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Trügerische Ruhe nach der Chaos-Nacht von Hamburg

Am Freitag und Samstag kommen die Staats- und Regierungschefs der 20 führenden Industrie- und Schwellenländer zu ihrem Gipfel in Hamburg zusammen. Im Vorfeld kam es zu Demonstrationen und Ausschreitungen – auch am Freitag gehen die Auseinandersetzungen weiter. Die wichtigsten Entwicklungen im Liveblog.

  • Plünderungen, Brandstiftungen, Straßenschlachten.

  • Polizei hat nach eigenen Angaben 83 Personen festgenommen.

  • Waldimir Putin und Donald Trump haben sich das erste Mal persönlich getroffen.

  • Bislang 196 Einsatzkräfte verletzt.

+++ Polizei bittet um Fotos und Videos aus Krawallnacht +++
Gegen 3 Uhr morgens am Samstag hat sich die Lage im Schanzenviertel beruhigt, meldet die Polizei, in anderen Stadtteilen habe es keine neuen Zwischenfälle gegeben. Die Einsatzkräfte seien Freitagnacht durchgängig mit Steinen und Flaschen beworfen und Zwillen angegriffen worden. Zu den schwersten Vorfällen gehörte die Plünderung und anschließende Inbrandsetzung eines Supermarktes durch eine Gruppe von fast 500 Tätern. Die Hamburger Polizei bittet jetzt Anwohner und Zeugen um Videos aus Hamburg, um Täter identifizieren zu können. Dafür wurde ein eigenes Web-Portal eingerichtet.

+++ Lage in Hamburg beruhigt sich +++

Die Polizei spricht in einer Zusammenfassung der Ereignisse der Nacht von etwa 1500 Randalierern in Hamburg. Bei den Krawallen seien in der Straße Schulterblatt Scheiben eines Supermarkts, einer Drogerie, einer Bank, einer Bäckerei sowie diverserer Modegeschäfte eingeschlagen worden. Anschließend sei es zu Plünderungen gekommen, zudem seien teilweise Molotowcocktails und Gasflaschen in die geplünderten Läden geworfen worden. Die Beamten seien massive mit Wurfgegenständen angegriffen worden. Ein Polizist habe einen Unterschenkelbruch erlitten. Die Lage habe sich in den Morgenstunden beruhigt. Der S-Bahnverkehr sei wieder aufgenommen worden.

+++ Polizei meldet „Sicherung“ der Schanzenstraße - Randalierer ziehen weiter +++

Die Polizei hat nach eigenen Angaben von Samstagnacht große Teile der Straße Schulterblatt wieder unter Kontrolle. Die Randalierer haben sich dann offenbar im Stadtteil verteilt. Am Schlump seien Einsatzkräfte angegriffen worden. Der dortige U-Bahnhof musste geschlossen werden. Der Autoverkehr kam zum Erliegen, als Demonstranten neue Barrikaden errichteten.

+++ CDU-Politiker fordert Schließung der „Rote Flora“ +++

Angesichts der schweren Krawalle während des G20-Gipfels in Hamburg fordert der CDU-Innenpolitiker Armin Schuster die Schließung bekannter Zentren der linken Szene. „Linke Zentren wie die „Rote Flora“ in Hamburg oder die Rigaer Straße in Berlin müssen konsequent dichtgemacht werden“, sagte Schuster der in Düsseldorf erscheinenden „Rheinischen Post“ (Samstag). „Es darf in Deutschland keine rechtsfreien Räume geben, nicht für arabische Clans, Islamisten oder Neonazis, und auch nicht für Linksradikale.“ Der ausgebildete Polizist forderte zudem, im Vorfeld von Versammlungen verstärkt Meldeauflagen gegen polizeibekannte gewalttätige Linksextremisten zu verhängen. Das Kulturzentrum „Rote Flora“ liegt im Hamburger Schanzenviertel, einem Schwerpunkt der Ausschreitungen am Rande des G20-Gipfels. Seit fast 30 Jahren besetzt, gilt das ehemalige Theatergebäude bundesweit als eines der wichtigsten Zentren der autonomen Szene.

+++ Trump: Videobotschaft aus Washington an die G20 +++

Während Donald Trump in Hamburg am G20-Treffen teilnimmt, macht er von Washington aus in einer Videobotschaft noch einmal klar: "America first" ist weiter seine Leitlinie und die Zeiten, in denen sich andere "auf Kosten Amerikas" bereichern konnten, sind vorbei. Die G20 wollen in Hamburg unter anderem Differenzen über Handels- und Klimapolitik beilegen.

+++ Polizei geht gegen Störer an der Straße Schulterblatt vor +++

Kurz vor Mitternacht geht Polizei nach eigenen Angaben gegen Störer in der Straße Schulterblatt vor. Unbeteiligte wurden dringend aufgefordert, sich zu entfernen. Per Twitter geht die Hamburger Plizei auch gegen umlaufende Gerüchte in sozialen Medien vor: Es habe keinen Angriff auf das Krankenhaus St. Georg gegeben und es seien auch keine Dienstwaffen entwendet worden, heißt es.

+++ Erste Plünderungen in Hamburg +++

Die Polizei hat wegen der Ausschreitungen in Hamburg nach eigenen Angaben inzwischen 83 Menschen fest- und 19 in Gewahrsam genommen. Abseits der Polizeisperren und zwischen den Hotspots herrscht in der Schanze Volksfeststimmung. Aus den Hauseingängen wird laute Musik gespielt, die Leute sitzen in der milden Nacht auf der Straße, trinken Bier und beobachten die Lage. Überall auf dem Boden liegen Glasscherben. Dazwischen ziehen Grüppchen Autonomer durch, die sich leise beraten und verstohlen Plastikflaschen in den großen Taschen ihr Armeehosen verstauen. Über allem kreist ein Polizeihubschrauber mit knatternden Rotoren, zwischendurch sind explodierende Böller zu hören, es riecht nach Rauch. Kurz nach 22 Uhr gab es Meldungen über Plünderungen. Ein Supermarkt im Schanzenviertel wird ausgeraubt, daneben stehen verkohlte Geldautomaten. Vor dem besetzten Theater Rote Flora im Schanzenviertel brennen die Barrikaden. Es ist eines der wichtigsten Zentren der Autonomen-Szene in Deutschland. Die Hamburger Polizei gibt über Twitter die Zahl der verletzten Einsatzkräfte mit 196 an.

+++ Polizei rückt gegen Autonome im Schanzenviertel vor +++

Die Polizei rückt mit Wasserwerfern gegen Autonome auf dem Pferdemarkt im Schanzenviertel vor, die die Kreuzung blockieren und Böller zünden. Derweil hat eine weitere Kundgebung begonnen, die der Polizei größere Sorge bereitet. In St. Pauli versammelten sich nach Angaben der Polizei etwa 1000 Demonstranten zu der Kundgebung „Revolutionäre Anti-G20-Demo“. Sie steht unter dem Motto „G20 entern - Kapitalismus versenken“. Im Demonstrationsaufruf des Veranstalters hieß es: „Wir werden unsere Wut auf dieses System auf die Straße tragen.“

+++ G20-Staats- und Regierungschefs in der Elbphilharmonie +++
Die meisten Staats- und Regierungschefs der G20 haben nach ihren politischen Gesprächen am Freitagabend ein Konzert in der Hamburger Elbphilharmonie besucht. Als eine der ersten traf Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), die Gipfel-Gastgeberin, mit ihrem Ehemann Joachim Sauer am massiv gesicherten Konzerthaus ein. Mehr als eine Stunde später wurden US-Präsident Donald Trump und seine Ehefrau Melania - sie im weißen Kleid - vorgefahren. Auch dabei: Trumps Tochter Ivanka mit ihrem Mann Jared Kushner.

Wegen der späten Ankunft - das Gespräch von Trump mit Russlands Staatschef Wladimir Putin hatte wesentlich länger gedauert als geplant - verzögerte sich der Konzertauftakt um mehr als 35 Minuten. Putin kam schließlich mit zehn Minuten Verspätung in den Konzertsaal. Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan wurde nicht gesichtet.

+++ Warnschuss hatte nichts mit dem G20-Protest zu tun +++
Ein Warnschuss eines Polizeibeamten im Schanzenviertel hatte nichts mit dem G20-Protest zu tun. Der Warnschuss sei abgegeben worden, als Einsatzkräfte einen Straßenraub beobachtet hätten und einschritten seien. Sie seien dann von den Tätern angegriffen worden, twitterte die Polizei.

+++ Donald und Melania Trump wieder vereint +++

+++ Gruppenfoto vor der Elbphilharmonie +++

+++ Juncker: Kaum Hoffnung auf G20-Einigung in Handelsstreit +++
Die G20-Verhandlungen über den Freihandel stehen nach Einschätzung von EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker kurz vor dem Scheitern. „Wir werden die Handelsgespräche und die Auseinandersetzung über Handelsverträge mit den Amerikanern morgen weiterführen, aber ich mache mir da nicht viel Hoffnung“, sagte er am Freitag dem ZDF „heute-journal“.

