Markus Lanz gesteht schwerste Niederlage: "Ich wurde niedergeschrieben und niedergebrüllt"

Mit der Nachfolge von Thomas Gottschalk als Moderator von "Wetten, dass..?" trat Markus Lanz 2012 in große Fußstapfen. Heute bezeichnet er das Scheitern der Sendung als größten Tiefschlag seiner Karriere. "Ich habe lange gebraucht, um das zu verwinden", erklärte der 51-Jährige in einem Interview.

Es war eine lange und schwierige Suche nach einem Nachfolger, nachdem Thomas Gottschalk seinen Rückzug von "Wetten, dass ...?" erklärt hatte. Das ZDF handelte sich manche prominente Absage ein, ehe Markus Lanz sich bereiterklärte, das Samstagabendflaggschiff zu übernehmen. 2012 debütierte der Südtiroler auf der damals bedeutsamsten Showtreppe des deutschen Fernsehens. Zwei Jahre später wurde die ehemals größte Fernsehshow Europas als Folge eines rasanten Quotenverfalls eingestellt.

Eine Erfahrung, an der Markus Lanz noch lange zu knabbern hatte, wie er nun im Interview mit dem Magazin "mobil" der Deutschen Bahn einräumte. Er bezeichnete "das Scheitern mit 'Wetten, dass..?'" als größten Tiefschlag seiner Karriere. "Ich habe lange gebraucht, um das zu verwinden", erklärte der 51-Jährige. "Aber in dieser Niederlage habe ich wahrscheinlich mehr gelernt als in manchen Erfolgen davor."

Generell könne man an solchen Krisen "zerbrechen" oder aber sich "durchbeißen und weitermachen", spielte der deutsch-italienische Fernsehmoderator auf negative Medienberichte und zahlreiche Shitstorms an. "Ich wurde niedergeschrieben und niedergebrüllt. Man braucht da eine gewisse psychische Widerstandsfähigkeit, Resilienz, wie der Fachmann sagt."

Geholfen habe ihm in dieser Zeit seine "Südtiroler Erdung", erinnert sich Lanz. "Ich dachte immer: Die Dolomiten standen vorher schon da, sie stehen währenddessen da, und sie werden auch danach noch stehen." Indirekt räumte er ein, nicht der passende Moderator für den Showklassiker gewesen zu sein. Sein Drang, "um viertel nach acht eine Showtreppe herunterzukommen", sei "nicht besonders ausgeprägt" gewesen. "Ich habe mich da ein bisschen drängen lassen", gab er zu Protokoll.

Dauergast Lauterbach bei "Markus Lanz": am liebsten "einmal pro Woche"

Zu verschiedenen Zeitpunkten, erstmals Ende April, traf das "Deutsche Bahn"-Magazin den Moderator zum Interview. In seiner Talkshow "Markus Lanz", die er seit 2008 im ZDF moderiert, diskutierte er mit seinen Gästen seither vor allem über die Entwicklung der Pandemie. Regelmäßiger Gast ist bis heute der SPD-Politiker und Mediziner Karl Lauterbach. Auf die provokante Frage, wie oft Lanz Lauterbach denn noch einladen wolle, antwortete er im April: "Wenn es nach mir geht: einmal pro Woche." Die Begründung: "Weil ich nur wenige kenne, die so glaubwürdig und so fundiert begründen können, was gerade Sache ist." Er erinnerte daran, dass Lauterbach in seiner Sendung der Erste war, der "klipp und klar" aufgezeigt habe, was auf uns zukomme. "Man muss dazu wissen: Karl Lauterbach ist jemand, der nachts zum Einschlafen Studien liest. Mir fallen nicht viele ein, die dieses Hobby haben."

Virologe Streeck bei "Markus Lanz": "Das Virus bleibt uns lebenslang erhalten"

Ein Schlüsselmoment in der Corona-Pandemie sei für ihn gewesen, als er begriffen habe, woher sogenannte Zoonosen, also Krankheiten, die von Tier zu Mensch übertragen werden, kommen. "Diese Krise ist eine Warnung", weiß der Moderator. "Diese Epidemien haben vor allem mit der voranschreitenden Umweltzerstörung zu tun. 60 Prozent aller gefährlichen Viren stammen aus den Urwäldern dieser Erde." Während die Menschen die Wälder zerstören, müssten sich Viren neue Wirte suchen, da ihre alten ausgerottet werden. "Und am Ende haben wir Menschen ein Problem."

"Plötzlich ist der andere auf der Straße eine mögliche Bedrohung"

Nach dem Shutdown befragte das Magazin Lanz Anfang Mai nach seinem Alltag mit dem Coronavirus. Zwar habe sich bei ihm nicht viel verändert, allerdings sehe er die Auswirkungen des Virus in der Gesellschaft, schilderte er. "Plötzlich ist der andere, dem ich auf der Straße begegne, nicht mehr mein Freund, sondern eine mögliche Bedrohung. Der, den ich gestern noch freudig umarmt habe, bringt mir plötzlich eine potenziell tödliche Krankheit." Es sei eine "1,5-Meter-Gesellschaft" entstanden. "Da kommt mitunter eine Feindseligkeit auf, die es vorher nicht gab."

In seiner Talkshow ist seit 17. März kein Publikum mehr zugelassen. "Ich gebe zu, dass es mir am Anfang gefehlt hat", so der Moderator Anfang Juli. "Doch wir haben uns darauf eingelassen, und es hat auch Vorteile." Die Sendung sei eine andere geworden. "Sie ist inzwischen eher wie ein Kammerspiel. Ich habe das Gefühl, die Gäste sind noch konzentrierter, unaufgeregter. Und sie geraten nicht in Versuchung, den einen oder anderen populistischen Ausfallschritt zu machen."

Ans Aufhören denkt der Moderator nicht. "Im Moment bin ich genau da, wo ich immer hinwollte", erklärte er. "Meine Arbeit macht mir so viel Spaß wie nie. Also, meinetwegen kann das noch ewig so weitergehen."

Video: Meilensteine bei Markus Lanz