Wie man sich selbst zur Marke macht

Endlich: Wir sind im Jahr 2018 angekommen, und ich bin bestens ausgeruht. Höchste Zeit für meinen Senf zum Jahresanfang! Mir ist ein vertrautes Phänomen aufgefallen: Wer dieser Tage im Internet unterwegs ist, wird auf allen Kanälen mit seinem schlechten Gewissen konfrontiert.

In den ersten Tagen dieses neuen Jahres waren alle noch in freudiger Erwartung: „Was haben Sie sich für 2018“ denn so vorgenommen?“ Weniger Essen, weniger Trinken, mehr Sport treiben, mehr Zeit mit der Familie verbringen, regelmäßig zum Yoga gehen und weniger auf Bildschirme starren. Irgendwas Kreatives anfangen, sich im Job weniger stressen lassen und dabei irgendwie mehr Geld verdienen. Weniger Geld ausgeben. Den Jahresurlaub auf einem fernen Kontinent verbringen. Auch mal ins Kino gehen. Ein Buch lesen.

Es sind doch immer wieder die Klassiker. Und kaum hat sich nun das Jahr erst mal so ein bisschen warmgelaufen, wird der Ton schärfer: Wie nur die restlichen 360 Tage durchhalten, was man schon in den ersten fünf Tagen vernachlässigt hat?

Ich sage Ihnen was: Vergessen Sie die oben genannten Ziele (ohnehin viel zu viel auf einmal). Die werden Sie sich nämlich dann zur Brust nehmen, wenn Sie das wollen. So richtig wollen. Und wenn es erst im nächsten Jahr ist. Sie werden ein Buch lesen, wenn Sie das Thema fesselt, Sie werden reisen, wenn es die Zeit und das Budget erlauben. Sport machen Sie dann, wenn Sie davon überzeugt sind, und dann wird auch der innere Schweinehund kinderleicht überwunden.

Nehmen Sie sich statt all der Vorsätze nur eine einzige Sache vor: Stellen Sie sich und Ihren Wert nicht unter den Scheffel. Ein ganzes Jahr lang!

Lassen Sie sich nicht übersehen, unter Wert oder (noch schlimmer) für dumm verkaufen. Selbst der Tüchtigste wird manchmal übersehen, Schüchternheit wird oft als Feigheit, noch schlimmer, als Dummheit interpretiert. Everybody‘s Darling ist Everybody‘s Depp, und der Stempel „graue Maus“ ist auch nicht toll. Das stört sie nicht? Nun, kein Problem. Sie können ja immer noch ein Buch lesen, zum Yoga gehen oder eine Weltreise machen. Aber falls Ihr vernachlässigtes Image Sie stört, dann ändern Sie es. Sie sind erwachsen. Sie können das.

Arbeiten Sie an sich. Machen Sie Markenarbeit. Das heißt nicht marktschreierisch aufzutreten, laut zu sein oder gar narzisstisch. Im Gegenteil, aber es lebt sich nun mal leichter, wenn man sich von anderen abhebt, auch wenn es nicht allen gefällt. Das ist erwiesen. Das auszuhalten ist manchmal nicht einfach, funktioniert aber, mit ein paar Regeln, ohne Weiteres:

1. Bereiten Sie sich auf Situationen und Gespräche vor.
2. Bleiben Sie fair und ehrlich.
3. Beherrschen Sie gute Taktiken, um zu argumentieren (das kann man lernen).

Planen Sie ihr Jahr wie einen Bühnenauftritt: Performen Sie! Mit Stil – und zwar mit Ihrem. Seien Sie 2018 Ihre eigene Marke. Überlegen Sie sich, wie Sie genau so rüberkommen können, wie Sie eigentlich schon immer sein wollten (im besten Fall: unaufgeregt lässig). Unterschätzen Sie Ihre Wirkung auf andere nicht.

Schauen Sie sich Marken an, die Sie interessant finden. Lassen Sie sich inspirieren, aber kopieren Sie niemanden, das wäre kontraproduktiv. Seien Sie mit Ihrer Art unverwechselbar und markant.

Unsinn, meinen Sie? Unwichtig? Auf die inneren Werte kommt es an? Meine Damen und Herren, ich sage Ihnen: Das greift zu kurz. Die dicksten Chancen werden vergeben, weil sich jemand nicht der Macht seiner gesamten Erscheinung bewusst ist.

Ich rufe Sie ja nicht dazu auf, im feinsten Armani-Zwirn Schwachsinn zu verbreiten oder mit polierten Hermès-Schuhen dem Vorgesetzten in den Hintern zu treten. Aufs Label kommt es sowieso ebenso wenig an wie auf den Preis. Mein Appell ist nur: Finden Sie ihren individuellen Stil. Und den ziehen Sie durch. Alles andere ergibt sich dann von ganz allein. 2018 ist IHR Jahr.

Marken kann man nicht übergehen.

Sabina Wachtel berät Manager. Sie ist Inhaberin von ExpertExecutive mit den Labels ManagerOutfit.de und MEMBER OF THE 55. Außerdem ist sie Autorin.