+++ Putin hat Einmischung in US-Wahlen bestritten +++
Der russische Präsident Wladimir Putin hat nach Angaben von US-Außenminister Rex Tillerson im ersten persönlichen Gespräch mit US-Präsident Donald Trump jede Einmischung in die US-Wahlen 2016 abgestritten. Trump habe ihn mehrfach auf das Thema angesprochen, sagte Tillerson.

+++ USA und Russland einigen sich auf Waffenruhe +++
Russlands Staatschef Wladimir Putin und US-Präsident Donald Trump haben sich auf einen Waffenstillstand für den Südwesten Syriens verständigt. Die Waffenruhe, an der auch Jordanien beteiligt sei, solle am Sonntag beginnen, sagte US-Außenminister Rex Tillerson nach dem Treffen am Freitag am Rande des G20-Gipfels in Hamburg.

+++ Feuer im Schanzenviertel +++
Am Schulterblatt im Hamburger Schanzenviertel ist ein Feuer ausgebrochen. Die Feuerwehr hatte nach eigenen Angaben Schwierigkeiten, zum Brandort zu gelangen. „Lasst unsere Kollegen im Schulterblatt in Ruhe!! Wir kommen zum Helfen!!!“, twitterte die Feuerwehr. Gerüchte, wonach es sich um ein Bankgebäude handelt soll, konnten Feuerwehr und Polizei zunächst nicht bestätigen.

+++ Einsatzkräfte werden beworfen +++
Die Hamburger Polizei twittert, Einsatzkräfte würden im Schanzenviertel mit Gegenständen beworfen. Zuvor hieß es, vor der „Roten Flora“ hätten sich mehrere Personen vermummt und mit Eisenstangen bewaffnet.

+++ Demonstration „Colourful Mass“ +++
Am Bahnhof Hamburg-Dammtor versammelten sich am Abend mehrere hundert Fahrradfahrer zu einer Demonstration mit dem Titel „Colourful Mass“ (Farbenfrohe Menge). Allerdings sind in diesem Gebiet Versammlungen derzeit verboten, wie die Polizei mitteilte.

+++ Melania Trump in Elbphilharmonie +++
US-Präsident Donald Trump traf am Abend an der Seite seiner Frau Melania an der Elbphilharmonie ein. Die First Lady war am Mittag von Demonstranten an der Teilnahme am Partnerprogramm des G20-Gipfels gehindert worden.

+++ Gespräche über Syrien und Ukraine +++
Russland Präsident Wladimir Putin hat einem Medienbericht zufolge bei seinem ersten Treffen mit seinem US-Kollegen Donald Trump über die Konflikte in Syrien und der Ukraine gesprochen. Auch der Kampf gegen den Terrorismus und der Schutz vor Cyberangriffen seien Thema des Gesprächs gewesen, meldet die russische Nachrichtenagentur Interfax.

+++ Demonstranten bereiten sich vor +++
Gewaltbereite Demonstranten in Hamburg bereiteten sich am frühen Abend offenbar auf neue Zusammenstöße mit der Polizei im Stadtteil St. Pauli vor. In Seitenstraßen der Reeperbahn und in der nahen Hafenstraße wurden Barrikaden aus Bauzäunen und Mülltonnen errichtet.

+++ Putin und Trump sprachen deutlich länger +++
Das erste Treffen zwischen US-Präsident Donald Trump und seinem russischen Kollegen Wladimir Putin hat deutlich länger gedauert, als erwartet. Die Begegnung sei am frühen Abend nach rund zweieinhalbstündigem Meinungsaustausch beendet worden, sagt ein Sprecher des US-Außenministeriums in Hamburg.

+++ Journalisten Akkreditierung entzogen +++
Mehreren deutschen Journalisten sind während der Berichterstattung vom G20-Treffen in Hamburg die Akkreditierungen entzogen worden. Betroffen waren unter anderem Reporter von „Weser-Kurier“ und „Junge Welt“, wie die Tageszeitungen am Freitag berichteten. Das Bundeskriminalamt bestätigte, dass „in einigen Fällen“ wegen sicherheitsrelevanter Erkenntnisse Akkreditierungen entzogen worden seien. Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) protestierte gegen das Vorgehen.

+++ Weitere Krawalle erwartet +++
Der Hamburger Polizeipräsident Ralf Martin Meyer sagt in einer Video-Botschaft via Twitter: „Wir haben aktuell eine Lage, die sich ein wenig beruhigt hat.“ Gleichwohl rechne er im Lauf des Abends und auch am Samstag mit weiteren „Störaktionen“.

+++ Kampf gegen Terrorpropaganda +++
Die G20-Staaten wollen ihre Zusammenarbeit im Kampf gegen den Terrorismus ausweiten und verstärkt gegen terroristische Inhalte im Internet vorgehen. Vertreter der G20 würden mit den Anbietern von Internet-Plattformen entsprechende Gespräche aufnehmen, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel am Freitag beim Gipfel der großen Wirtschaftsmächte vor Journalisten. Man werde dabei deutlich machen, „dass wir das schnelle Löschen erwarten“. Das sei bei terroristischer Propaganda „zeitkritisch“.
Ein „großes Problem“ seien auch Messenger-Dienste, über die terroristische Informationen verschlüsselt ausgetauscht würden, sagte die Kanzlerin. Hier müsse die Überprüfung verbessert werden. Merkel betonte, das gelte ausdrücklich nur „im Verdachtsfall“.
In einer Erklärung der Staats- und Regierungschefs zum Terrorismus hieß es: „Wir werden mit dem Privatsektor (...) zusammenarbeiten, um den Missbrauch des Internets und der sozialen Medien für terroristische Zwecke wie Propaganda, Finanzierung und Planung von Terrorakten, Anstachelung zum Terrorismus, Radikalisierung und Anwerbung zum Ausführen terroristischen Handlungen zu bekämpfen.“ Dabei würden die Menschenrechte uneingeschränkt geachtet.

+++ Bisher 71 Festnahmen +++
Die Hamburger Polizei hat nach eigenen Angaben seit Beginn ihres G20-Einsatzes 71 Personen festgenommen. 15 weitere seien in Gewahrsam genommen worden, twitterten die Beamten.

+++ Schwierige Gespräche zu Klimaschutz +++
Im Streit über Formulierungen zur Klimapolitik zeichnet sich auf dem G20-Gipfel in Hamburg nach den ersten Gesprächsrunden noch keine Lösung ab. Kanzlerin Angela Merkel sagte am frühen Freitagabend vor Journalisten, die allermeisten Staats- und Regierungschefs hätten sich zum Pariser Klimaabkommen bekannt.

+++ Gipfel will UN-Reaktion +++
Die G20-Staaten haben sich für eine Reaktion des UN-Sicherheitsrates auf den jüngsten Raketentest Nordkoreas ausgesprochen. Man hoffe gemeinsam auf eine „angemessene Antwort“ durch das Gremium, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel am Freitag nach den ersten G20-Gesprächen in Hamburg.

+++ Angela Merkel fährt vor +++
Die Kanzlerin kommt an der Elbphilharmonie für das Konzert der Gipfelteilnehmer an.

+++ Kein Notstand oder Katastrophenfall +++
Trotz der gewalttätigen Ausschreitungen beim G20-Gipfel in Hamburg mit zahlreichen Verletzten sind weder der Notstand noch der Katastrophenfall ausgerufen worden. Darauf wies die Polizei auf Twitter ausdrücklich hin - „aufgrund diverser Anfragen“, wie es hieß.

+++ Ohne Konsens bei Handel und Klima +++
Die Staats- und Regierungschefs der G20-Staaten haben sich bei ihrem Gipfeltreffen offenkundig beim Thema Handel verhakt. Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte nach der ersten Arbeitssitzung, an einer gemeinsamen Abschlusserklärung würden die G20-Unterhändler ("Sherpas") noch Stunden arbeiten müssen. Eine große Rolle habe der Stahlstreit gespielt.

+++ Geschäfte bereits geschlossen +++
Die Warenhäuser und Geschäfte in der Hamburger Innenstadt haben wegen der G20-Ausschreitungen früher als angekündigt geschlossen. Seit dem späten Vormittag hätten die Läden nach und nach dicht gemacht, sagte City-Managerin Brigitte Engler. „Die Unternehmen waren in Sorge um ihre Mitarbeiter angesichts der in den Netzen verbreiteten Fotos und Videos.“

+++ Polizei rüstet auf +++
Nach den schweren Ausschreitungen beim G20-Gipfel rüstet sich die Hamburger Polizei für neue Krawalle. Aus den anderen Bundesländern seien mehrere zusätzliche Hundertschaften als Verstärkung eingetroffen, sagte Polizeipräsident Ralf Martin Meyer am Freitag. Sie sollten helfen, die „völlig irre Gewalt“ marodierender linksextremer Gruppen in der Stadt unter Kontrolle zu bringen.

