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Militärischer Druck im Donbas wächst - Ukraine fordert Waffenlieferungen

Die seit Tagen verstärkte russische Militäroffensive im Osten der Ukraine scheint auf immer weniger Gegenwehr zu stoßen.

Das russische Verteidigungsministerium erklärte die strategisch wichtige Kleinstadt Lyman im Donbas als befreit. Der 20.000-Einwohner-Ort diente als Eisenbahnknoten und Straßenverbindung zu den zwei nahegelegenen Ballungsräumen Sjewjerodonezk/Lyssytschansk und Slowjansk/Kramatorsk.

Ukrainische Offizielle baten dringend um mobile Mehrfachraketenwerfer aus US-Produktion, um den russischen Vormarsch in den Regionen Luhansk und Donezk aufzuhalten.

Die Raketen wären laut Wolodymyr Selenskyj in der Lage, russische Feuerstellungen, Militärbasen, Flugplätze und Nachschublinien in einer Entfernung von bis zu 300 Kilometern zu treffen.

Selenskyj sagte in seiner nächtlichen Videoansprache: "Wir arbeiten jeden Tag daran, unsere Verteidigung zu stärken. Es geht in erster Linie um die Lieferung von Waffen. Jeden Tag nähern wir uns einer Situation, in der unsere Armee den Invasoren technologisch und in der Schlagkraft überlegen sein wird. Natürlich hängt viel von den Partnern ab, von ihrer Bereitschaft, die Ukraine mit allem zu versorgen, was zum Schutz der Freiheit notwendig ist. Und ich freue mich auf die guten Nachrichten in der nächsten Woche."

"Terrorstaat Russland"

Selenskyj warf Russland eine Politik des Terrors vor. "Ich werde die Welt immer wieder daran erinnern, dass Russland endlich offiziell als Terrorstaat, als Förderer des Terrorismus, anerkannt werden muss."

Der ukrainische Präsident will sich zu Wochenbeginn an die Staats-und Regierungschefs der EU auf dem Sondergipfel in Brüssel wenden, denn: "Terror auf dem Gebiet der Ukraine. Terror auf dem Energiemarkt in Europa, nicht nur in unserem Land. Terror auf dem Lebensmittelmarkt, und zwar weltweit. Und welcher Terror wird als nächstes kommen?"

Selenskyj sagte, nur gemeinsam könnten die Europäer die Politik eines solchen Staates stoppen.

Zivile Problembereiche: Landwirtschaft und Getreide-Export

Im Nordosten der Ukraine sind Felder mit nicht explodierten Artilleriegranaten übersät. Sie liegen zu nahe an der Frontlinie, um sie zu betreten. Entsprechend kommt auch eine Minenräumung nicht in Frage. Landwirtschaftliche Geräte und Lagerhäuser sind in vielen Landesteilen weitgehend zerstört.

Die sich zuspitzende Nahrungsmittelkrise wird dadurch weiter verschärft, dass die Ukraine nicht in der Lage ist, Millionen von Tonnen Getreide und andere landwirtschaftliche Erzeugnisse zu transportieren.

Die russische Blockade der ukrainischen Häfen hat Verschiffungen praktisch unmöglich gemacht. Viele Häfen sind zusätzlich vermint.

Trotzdem erreichte ein Schiff der spanischen Hilfsorganisation Proactiva Open Arms mit 24 Tonnen Lebensmitteln an Bord die Stadt Izmail in der Region Odessa. Die nächste und vorerst letzte Verschiffung ist bereits in Planung.

Der Hafen der monatelang umkämpften Großstadt Mariupol ist seit Samstag wieder in Betrieb, nachdem die russischen Streitkräfte eigenen Angaben zufolge die Minenräumung im Asowschen Meer und am Ufer abgeschlossen hatte.