roman "Der Sündenfall von Wilmslow" über den englischen Mathematiker Alan Turing geschrieben. 2011 erschien mit "Ich bin Zlatan" seine gefeierte Biographie des schwedischen Fußballspielers Zlatan Ibrahimovic. Lisbeth Salander "fasziniert am meisten", erklärt der Autor - weil sie "das Gegenteil einer konventionellen Heldin ist". "Sie weigert sich auf einen edlen Ritter zu warten, der sie rettet. Sie nimmt ihr Leben für gewöhnlich selbst in die Hand. Dazu kommt natürlich noch die unklare Beziehung, die Mikael Blomkvist und Lisbeth Salander teilen - sind sie Freunde, Liebende oder was ist das?"

Das Rätsel um das Tattoo

Die Geschichte von "Verfolgung" hängt auch mit einem bestimmten Tattoo zusammen. Von der Idee, welchen Stellenwert und enorme Bedeutung der Drache in Lisbeths Leben hatte, sei er ganz besessen gewesen, verrät Lagercrantz. "Eine Frau wie Lisbeth würde sich nie ein großes Tattoo ohne guten Grund stechen lassen. Ich habe nach etwas gesucht, das diese epische Tragweite hat und das die Sage, die sie umgibt, noch vertieft." Und auch im fünften Teil wird Salander weiter ihre Rolle ausfüllen, verspricht der Autor: "als eine völlig neue Figur, die Crime-Fiction verändert hat. Ein Gegenentwurf zur Prinzessin, die in ihrem Turm auf ihren Retter wartet".

Diese Heldin hat natürlich auch die Filmbranche längst für sich entdeckt. Die schwedische Verfilmung der Original-Trilogie machte Hollywood auf den Stoff aufmerksam. Unter der Regie von David Fincher (55) wurde ein Remake von "Verblendung" (2011) gedreht. In den Hauptrollen glänzten Daniel Craig (49) und Rooney Mara (32). Sony Pictures wird 2018 zudem die Verfilmung von Lagercrantz' "Verschwörung" in die Kinos bringen. In die Arbeit am Film sei er jedoch nicht involviert.

Neuen Stoff liefert Lagercrantz auch bald wieder, für das sechste Buch der Reihe habe er "Gott sei Dank" schon eine Idee. Die Arbeit daran sei gut angelaufen, auch wenn sie sich noch in einer frühen Phase befinde. Eine Geschichte zu haben, die er schreiben und über die er nachdenken müsse, halte ihn geistig fit, sagt er. Ob es nach Band sechs noch weitere "Millennium"-Bücher von ihm geben wird? "Man weiß nie, was die Zukunft bringt", so der Autor.

Foto(s): ©Cato Lein, Heyne