+++ Merkel verurteilt Krawalle +++
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat die Krawalle mit hunderten verletzten Polizisten und Demonstranten am Rande des G20-Treffens scharf kritisiert. „Ich habe jedes Verständnis für friedliche Demonstrationen, aber gewalttätige Demonstrationen bringen Menschenleben in Gefahr“, sagte sie am Freitag nach den ersten Gesprächsrunden im G20-Kreis in Hamburg. „Deshalb ist das nicht zu akzeptieren.“ Bei den gewalttätigen Ausschreitungen brächten Menschen sich selbst, Polizisten und Anwohner in Gefahr. Sie danke den Einsatzkräften und schätze deren sehr harte Arbeit, sagte Merkel. „Mein gesamter Rückhalt gilt den Sicherheitskräften, die hier in diesen Stunden ihren Dienst tun. Und das ist ein sehr harter Dienst und deshalb sind wir sehr dankbar.“

+++ Polizeipräsident entschuldigt sich +++
Hamburgs Polizeipräsident Ralf Meyer hat sich für das Verkehrschaos vor Beginn des G20-Gipfels am Donnerstag entschuldigt. Was die Autofahrer zum Teil über Stunden hätten erdulden müssen, sei „sicherlich nicht in Ordnung gewesen“, sagte er am Freitag. Vor allem die Stadtteile Alsterdorf, Eppendorf und Winterhude seien betroffen gewesen. Mehr Delegationen als erwartet seien bereits am Donnerstag angereist. Man habe zwar versucht, die Autofahrer über die Verkehrsnachrichten zu informieren. „Doch anscheinend sind doch viele überrascht worden“, sagte Meyer.

+++ Kompromiss zur Handelspolitik +++
Die G20-Gruppe der Top-Wirtschaftsmächte ringt beim Gipfel in Hamburg weiter um einen Kompromiss zur Handelspolitik. Am Rande der Beratungen der G20-Staats- und Regierungschefs sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Freitag: „Hier sind die Diskussionen sehr schwierig. Da will ich gar nicht drumrum reden.“ Hintergrund ist der Abschottungskurs von US-Präsident Donald Trump.

+++ Kampf gegen Terrorpropaganda +++
Die G20-Staaten wollen ihre Zusammenarbeit im Kampf gegen den Terrorismus ausweiten und stärker gegen Propaganda im Internet vorgehen. Die Vertreter der großen Wirtschaftsmächte würden mit den Anbietern von Internet-Plattformen Gespräche aufnehmen, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel beim G20-Gipfel in Hamburg. Man werde dabei deutlich machen, „dass wir das schnelle Löschen erwarten“. Ein „großes Problem“ seien auch Messenger-Dienste, über die terroristische Informationen verschlüsselt ausgetauscht würden, sagte die Kanzlerin. Hier müsse die Überprüfung verbessert werden. Merkel betonte, das gelte ausdrücklich nur „im Verdachtsfall“.

+++ Trump-Plastik auf der Elbe +++
Greenpeace-Aktivisten haben mit einer Trump-Plastik auf der Elbe für den Klimaschutz protestiert. Die Umweltschützer zogen eine sieben Meter hohe Figur des US-Präsidenten Donald Trump auf einem Ponton vor das Konzerthaus Elbphilharmonie. Dort wollten die G20-Teilnehmer am Abend ein Konzert besuchen. Die Plastik zeigt Trump als schreiendes Baby mit vollen Windeln auf einem Globus sitzend. In den Händen hält er das zerrissene Pariser Klimaabkommen.

+++ Polizeipräsident verteidigt G20-Einsatz +++
Hamburgs Polizeipräsident Ralf Meyer hat den Einsatz bei der „Welcome to Hell“-Demonstration verteidigt. Er sei sich „absolut sicher“, dass der Einsatz verhältnismäßig gewesen sei, sagte er am Freitagnachmittag. Inzwischen sei Verstärkung aus anderen Bundesländern angefordert worden. Meyer schätzt, dass dann rund 21 000 Polizisten in der Hansestadt das Treffen der großen Wirtschaftsmächte in den Hamburger Messehallen schützen.

+++ Demonstranten bei Flucht schwer verletzt +++
Auf der Flucht vor der Polizei sind in Hamburg elf Anti-G20-Demonstranten schwer verletzt worden. Wie die Feuerwehr mitteilte, stürzten sie bei dem Versuch, mit einer größeren Gruppe von Demonstranten in Hamburg-Bahrenfeld über eine Mauer mit Absperrgitter zu klettern, aus etwa vier Metern Höhe ab, weil das Absperrgitter unter der Last zusammenbrach. Sie wollten sich den Angaben zufolge Zugang zu einem Firmengelände verschaffen. 13 Demonstranten, die sich zum Teil schwer am Kopf verletzten, wurden in Krankenhäuser gebracht. 65 Einsatzkräfte der Berufsfeuerwehr Hamburg waren mit zwölf Rettungswagen, fünf Notarzteinsatzfahrzeugen und zwei Löschfahrzeugen im Einsatz.

+++ Enger gegen Terrorismus +++
Die G20-Staaten haben sich nach Worten von Bundeskanzlerin Angela Merkel auf eine engere Zusammenarbeit im Bereich der Terrorismusbekämpfung verständigt. Man sei sich einig gewesen, dass es einen besseren Informationsaustausch geben müsse und die Anbieter von Internetplattformen rascher als bislang terroristische Inhalte löschen müssten, sagt Merkel nach dem Ende der ersten Arbeitssitzung.

+++ Gegner in Schlauchbooten +++
G20-Gegner versuchten mit Schlauchbooten, sich der Elbphilharmonie von der Wasserseite zu nähern. Etwa 15 Boote näherten sich der Sperrung auf der Elbe mit hoher Geschwindigkeit. Mehrere Aktivisten sprangen rund 200 Meter vor der Elbphilharmonie über die Sperrlinie ins Wasser, dort wurden sie von der Wasserpolizei umringt.

+++ Trump nennt Begegnung eine Ehre +++
US-Präsident Donald Trump hat sein erstes persönliches Treffen mit dem russischen Amtskollegen Wladimir Putin am Rande des 20-Gipfels als Ehre bezeichnet. Er habe mit dem russischen Staatschef bereits „verschiedene Dinge“ besprochen, sagte der Republikaner am Freitag in Hamburg: „Und ich denke, es läuft sehr gut.“ Er wolle den Gesprächsfaden gerne fortführen. Putin sprach seinerseits von einem wichtigen beiderseitigen Treffen, auch wenn es zuvor bereits Telefonate gegeben habe. Doch diese seien niemals ausreichend. „Ich bin erfreut, Sie persönlich zu treffen“, fügte er hinzu. Neben den beiden Präsidenten saßen ihre Außenminister Rex Tillerson und Sergej Lawrow.

+++ Trump und Putin äußern Hoffnung +++
US-Präsident Donald Trump und der russische Staatschef Wladimir Putin haben ihr erstes lange erwartetes persönliches Gespräch geführt. Die beiden setzten sich mit einigen wenigen Begleitern am Freitag beim G20-Gipfeltreffen in Hamburg zusammen. Putin sagte, er wolle die drängendsten bilateralen und internationalen Fragen besprechen und hoffe „auf positive Ergebnisse“. Trump sagte, er hoffe, „dass positive Dinge geschehen“.

+++ Appell: Mehr Geld für Bildung +++
Massive Finanzlücken bedrohen die Bildung von Kindern in Krisenregionen. Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (Unicef) appellierte auf dem G20-Gipfel an die reichen Industrieländer und aufstrebenden Wirtschaftsnationen, mehr Geld zur Verfügung zu stellen. „Bildung muss Vorrang haben“, sagte die mit 19 Jahren bisher jüngste Unicef-Botschafterin Muzoon Almellehan, die mit 14 Jahren aus Syrien flüchten musste.

+++ Banken schließen Filialen +++
Nach den Krawallen haben etliche Banken ihre Filialen in Hamburg vorübergehend geschlossen. Die Postbank schloss sämtliche Filialen im Hamburger Stadtgebiet, wie eine Sprecherin der Deutschen Presse-Agentur bestätigte. Auch die Hamburger Sparkasse öffnete viele Filialen nicht. „Wir sind im engen Austausch mit den Sicherheitsbehörden und haben aufgrund der Sicherheitslage die Filialen im Innenstadtbereich nicht geöffnet“, sagte eine Haspa-Sprecherin.

