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Macht ein Lottogewinn glücklich? Drei Menschen, die plötzlich reich wurden, erzählen, wie es ihnen ein Jahr später geht

Leon Windscheid machte sich mit seinem Gewinn bei Günther Jauch selbstständig. - Copyright: ZDF und Marc Nordbruch
Leon Windscheid machte sich mit seinem Gewinn bei Günther Jauch selbstständig. - Copyright: ZDF und Marc Nordbruch

Macht ein großer Geldgewinn glücklich? Und wenn ja, wie lange? In einer ZDF-Reportage für das Format "37 Grad" wurden drei Gewinner ein Jahr lang mit der Kamera begleitet.

Der Hannoveraner Ralf Schnoor gewann 2010 eine Million Euro im RTL-Quiz "Wer wird Millionär". Dank seiner freundlichen und verschmitzten Art errang er auch die Sympathie vieler Zuschauer. Bei der Millionenfrage rief er seinen Telefonjoker an, obwohl er die Antwort wusste, und plauderte zum Erstaunen von Moderator Günther Jauch einfach nur mit ihm.

Trotz des Geldsegens arbeitete Schnoor danach weiter als Konditor. Den Gewinn investierte er in sein Café sowie den Laden seiner Frau, außerdem kaufte er eine Wohnung. Geändert hat sich sein Leben durch den Millionengewinn kaum. Hätte er das Geld also gar nicht gebraucht? "Es gab in den letzten Jahren auch Momente, die nicht ganz einfach waren und ob ich die überstanden hätte ohne diese Rücklagen im Hintergrund ... ich weiß es nicht", sagt Schnoor.

Ein Millionengewinn schützt nicht vor Geldsorgen

In der Corona-Pandemie geriet der Gastronom plötzlich in Schwierigkeiten. "Die Verluste gehen absolut an die Substanz", meint Schnoor. "Man darf sich ja gar nicht belastet fühlen, weil man sich immer sagen muss: Mensch, dir geht es doch noch gut. Aber trotzdem ist es so, dass man nachts wach liegt und sich fragt: Wovon bezahlst du dies, wie bezahlst du jenes?"

Der Gastronom Ralf Schnoor macht sich in der Corona-Pandemie Sorgen um sein Café. - Copyright: ZDF und Marc Nordbruch
Der Gastronom Ralf Schnoor macht sich in der Corona-Pandemie Sorgen um sein Café. - Copyright: ZDF und Marc Nordbruch

Die junge Erzieherin Svenja konnte sich im Frühjahr über einen Lotteriegewinn von mehr als 333.000 Euro freuen. Ihren Job wegen des Geldes aufzugeben kam für sie nie infrage, auch wenn der Betrag dafür angesichts ihres Alters auch langfristig zu klein sein dürfte. "Mir würde der Alltag einfach fehlen, vor allem die Kinder würden mir fehlen, meine Arbeitskollegen", sagt sie. "Jeden Tag zu Hause sitzen, das wäre überhaupt nichts für mich. Ich gehe total gerne hier arbeiten." Ihr Geld will sie stattdessen für ein Haus und ihr Traumauto ausgeben.

Leon Windscheid wurde mit 26 Jahren Millionär. Wie Ralf Schnoor konnte der damalige Student 2015 bei Günther Jauch 15 Fragen richtig beantworten. Danach nutzte er seine Begegnung mit dem Fernsehen und die neue finanzielle Absicherung, um eine eigene Karriere zu starten. Er hat zwei Bücher geschrieben, tritt häufig in Fernsehshows auf und produziert zusammen mit Comedian Atze Schröder einen Podcast. Dabei lässt er seine wissenschaftliche Expertise in der Psychologie einfließen. "Dass ich mich das jetzt trauen kann, dass ich das hier machen kann, ist im Prinzip die Freiheit, die ich glaube durch dieses Geld gewonnen zu haben", meint Windscheid. Ohne den Millionengewinn hätte er sich das nie getraut, ist er sicher.

Die Reportage besticht vor allem durch die drei sehr sympathischen Gewinner

Doch frei von Sorgen ist auch er nicht. Ihm gehört ein Boot, auf dem normalerweise Veranstaltungen stattfinden. Dafür beschäftigt er 40 Mitarbeiter. Durch die Pandemie steht auch bei ihm das Geschäft still, während die Kosten weiterlaufen.

Die ZDF-Reportage besticht vor allem durch die drei sehr sympathischen Gewinner. Allerdings sind sie sich auch in ihrer bodenständigen Art sehr ähnlich. Keiner fängt ein komplett neues Leben an oder stellt etwas ganz Verrücktes damit an, wodurch die Doku etwas eintönig wirkt. Die Gewinnsummen dürften solchen Ideen allerdings auch Grenzen setzen. Das unerwartete Geld investieren die Protagonisten in Immobilien oder in ein eigenes Geschäft. Ihr Leben gewinnt vor allem an finanzieller Sicherheit. Die Doku zeigt allerdings auch auf, dass ein Geldpolster nicht vor Schicksalsschlägen wie Krankheiten und finanziellen Sorgen durch Krisen schützt. Glücklich macht Geld allein eben doch nicht.

Dieser Artikel erschien bei Business Insider bereits im März 2021. Er wurde nun geprüft und aktualisiert.