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Der Mann, der James Bond war

"Mein Name ist Bond, James Bond" - kein anderer spielte den britischen Geheimagenten so charismatisch, so unwiderstehlich wie Sean Connery. Am 25. August wird der Schotte 90 Jahre alt.

Sean Connery gehört unbestritten zu den ausdrucksstärksten und im positivsten Sinne eigenartigsten Schauspielern der letzten Jahrzehnte. Seine emsige Arbeitsweise gepaart mit einer beeindruckenden Leinwandpräsenz haben ihn zum Weltstar gemacht. Dabei stammt der gebürtige Edinburgher aus bescheidenen Verhältnissen und musste sich, nachdem er mit 13 Jahren die Schule schmiss, mit Jobs als Kohlenträger und sogar Sargpolierer durchschlagen. Vielleicht prägte sich genau durch diese schwierigen Erfahrungen, durch seine anschließenden Selbststudien in schottischen Büchereien und die Verpflichtung bei der Royal Navy seine ganz eigene persönliche Art und Aura. Mit diesen so unterschiedlichen Lebenserfahrungen und seiner körperlichen Präsenz eines Bodybuilding-Champs trat er Ende der 50er-Jahre eine einzigartige Schauspiel-Karriere an. Nun, am 25. August, wird Sean Connery 90 Jahre alt.

Nach einigen eher weniger erfolgreichen Streifen bekam Connery 1962 die Rolle seines Lebens, als er zum ersten Mal im Dienste Ihrer Majestät als James Bond auf Verbrecherjagd ging. "007 jagt Dr. No" war sein erster Einsatz als Doppel-Null, vier weitere Male stand er als Bond vor der Kamera, bevor George Lazenby übernahm. Doch der Australier verließ nach nur einem Film die Reihe wieder, und so ließ sich Connery überzeugen, für "Diamantenfieber" noch einmal in die ikonische Rolle zu schlüpfen. Das Image seiner Paraderolle des Agenten 007 versuchte er lange Zeit erfolglos abzustreifen. "Ich habe diesen James Bond immer gehasst", hat er einmal gesagt. Dabei weiß er natürlich ganz genau, dass ihm die ersten Bond-Filme viele Türen - auch später in Hollywood - öffneten. Zum Glück, sollte man sagen, denn gerade seine Charakterrollen haben gezeigt, dass der im Jahr 2000 von der Queen geadelte Sir Sean mehr ist als nur ein Sexsymbol.

Schon in den 70-ern brillierte er als Major Urquhart im kriegs-kritischen Film "Die Brücke von Arnheim" unter der Regie von Richard Attenborough. Für die Darstellung eines hartgesottenen Polizisten in "Die Unbestechlichen" bekam er 1986 den Oscar. Im selben Jahr zeigte sich Connery als William von Baskerville in "Der Name der Rose" von einer für ihn eher unmännlichen Seite, indem er als Mönch einen Mord aufklärt.

Der Gentleman unter den Schauspiel-Stars

Auch in anderen Blockbustern wie dem Fantasyfilm "Highlander" (1985) und dem Abenteuerstreifen "Der erste Ritter" (1995) setzte sich Sean Connery immer wieder gerne mit mittelalterlichen Themen auseinander. Sein privates Interesse an Russland und Fernost konnte er bei den Drehs zu "Das Russland-Haus" (1990), "Jagd auf Roter Oktober" (1990) und "Die Wiege der Sonne" (1993) ausleben. Seine Sportlichkeit zeigte er nicht nur in seinen Bond-Filmen. So zogen sich Kinofilme aus dem Action-Genre durch seine ganze Karriere. Dabei überzeugte Connery speziell in den 90-ern mit seinen besten Action-Thrillern wie "The Rock - Fels der Entscheidung" (1996) und an der Seite von Catherine Zeta-Jones in "Verlockende Falle" (1999). Da war Connery bereits Ende 60.

Sean Connery galt als der Gentleman unter den Schauspiel-Stars der letzten Jahrzehnte. Doch irgendwann hatte er keine Lust mehr auf das Business. Während der Dreharbeiten zum Action-Abenteuer "Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen" (2003), das er auch produzierte, gab es viele Unstimmigkeiten mit Regisseur Stephen Norrington. Das hat den Schauspieler wohl so sensibilisiert, dass er gleich zu Beginn der Drehphase seines bislang letzten Projekts "Josiah's Canon" nach den ersten Problemen das Set verließ und so den kompletten Film umstieß.

Ein erfolgreicher letzter Film mit noch einmal viel Action und Connery'scher Erotik wäre natürlich ein viel angenehmerer Abschied. Doch das wollte Connery offenbar nicht. Selbst eine Mitwirkung an Steven Spielbergs viertem "Indiana Jones"-Film lehnte er ab. Vielleicht wollte er auch einfach mehr Zeit mit seiner zweiten Ehefrau Micheline verbringen. Diese hatte nicht selten mit Seans Seitensprung-Gerüchten und Eroberungsversuchen durch die größten Hollywood-Divas anzukämpfen. Heute hat sich Connery weitgehend aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Ja, nicht einmal zu seinem Lieblingsthema - der Unabhängigkeit Schottlands - äußert er sich noch. Auch ein einstiger Geheimagent geht eben irgendwann in den Ruhestand.