+++ Gewalt in Hamburg eskaliert +++
Die Gewalt eskaliert: Die Polizei twittert, an den Landungsbrücken würden Gegenstände auf die Schienen geworfen. Es komme zu Störungen im U-Bahn-Verkehr. Die Störer sammelten Wurfgegenstände und seien „massiv polizeifeindlich“. Die Beamten warnen die Hamburger: „Bitte lasst das Auto stehen! Aufgrund der derzeitigen Krawalle empfehlen wir nicht mit dem Fahrzeug in die Innenstadt zu fahren.“

+++ Gegner greifen Polizei an +++
Die Hamburger Polizei meldet „massiven Bewurf mit Gegenständen“ im Bereich St. Pauli. Kurz zuvor hatte sie berichtet, größere Störergruppen seien im Bereich der Ludwig-Erhard-Straße und der Reeperbahn gemeldet worden.

+++ Trump und Putin treffen sich +++
US-Präsident Donald Trump und der russische Präsident Wladimir Putin sind beim G20-Gipfel erstmals zu einem Gespräch zusammengekommen. Beide bezeichnen es als eine Ehre und zeigten sich erfreut, den jeweils anderen zu treffen. Putin sagt, Telefongespräche seien niemals ausreichend.

+++ Polizei reagiert auf Satireseite +++
Mit einem Tweet hat die Hamburger Polizei am Freitag klargestellt, dass sie zur Deeskalation der Lage rund um den G20-Gipfel keine Atomraketen einsetzen werde. Die Satireseite „Der Postillon“ hatte vermeldet, die Polizei habe eine Atomrakete aufgefahren, um sie nach den Krawallen notfalls einzusetzen, sollte die Stimmung wieder kippen. Die Polizei twitterte daraufhin: „Fake! Wer es noch nicht mitbekommen hat: Der Postillon ist eine Satire-Seite!“.

+++ Brics-Staaten plädieren für freien Handel +++
Die sogenannten Brics-Staaten haben sich auf einem Treffen am Rande des G20-Gipfels für eine ausgewogene und offene Weltwirtschaft eingesetzt. Auch sprachen sich die Staats- und Regierungschefs aus Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika (Brics) gegen Protektionismus aus, wie aus einer gemeinsamen Erklärung hervorging. Sie forderten die Weltgemeinschaft ferner auf, das Pariser Klimaabkommen umzusetzen.

+++ Putin-Sprecher weist Trump-Forderungen zurück +++
Der Sprecher des russischen Präsidenten Wladimir Putin hat die Forderung von US-Präsident Donald Trump nach geringerer Dominanz der Erdgaslieferungen für Osteuropa durch Russland zurückgewiesen. „Es gibt kein Energiemonopol in Europa“, sagte Dmitri Peskow vor dem geplanten Treffen der beiden Präsidenten.

+++ „Keine gute Visitenkarte für Deutschland“ +++
Brennende Autos, kaputte Fensterscheiben – der Protest gegen den G20-Gipfel ist eskaliert. Thomas Sigmund, Handelsblatt-Ressortleiter Politik, kommentiert.

+++ Hamburg als Ort war falsch +++
Der CSU-Innenpolitiker Hans-Peter Uhl hat die Entscheidung kritisiert, den G20-Gipfel nach Hamburg zu vergeben. „Man hätte den G20-Gipfel nie in einer Millionenstadt wie Hamburg veranstalten dürfen. Die Sicherheitslage ist dort viel zu schwer zu kontrollieren“, sagte er der „Bild“-Zeitung. Nicht umsonst habe Bayern den G7-Gipfel im Sommer 2015 nach Schloss Elmau verlegt. „Da hielt sich die Randale in Grenzen.“

+++ Selbstkontrolle nicht verlieren +++
Mit Bezug auf das nordkoreanische Raketenprogramm dürfe man nicht seine Selbstbeherrschung verlieren, sagt Russlands Präsident Wladimir Putin. Der südkoreanische Präsident Moon Jae In betont, Putin sollte helfen, die Krise auf der koreanischen Halbinsel zu deeskalieren.

+++ China für bessere Koordinierung +++
Chinas Präsident Xi Jinping ruft die großen Volkswirtschaften zu einer besserer Koordinierung ihrer Konjunkturpolitik auf, berichtet die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua.

+++ Trump trifft mexikanischen Präsidenten +++
US-Präsident Donald Trump ist am Rande des G20-Gipfels in Hamburg mit dem mexikanischen Staatschef Enrique Peña Nieto zusammengekommen. „Es ist großartig, meinen Freund, den Präsidenten Mexikos, zu treffen“, sagte Trump zum Auftakt des Gesprächs am Freitag. Peña Nieto erklärte, er hoffe auf einen „flüssigen Dialog“. Trump hält an den Plänen fest, eine Mauer an der Grenze zu Mexiko zu bauen. Er bekräftigte am Freitag auch seine Wahlkampfaussage, wonach Mexiko dafür zahlen solle. Peña Nieto lehnt das ab.

+++ Gemeinsamer Druck auf Nordkorea +++
Nach dem ersten nordkoreanischen Test einer Interkontinentalrakete hat der südkoreanische Präsident Moon Jae-in die G20-Staaten aufgefordert, den Druck auf Pjöngjang zu verstärken. Auf dem Gipfel der Staats- und Regierungschefs der Top-Wirtschaftsmächte in Hamburg sagte Moon am Freitag, das nordkoreanische Atom- und Raketenprogramm sei zu einer „globalen Bedrohung“ geworden. Mit Druck müsse Nordkorea zu der Erkenntnis gebracht werden, „dass seine Atomwaffen und Raketen niemals seine Existenz garantieren“, zitierte ihn die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap. So sollte Pjöngjang an den Verhandlungstisch zurückgeholt werden. Moon forderte die G20-Gruppe zu einer gemeinsamen Reaktion auf dem Gipfel in der Hansestadt auf.

+++ Putin plädiert für freien Handel +++
Im Unterschied zu US-Präsident Donald Trump hat der russische Staatschef Wladimir Putin beim G20-Gipfel für einen freien Welthandel plädiert. „Wir sind gegen den Protektionismus, der sich in der Welt ausbreitet“, sagte Putin auf dem Treffen der führenden Wirtschaftsmächte. Beschränkungen bei Handel und Finanzen hätten oft einen politischen Hintergrund und sollten Konkurrenten ausschalten, zitierte ihn die Agentur Interfax.

+++ Nichts Neues von Melania Trump +++

Die US-Präsidentengattin scheint immer noch im Gästehaus des Hamburger Senats festzustecken, wo sie mit Donald Trump übernachtet. Aufgrund der Sicherheitslage sollte sie das Haus nicht verlassen. Nutzer von Sozialen Medien nehmen das Thema bereits aufs Korn.

+++ Mexikaner sollen Grenzmauer bezahlen +++
US-Präsident Donald Trump setzt weiter auf einen Grenzwall zum Nachbarland. Auf die Frage, ob er wie bisher wolle, dass Mexiko für die Mauer bezahlt, sagt Trump: „Absolut.“ Zudem mache man bei Handelsfragen mit Mexiko „sehr guten Fortschritt“.

+++ Gauland über die Zustände in Hamburg +++
„Wir müssen den Rechtsstaat wiederherstellen und das staatliche Gewaltmonopol in Hamburg durchsetzen. Frau Merkels Gipfel gerät zum Offenbarungseid der deutschen Politik. Viel zu lange war man gegenüber dem linksextremen Gewaltmillieu viel zu nachlässig. Jetzt blamieren wir uns nicht nur vor aller Welt, auch unbeteiligte Hamburger Bürger sind massiv beeinträchtigt. Wir müssen jetzt in Hamburg den Ausnahmezustand erklären und unsere Grenzen schließen, damit nicht noch weitere linksextreme Gewalttäter einreisen und die Gewalttouristen bei der Ausreise dingfest gemacht werden können. Die schreckliche Situation in Hamburg zeigt, dass die AfD die einzige Rechtsstaatspartei in Deutschland ist, die solch eine Katastrophe nicht toleriert und gewillt ist, mit allen rechtsstaatlichen Mitteln zu bekämpfen“, so der AfD Spitzenkandidat Alexander Gauland.

+++ Bundespräsident verurteilt Ausschreitungen +++
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat die gewalttätigen Ausschreitungen am Rande des G20-Gipfels in Hamburg verurteilt. „Brutale Gewalt hat auf unseren Straßen nichts verloren. Sie hat keine Rechtfertigung und kann nicht mit Verständnis rechnen“, sagte er der „Bild“-Zeitung (Samstag). „Meinen Respekt haben diejenigen, die – wie von unserer Verfassung garantiert – auch ihren Protest zum Ausdruck bringen und die Polizisten, die es mit ihrem Einsatz ermöglichen, dass Deutschland ein guter Gastgeber für wichtige und notwendige Gespräche sein kann.“

+++ Verstärkung für Polizei trifft ein +++
Die ersten Hundertschaften zur Verstärkung der Polizei beim G20-Gipfel sind in der Hansestadt angekommen. Die Polizei habe sich auf Linksextremisten mit einer bestimmten Ideologie eingestellt, sagt Polizeisprecher Timo Zill. Gekommen seien Menschen, denen es überhaupt nicht um G20 gehe, sondern die nur ihre Gewaltlust ausleben wollten. Derzeit gehe es den Militanten vor allem darum, möglichst viele Autos in Altona anzuzünden. Das sei eine neue Qualität.

+++ Juncker lobt EU-Rolle +++
Bundeskanzlerin Angela Merkel ruft in der G20-Runde nach Trump EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker auf. Dieser lobt das EU-Japan-Freihandelsabkommen. Die EU habe die Führung bei Freihandel und den Kampf für offene Märkte übernommen. Juncker verweist nach Diplomatenangaben auch auf die guten Wirtschaftsdaten der EU.

+++ Trump lobt eigene Erfolge +++
In der ersten Arbeitssitzung auf dem G20-Gipfel erzählt US-Präsident Donald Trump seinen Partnern von den Erfolgen der US-Wirtschaft seit seinem Amtsantritt. Danach redet er laut Diplomatenangaben viel über Nordkorea - was allerdings gar nicht auf der Agenda der Sitzung über Weltwirtschaft und Handel steht. Der US-Präsident war den Angaben aus Diplomatenkreisen zufolge der erste Staats- und Regierungschef, dem Gipfel-Gastgeberin Angela Merkel in der Gesprächsrunde zum Thema Wirtschaft und Handel das Wort erteilte.

+++ Aktivisten fordern Rücktritte +++
Vertreter der eskalierten „Welcome to Hell“-Demonstration haben wegen der Art der gewaltsamen Auflösung den Rücktritt von Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz und dessen Innensenator Andy Grote (beide SPD) gefordert. „Natürlich müssten aus diesen Vorkommnissen personelle Konsequenzen gezogen werden“, sagte Christoph Kleine von der G20-Plattform am Freitag und nannte dabei auch den G20-Polizeieinsatzleiter Hartmut Dudde. „Die Polizei hat Tote in Kauf genommen.“

+++ Keine Unterstützung der Bundeswehr +++
Angesichts der massiven Ausschreitungen rund um den G20-Gipfel in Hamburg ist die Polizei Gerüchten entgegengetreten, die Bundeswehr könne zum Einsatz kommen. Es gebe keine Unterstützung der Bundeswehr, twitterte die Polizei am Freitag in der Hansestadt. „Dem Einsatz sind deutliche verfassungsrechtliche Grenzen gesetzt.“ Die Polizei verwies auf Artikel 87 des Grundgesetzes.

+++ Merkel fordert Zusammenarbeit +++
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat die Staats- und Regierungschefs der G20-Gruppe zu enger Zusammenarbeit und Kompromissbereitschaft aufgefordert. Sie hoffe, dass der Gipfel in Hamburg zur Lösung drängender Probleme in der Welt einen Beitrag leiste, sagte Merkel zur Eröffnung des Treffens der großen Wirtschaftsmächte. Sie glaube auch, dass sich alle Teilnehmer darum bemühten. In diesem Geiste sollten sie zusammenarbeiten.
Merkel betonte: „Wir wissen, dass die Zeit drängt, deshalb können Lösungen oft nur gefunden werden, wenn wir kompromissbereit sind und uns aufeinander zubewegen, ohne uns zu sehr zu verbiegen.“ Unterschiede könnten durchaus benannt werden. Sie verwies auf das Kreuzknoten-Logo für den Gipfel und sagte: „Je größer die Belastung ist, umso fester wird dieser Knoten.“

+++ Hilfsorganisation warnt vor Gipfel-Scheitern +++
Die internationale Kinderhilfsorganisation World Vision warnt vor einem Scheitern des G20-Treffens. „Wir befürchten, dass der Gipfel hier in Hamburg so enden wird, wie der G7 Gipfel in Italien – nämlich mit keinen Ergebnissen, um die Hungersnot in Afrika zu bekämpfen oder die Syrien-Krise zu beenden und Lösungen für Gewalt gegen Kinder zu finden“, sagt Christoph Waffenschmidt, Deutschland-Chef von World Vision.

+++ Partnerprogramm geändert +++
Das Partnerprogramm für die Eheleute beim G20-Gipfel wird angesichts der angespannten Sicherheitslage geändert. Nach dpa-Informationen soll ein bisher geplanter Termin im Klimarechenzentrum nun durch Vorträge der Experten im Hotel Atlantic ersetzt werden.

+++ Melania Trump darf Haus nicht verlassen +++

Die Ehefrau von US-Präsident Donald Trump ist von Demonstranten an der Teilnahme am Partnerprogramm des G20-Gipfels gehindert worden. „Wir haben von der Polizei bisher keine Sicherheitsfreigabe zum Verlassen des Gästehauses“, sagte eine Sprecherin von Melania Trump der Deutschen Presse-Agentur. Die 47-Jährige verpasste zunächst einen Klassiker für Hamburg, eine Schiffsrundfahrt durch den Hafen. Nach einem Mittagessen sollte es einen Besuch im Deutschen Klima-Rechenzentrum geben. Der Ehemann von Bundeskanzlerin Angela Merkel, Professor Joachim Sauer, hat die Stationen ausgesucht. Dieser Programmpunkt wird nun durch Vorträge ersetzt.

+++ „Nulltoleranzstrategie“ gegen Linksextremisten +++
Die AfD hat angesichts der Ausschreitungen rund um den G20-Gipfel eine „Nulltoleranzstrategie“ gegen Linksextremisten gefordert. „Linksextremisten dürfen nicht länger mit Samthandschuhen angefasst werden, sondern sind als das zu behandeln, was sie sind: Terroristen“, sagte die Spitzenkandidatin für die Bundestagswahl, Alice Weidel, am Freitag. Nun räche sich das „jahrelangen Hofieren und die finanzielle Unterstützung des Linksextremismus“, fügte sie hinzu.

+++ Innensenator: Mittlerweile 160 verletzte Polizisten +++
Laut Hamburgs Innensenator Andy Grote ist die Situation wieder „stabil“. Am Vormittag habe es ungefähr 45 Festnahmen und 15 Ingewahrsamnahmen gegeben. Hohe kriminelle Energie sei etwas, „das uns alle erschrecken muss“, so Grote. Es habe massive Angriffe auf die Einsatzkräfte der Polizei gegeben. Insgesamt seien bisher 160 Beamte verletzt worden, darunter seien aber nur wenige ernsthafte Verletzungen. Grote äußerte sich auch noch einmal zum Ablauf der gestrigen Demonstration: Im Schwarzen Block hätten sich Demonstranten vermummt, was eine Straftat sei. Eine solche Demonstration dürfe in Hamburg nicht losziehen, das sei allen Beteiligten bekannt. Um die friedlichen Demonstranten, die in der Mehrzahl waren, dennoch gehen zu lassen, wurde der Schwarze Block von diesen separiert. Dabei sei es „sofort“ zu einem Gewaltausbruch gekommen. Dennoch sei es später gelungen, zwei neu angemeldete, friedliche Demonstrationen zu ermöglichen. Diese seien später zusammengeführt worden.

+++ Hamburger Polizei benötigt Verstärkung +++
Die Hamburger Polizei bemüht sich um Verstärkung aus anderen Bundesländern. „Wir haben bundesweit angefragt, ob Kräfte frei wären, und das wird geprüft“, sagt ein Polizeisprecher. Hintergrund seien die „vielen Straftaten, die parallel passieren.“. Wie viele zusätzliche Beamte angefordert wurden, wollte er nicht sagen. Er äußert sich auch nicht dazu, wie viele Beamten tagesaktuell im Einsatz sind. Der Sprecher bekräftigt nur, dass insgesamt rund 15.000 Polizisten wegen des G20-Gipfels vor Ort seien.

+++ Papst appelliert an die G20 +++
Papst Franziskus hat von den Staats- und Regierungschefs der 20 großen Wirtschaftsmächte gefordert, die Armen in ihren Entscheidungen besonders zu berücksichtigen. „Es ist (...) notwendig, dass (...) den Armen, den Flüchtlingen, den Leidenden, den Vertriebenen und den Ausgeschlossenen – ohne Unterschied von Nation, Volkszugehörigkeit, Religion oder Kultur – absoluter Vorrang eingeräumt wird und ebenso bewaffnete Konflikte abgelehnt werden“, schrieb das Oberhaupt der Katholiken am Freitag in einer Nachricht an Bundeskanzlerin Angela Merkel, die Gastgeberin des G20-Gipfels in Hamburg ist.

+++ New Yorker Bürgermeister bei Gegenveranstaltung +++
Der New Yorker Bürgermeister und Trump-Gegner Bill de Blasio wird sich beim Hamburger G20-Gipfel an Kundgebungen der bürgerlichen G20-Kritiker beteiligen. Außerdem wird de Blasio am Freitag mit dem Hamburger Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) zusammentreffen, teilte die Senatskanzlei mit.
Am Samstag wird der New Yorker Bürgermeister einen Vortrag im Thalia-Theater halten. „Bill de Blasio ist die Stimme eines anderen Amerika“, sagte Thalia-Intendant Joachim Lux, der den New Yorker Bürgermeister eingeladen hatte.

+++ May: Spielräume für Terroristen einengen +++
Die britische Premierministerin Theresa May will beim G20-Gipfel den Kampf gegen den Terrorismus forcieren. Schlupflöcher bei der Finanzierung von Terrorismus sollen geschlossen werden, will May in einer Rede beim Gipfel fordern, berichtete die BBC unter Berufung auf Auszüge aus einem Redemanuskript. „Wir engen die Spielräume von Terroristen auf offener Straße ein, wir müssen aber auch die Methoden einengen, mit denen die Entwicklung von Attacken auf angreifbare Ziele möglich wird und weitere Angriffe inspiriert werden“, heißt es in dem Manuskript Mays. Großbritannien war zuletzt Schauplatz mehrerer schwerer und folgenreicher Terrorangriffe.

+++ Trump und Putin schütteln sich die Hand +++
US-Präsident Donald Trump und Russlands Staatschef Wladimir Putin sind sich erstmals persönlich begegnet. Am Freitagvormittag gab es einen ersten Handschlag nach dem Eintreffen aller Staatsgäste, berichtete Kremlsprecher Dmitri Peskow. „Sie gaben einander die Hand und sagten, dass sie sich extra treffen und bald sehen werden“, sagte Peskow der Agentur Tass zufolge. Die Führer der größten Atommächte planten für den Nachmittag ihre erste längere Begegnung. Er freue sich darauf, twitterte Trump vorab. In den russisch-amerikanischen Gesprächen soll es unter anderem um Syrien und die Ukraine gehen.

+++ Straßenblockaden in der Innenstadt +++
An mehreren Orten in der Hamburger Innenstadt versuchen weiterhin Demonstranten, Straßen zu blockieren. Die Polizei schreitet häufig zügig ein und löst diese Blockaden auf. Teilweise werden Wasserwerfer eingesetzt. Insgesamt hat sich die Lage am späten Freitagvormittag aber beruhigt. Weitere größere Demonstrationen werden am Nachmittag erwartet, wenn die Staats- und Regierungschefs der G20-Länder zu einem Konzert in die Elbphilharmonie fahren.

+++ Hamburger Feuerwehr im Dauereinsatz +++
Wegen der gewalttätigen Proteste gegen den G20-Gipfel ist die Hamburger Feuerwehr seit Donnerstagabend zu 156 Einsätzen ausgerückt. 61 kleinere und größere Feuer wurden gelöscht, teilte die Feuerwehr am Freitag mit. Am frühen Freitagmorgen hätten 15 Autos in der Elbchaussee teilweise an Hauswänden gebrannt. Ein Übergreifen der Flammen auf angrenzende Wohnhäuser konnte verhindert werden. Ein gleiches Einsatzszenario gab es in der Max-Brauer-Allee, wo ebenfalls Autos brannten. Wie viele Autos in Hamburg insgesamt in Brand gesteckt wurden, konnte die Feuerwehr noch nicht aufaddieren.

+++ Australien drängt auf Freihandelsabkommen mit der EU +++
Der australische Finanzminister Mathias Cormann hat am Rande des G20-Gipfels in Hamburg auf den schnellen Abschluss eines Freihandelsabkommens mit der Europäischen Union gedrängt. „Wir wollen mit den Verhandlungen im November beginnen“, sagte der Australier in einem Gespräch mit dem Handelsblatt. Man wolle ein Abkommen zum beider Seiten Nutzen so schnell wie möglich erreichen. Cormann bekräftigte zugleich, dass Australien an der geplanten Trans Pacific Partnership (TPP) festhalten wolle, auch wenn der neue US-Präsident Donald Trump den Ausstieg der USA aus dem Freihandelsabkommen beschlossen hat.

+++ HSBC macht sich für offene Grenzen stark +++
Die nationalistischen Abschottungstendenzen in der Weltwirtschaft rufen jetzt auch die Großbanken auf den Plan. „Die Handelsorganisationen, aber auch die Wirtschaft hätten die Vorteile des Freihandels, der auf Regeln basiert, besser erklären müssen. Jetzt sehen sich Teile des Westens starken protektionistischen Stimmungen ausgesetzt - und das innerhalb einer sehr kurzen Zeit“, kritisierte Natalie Blyth, Chefin der Sparte Handelsfinanzierungen bei der britischen Großbank HSBC am Rande des G20-Gipfels in Hamburg. „Wir als Banken müssen deutlich machen, dass Handelsfinanzierungen eines der sichersten Kreditgeschäfte überhaupt sind. Es wird Zeit, dass wir unsere Stimme stärker erheben“, forderte die britische Bankerin. Blyth warnte zugleich vor einem Wachwechsel zwischen den USA und China. „Seit die USA ihre Handelspolitik neu bewerten, setzt sich China für die Globalisierung ein. Das wird die Weltwirtschaftsordnung für Jahrzehnte verändern.“

+++ Angriff auf Objektschutzkräfte +++
Bei den Ausschreitungen rund um den G20-Gipfel in Hamburg sind nach Polizeiangaben Objektschutzkräfte am Hotel Park Hyatt in der Altstadt angegriffen worden. In dem Hotel sollen Russlands Präsident Wladimir Putin, Südkoreas Präsident Moon Jae und Australiens Premier Malcolm Turnbull übernachten.

+++Polizeihubschrauber mit Leuchtrakete angegriffen +++
Bei den Krawallen rund um den G20-Gipfel in Hamburg ist nach Polizeiangaben ein Hubschrauber der Polizei im Bereich Altona mit einer Leuchtrakete angegriffen worden. Das Geschoss habe den Hubschrauber nur knapp verfehlt, hieß es. Zudem wurden die Scheiben des Konsulats der Mongolei laut Polizei eingeworfen. Unbekannte hätten zudem die Reifen eines geparkten Wagens der kanadischen Delegation zerstochen.

+++ Hafenkonzerne kämpfen mit Verzögerungen +++
Die Betriebe im Hamburger Hafen werden mehrere Tage benötigen, um die Verzögerungen durch die schweren Verkehrsbehinderungen am Freitag aufzuholen. Das sagte ein Sprecher des Hafenkonzerns HHLA. Die Umschlagarbeiten auf den Containerterminals laufen normal, auch die Beschäftigten seien zur Arbeit erschienen. Der Zu- und Ablauf der Container durch den Hafen sei jedoch unterbrochen. Das werde noch bis in den Dienstag hinein zu einem erhöhten Verkehrsaufkommen führen. Wegen der Proteste gegen den G20-Gipfel sind mehrere wichtige Straßen im Hafen für den Auto- und Lkw-Verkehr gesperrt, unter anderem auch die Köhlbrandbrücke.

+++ Putin bekennt sich zum Klimaschutz +++

Russland sieht das Pariser Klimaschutzabkommen nach Worten von Präsident Wladimir Putin als Grundlage für eine langfristige Zusammenarbeit. Putin ruft die G20-Länder zum gemeinsamen Kampf gegen Terrorismus auf und plädiert für weitere Reformen des Internationalen Währungsfonds.

+++ Merkel trifft Trudeau +++

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat sich vor Beginn des G20-Gipfel mit dem kanadischen Ministerpräsidenten Justin Trudeau getroffen. Außerdem kam sie mit dem Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation Tedros Adhanom Ghebreyesus zusammen.

+++ Trump twittert +++

US-Präsident Donald Trump teilt über Twitter mit, er freue sich darauf, die führenden Staats- und Regierungschefs am Freitag zu treffen. Das schließe auch sein Treffen mit Russlands Präsident Wladimir Putin ein. Es gebe viel zu diskutieren. Das bilaterale Gespräch ist nahezu zeitgleich zum Beginn der G20-Klimagespräche angesetzt.

+++ Bahnverkehr wieder größtenteils störungsfrei +++
Nach einer Störaktion mutmaßlicher G20-Gegner an einer Bahnstrecke bei Hamburg am Freitagmorgen läuft der Verkehr inzwischen wieder weitgehend störungsfrei. Der S-Bahnverkehr in Hamburg sei unbeeinträchtigt, teilte ein Sprecher der Deutschen Bahn mit. Auch der Fernverkehr laufe bis auf kleinere Nachwirkungen durch die Störaktion wie vorgesehen.

Wegen des Gipfels hat die Bahn allerdings die Fahrpläne angepasst. Etliche ICE-Züge aus dem Süden enden im Hauptbahnhof. Direktzüge nach Kiel, Westerland, Lübeck und Rostock fahren den Hauptbahnhof und die Station Dammtor unweit der Sperrzone nicht an und halten stattdessen weit außerhalb im südlichen Harburg oder im westlichen Bergedorf.

+++ Blockade an Hamburger Kreuzung aufgelöst +++
Die Polizei hat die Blockade einer großen Hamburger Kreuzung, ungefähr einen Kilometer vom G20-Gipfelort in den Messehallen entfernt, aufgelöst. Wasserwerfer wurden nicht eingesetzt.

+++ Trump nimmt Alternativ-Route +++
US-Präsident Donald Trump hat sich mit dem Auto von seinem Quartier auf den Weg zum G20-Gipfelort in den Hamburger Messehallen gemacht. Er nahm nicht die kürzere Route östlich der Alster, von der Polizisten zuvor eine Blockade geräumt hatten. Stattdessen fuhr er um die Nordspitze der Außenalster herum und nahm dann den Weg westlich der Alster. Sein gepanzerter Wagen, genannt The Beast, wurde von einer großen Polizeieskorte begleitet, die mit hoher Geschwindigkeit durch die Straßen fuhr.

+++ Neue Sitzblockade blockiert Verkehr +++
Auf einer großen Kreuzung, ungefähr einen Kilometer vom Gipfelort in den Messehallen entfernt, haben gut 200 Demonstranten mit einer neuen Sitzblockade den Verkehr blockiert. Der blockierte Platz liegt nahe dem linksautonomen Schanzenviertel. Die Polizei ist mit zwei Wasserwerfern vor Ort und fordert die Demonstranten auf, die Straße zu räumen.

+++ Freunde von Liu Xiaobo fordern G20 zum Handeln auf +++
Freunde des schwerkranken Friedensnobelpreisträgers Liu Xiaobo haben die Teilnehmer des G20-Gipfels in Hamburg dazu aufgefordert, sich für den 61-Jährigen einzusetzen. Die Familie „wünscht sich sehr“, dass vor allem die EU-Führer beim Gipfel Druck auf den chinesischen Präsidenten Xi Jinping ausüben, sagte Mo Zhixu, ein enger Freund von Liu Xiaobo, der Deutschen-Presse-Agentur am Freitag.

Zeng Jinyan, eine andere Freundin der Familie, erneuerte die Forderung, dass Liu Xiaobo freigelassen wird und zur Behandlung ins Ausland reisen kann. In einem ersten Schritt müsse er zudem aus der Klinik in der nordostchinesischen Stadt Shenyang in ein chinesisches „Top-Krankenhaus“ verlegt werden. Auch sollten Lius Ärzte frei über seinen Gesundheitszustand sprechen dürfen, forderte Zeng Jinyan in einer Online-Mitteilung.

+++ Bilder von G20-Chaoten sollten nicht gezeigt werden+++
Bildern gewaltbereiter Gipfelgegner sollte aus Sicht von Ewald Lienen, des Technischen Direktors des Hamburger Zweitliga-Fußballclubs St. Pauli, keine Öffentlichkeit geboten werden. „Die wenigen Chaoten, die unserer Sache nur schaden - diese Bilder haben es nicht verdient, in die Welt gezeigt zu werden“, sagte Lienen im ZDF-„Morgenmagazin“.

Es sollten ganz andere Bilder im Fernsehen laufen, forderte Lienen: Er sprach von den vielen engagierten Menschen, die sich beteiligten, etwa an Veranstaltungen, Konzerten und alternativen Gipfeln. Sie täten alles dafür, um den Politikern zu sagen: „Das geht so nicht weiter, wir müssen etwas anders machen.“ Lienen: „Ich bin einfach nur stolz darauf, wenn ich sehe, was sich hier in diesen Tagen in der Stadt ereignet.“

Der FC St. Pauli stellt Demonstranten auf der Haupttribüne des Millerntor-Stadions in der Hamburger Innenstadt noch bis Sonntag 200 Schlafplätze zur Verfügung. In der Nacht zu Freitag hätten dort 130 Leute übernachtet, sagte Lienen. Bei diesen Menschen, die nach Hamburg gekommen seien, gehe man davon aus, „dass es Gäste sind, die hier ihr demokratisch verbrieftes Recht auf Meinungsfreiheit nutzen wollen.“

+++ Sitzblockade aufgelöst +++
Die Sitzblockade auf der Straße östlich der Alster ist aufgelöst worden. Damit ist die mögliche Protokollstrecke, die US-Präsident Donald Trump auf dem Weg zum G20-Gipfelort mit dem Auto nehmen könnte, jetzt frei.

+++ Schäuble muss Diskussionsrunde wegen Sicherheitsproblemen absagen +++
Die vielen Blockaden und Demonstrationen bringen den G20-Gipfel durcheinander. Viele Veranstaltungen beginnen verspätet, Wolfgang Schäuble (CDU) muss eine Diskussionsrunde sogar ganz absagen. Eigentlich wollte der Bundesfinanzminister am Freitagmorgen beim „G20 Global Classroom“ mit Schülern aus aller Welt diskutieren.

Die Schüler warteten auch bereits in einem Gebäude am Jungfernstieg. Doch dann teilte der Organisator mit, dass Schäuble aufgrund der angespannten Sicherheitslage nicht kommen könne. Kein Durchkommen für den Minister von seinem Hotel zum Veranstaltungsort. Zumindest bei diesen Schülern haben sich die Demonstranten nicht beliebt gemacht.

+++ Polizei setzt Wasserwerfer ein +++
Nach dem Einsatz eines Wasserwerfers räumt die Polizei nun eine Sitzblockade östlich der Alster. Beamte tragen die rund 80 bis 100 Demonstranten einzeln weg.

+++ Mehrere ausgebrannte Autos an der Elbchaussee +++
An der noblen Hamburger Elbchaussee stehen etwa 25 bis 30 ausgebrannte Autos. Dies beobachtete ein dpa-Fotograf; ein Anwohner bestätigte die Zahl. Es sind ganz unterschiedliche Modelle darunter - Oberklasse-Autos ebenso wie Familien-Vans und Lieferwagen. Die Elbchaussee führt von Altona in den weit westlich liegenden Nobelvorort Blankenese und gilt als gehobene Wohnadresse. Auch in Blankenese selbst waren ausgebrannte Fahrzeuge zu sehen.


Polizei nennt ihr Vorgehen „alternativlos“

+++ So verteidigt die Polizei ihren Einsatz +++
Verschiedene Beobachter haben den Polizeieinsatz gegen die Demonstration „Welcome to Hell“ als unverhältnismäßig kritisiert. Ein Polizeisprecher verteidigte sie im Deutschlandfunk wie folgt: Es habe eine „unbeherrschbare Sicherheitssituation“ gedroht. Zwei schwarze Blöcke hätten sich gebildet, in denen sich Personen vermummt hätten. Der Sprecher sprach von 3500 Extremisten vor Ort, die zuvor schwerste Gewalttaten angekündigt hätten. Wenn diese Menschen sich plötzlich vermummen, sei das sozusagen die Vorbereitung von Straftaten. „Dann kann doch nicht von der Polizei erwartet werden, dass man mit diesen Menschen in bewohntes Gebiet geht. Das wäre unverantwortlich“, sagte er. Das Vorgehen sei „alternativlos“ gewesen. Zunächst habe die Polizei mit den Veranstaltern 45 Minuten darüber verhandelt, dass die Vermummung abgenommen werde. „Das war nicht wirklich erfolgreich.“ Beim anschließenden Versuch, die friedlichen Demonstranten von den schwarzen Blöcken zu trennen, sei die Polizei „massiv angegriffen worden“.

+++ Polizeibilanz der Nacht: 111 Beamte verletzt +++
In der Nacht sind nach Angaben der Polizei 111 Beamte verletzt worden. 29 Menschen seien festgenommen und 15 in Gewahrsam genommen worden, sagte eine Polizeisprecherin. Es sei zu zahlreichen Sachbeschädigungen unter anderem an geparkten Autos, Geschäften und am Amtsgericht Altona gekommen.

+++ Polizei kesselt Demonstranten ein +++

In der Nähe der Hauptkirche St. Michael hat die Polizei eine Gruppe Demonstranten eingekesselt. Es sind rund 200 Menschen, die zur Gruppe „Block G20 - Colour the red zone“ gehören, die die Zufahrtstraßen zum Gipfel zu blockieren und in die Sicherheitszone rund um den Gipfelort in den Messehallen kommen will.

Die Ausschreitungen in Hamburg haben auch massive Auswirkungen auf das öffentliche Leben. Ein Motorroller-Fahrer einer Pizzakette ließ sich allerdings am Donnerstagabend nicht davon abhalten, mitten in den Tumulten der Anti-G20-Demonstration „Welcome to Hell“ seinen Dienst nachzugehen. Das Bild des unerschrockenen Lieferanten geht um die Welt.

+++ Gewalttäter greifen Polizeirevier an +++

Die Bundespolizei teilte im Internetdienst Twitter mit, dass ein Bundespolizeirevier im Stadtteil Altona angegriffen worden sei. Am dortigen Bahnhof würden Gewalttäter Brandsätze werfen, Streifenwagen würden brennen. Hier geht es zum Facebook-Post der Polizei.

+++ Brennende Autos in Altona +++

An mehreren Stellen in Hamburg ist es zu gewalttätigen Protesten gekommen. Laut Bundespolizei wurden am Freitagmorgen am Bahnhof Altona Streifenwagen in Brand gesetzt. Auch an der Elbchaussee und auf der Max-Brauer-Allee brannten Fahrzeuge. Außerdem machte sich die Gruppe „Block G20 – Colour the red zone“ von zwei Stellen aus auf den Weg, um den Ablauf es Gipfels zu stören. Es kam zu Rangeleien mit der Polizei, die Schlagstöcke einsetzte. Es kam zu einer Sitzblockade eines möglichen Zufahrtsweges zum G20-Gipfel an der Alster. Die Polizei drohte mit Räumung.

+++ Neue Demonstrationen in Hamburg +++

Am Freitagmorgen haben sich hunderte Demonstranten an den Hamburger Landungsbrücken und am Verkehrsknotenpunkt Berliner Tor versammelt. Die Gruppe „Block G20 – Colour the red zone“ hat angekündigt, in die engste Hochsicherheitszone vordringen zu wollen. An den Landungsbrücken setzten sich mehr als 1000 weiß und lila gekleidete Menschen in Bewegung. Viele skandierten: „Haut ab, haut ab.“ Die Polizei ging nach Augenzeugenberichten mit Schlagstöcken gegen Teilnehmer vor. Am Berliner Tor liefen mehr als 200 Teilnehmer los, es kam zu Rangeleien zwischen Demonstranten und der Polizei.

+++ S-Bahn-Verkehr beeinträchtigt +++

Mehrere Menschen sind am Freitagmorgen in Hamburg auf Bahngleise gestiegen und haben so für eine Sperrung der westlichen Strecke zwischen Elmshorn und Hamburg-Altona gesorgt. Ein ICE nach Berlin konnte nicht rechtzeitig bereitgestellt werden, wie eine Bahnsprecherin sagte. Auf mehreren Regionalstrecken wendeten die Züge bereits auf Stationen vor Hamburg. Die Polizei habe die Menschen im Gleis unter Kontrolle gebracht, sagte ein Sprecher. Bei den Störern habe es sich scheinbar um Gegner des G20-Gipfels gehandelt.

+++ Das planen die Gipfel-Gegner +++

Gegner des Treffens der Staats- und Regierungschefs machten sich am Freitagmorgen von ihrem Camp im Volkspark Altona in Gruppen auf den Weg Richtung Innenstadt, wie Reuters-TV berichtete. Unter dem Motto "Block G20 - Colour The Red Zone" riefen Aktivisten zu Straßenblockaden und Störaktionen auf. Sie wollten die Anfahrtsrouten der Gipfelteilnehmer lahmlegen und planten auch Aktionen im Hafen.

+++ Gipfelgegner blockieren Straße +++

An der Caffamacherreihe gibt es ein spontanes Konzert von G20-Gegnern. Auf der Kreuzung wird symbolisch ein schwarzer Block aufgepumpt.

+++ Polizei: Lage verhältnismäßig ruhig +++

Nach den Ausschreitungen am Vorabend ist die Lage am Morgen nach Angaben eines Polizeisprechers „im Verhältnis gesehen“ ruhig. Polizeieinsätze seien derzeit nur vereinzelt nötig.

+++ Gewaltsame Proteste zum Gipfelauftakt befürchtet +++

Nach der von schweren Ausschreitungen begleiteten „Welcome to Hell“-Demonstration steht Hamburg am Freitag vor neuen, möglicherweise ebenfalls gewaltsamen Protesten. Die Gruppe „Block G20 - Colour the red zone“ hat angekündigt, in die engste Hochsicherheitszone vordringen zu wollen. „Unser Ziel ist es, den Ablauf des G20-Gipfels spürbar zu stören und die Inszenierung der Macht, die der Gipfel darstellt, zu brechen“, heißt es in einer Selbstdarstellung.

+++ Feuer in Hamburg-Marienthal +++

Auf dem Gelände eines Hamburger Autohändlers sind am frühen Freitagmorgen in Hamburg-Marienthal auf einer Fläche von 200 Quadratmetern Reifen in Flammen aufgegangen. An dem Einsatz seien rund 60 Feuerwehrkräfte beteiligt gewesen, sagte ein Sprecher. Zur Brandursache oder zum Sachschaden konnte die Polizei keine Angaben machen. Ob ein Zusammenhang mit dem G20-Gipfel besteht, ist noch unklar.

+++ Atempause in Hamburg +++

Am frühen Freitagmorgen blieb es vergleichsweise ruhig. Den schweren Auseinandersetzungen vom Vorabend folgten nur noch vereinzelt Scharmützel. „Es hätte schlimmer kommen können“, sagte ein Feuerwehrsprecher.

+++ „Letzte Stunde der Demokratie“ +++

Die erste Demonstration des Gipfel-Freitags in Hamburg hat zunächst keinen großen Zulauf erhalten. Gut 30 Demonstranten versammelten sich ab 4.00 Uhr im Gängeviertel, um mit einer Straßenblockade „die letzte Stunde der Demokratie“ zu zelebrieren. Ihnen standen rund 50 Polizisten gegenüber. „Es war alles sehr entspannt“, berichtete ein Beobachter. Um 5.59 Uhr muss das kleine Spektakel samt „irrsinnig lauter Technobeats“ beendet sein, da um 6.00 Uhr das Versammlungsverbot in Kraft tritt.

+++ Wut über zerstörte Geschäfte +++

Nach dem Ende der großen „Welcome to Hell“-Demonstration haben Unbekannte im Hamburger Stadtteil Eimsbüttel mindestens zehn Geschäfte beschädigt. Sie zerstörten Schaufenster sowie Türen und warfen Farbbeutel in die Modeboutiquen, Bäckereien oder Optikergeschäfte. „Gestohlen wurde anscheinend nichts“, berichteten Beobachter der Deutschen Presse-Agentur aus Eimsbüttel. „Die randalieren nur, um alles kaputtzumachen“, sagte die Filialleiterin einer Modeboutique, die weit mehr als vier Stunden auf einen Glaser warten musste. Jamie Watson von einer benachbarten, ebenfalls beschädigten Boutique, sagte: „Ich bin wütend, enttäuscht und habe absolut kein Verständnis. Das hat doch keinen Sinn.“

+++ Weiter brennende Barrikaden +++

Im Schanzenviertel brennt nach Polizeiangaben offenbar erneut eine Barrikade. Es sei ein fünf Meter hohes Feuer gemeldet worden, teilte die Polizei auf Twitter mit. Auch an mehreren Stellen im Bereich St. Pauli werden um 3 Uhr morgens Gegenstände auf die Straße gezogen und angezündet.

+++ Verletzte und Festnahmen+++

Die Polizei meldete insgesamt 76 verletzte Beamte, drei von ihnen mussten demnach im Krankenhaus behandelt werden. Piloten eines Polizeihubschraubers erlitten nach Angaben der Polizei Augenverletzungen durch Laserpointer. Auch zahlreiche Demonstranten wurden nach Angaben der Veranstalter verletzt - einige ernsthaft. Andreas Blechschmidt von den Anmeldern von „Welcome to Hell“ sagte unter Berufung auf Aussagen von Anwälten der Demonstranten, es habe bis späten Donnerstagabend zwischen zehn und 20 Festnahmen gegeben. „Es hätte schlimmer kommen können.“ Dieses Fazit zog am frühen Freitagmorgen gegen 1.30 Uhr ein Sprecher der Hamburger Feuerwehr. Laut Blechschmidt waren mehr als 10.000 Teilnehmer bei der Demonstration. Die Polizei hatte von 12.000 Teilnehmern gesprochen.

+++ Verletzte und Festnahmen+++

Nach Angaben der Hamburger Polizei beruhigte sich die Lage am späten Donnerstagabend. Auch Beobachter an den Brennpunkten des Abends berichten, dass die Polizei Wasserwerfer und Beamte abziehe. Für den frühen Freitagmorgen planten die Protest-Veranstalter allerdings bereits weitere Demonstrationen gegen das Treffen der großen Wirtschaftsmächte.