Der märchenhafte Aufstieg des Thomas Partey

Der märchenhafte Aufstieg des Thomas Partey

Nach seinem 50-Millionen-Wechsel von Atlético Madrid zum FC Arsenal am Deadline Day ist Thomas Partey einer der wertvollsten Mittelfeldspieler der Welt.

"Liebe Fans, heute habe ich nur Worte des Dankes für euch. Seit einigen Jahren ist Atlético mein Zuhause und ein Teil dieser Familie wird immer bei mir sein. Ich möchte dem Klub für das Vertrauen danken, das er mir vom ersten Tag an entgegengebracht hat. Vor allem möchte ich mich bei euch Fans bedanken, dass ihr mich von Anfang an akzeptiert hat. Atlético ist nicht nur ein Klub, sondern auch eine Familie", schrieb der Abräumer bei Instagram.

Die spanischen Anhänger nahmen dem Abgang diese Worte nicht ab und beschimpften Partey massiv als "Ratte" oder "Lügner".

Am märchenhaften Aufstieg des 27-Jährigen ändert das aber nichts.

Thomas Partey: Von Ghana zu Atlético Madrid

Es begann alles an einem Sommertag 2011. Ein Agent sprach Partey an. "Ich wurde in ein Auto gepackt, sie haben mich in die Hauptstadt gefahren, mir den Pass in die Hand gedrückt und gesagt: 'Deine Reise findet heute statt!''', erinnerte sich der Profi in der Marca.

Von seiner Familie konnte er sich nicht einmal verabschieden. Er ließ sein gesamtes Leben mit einem Schlag hinter sich.

"Mein Vater war nicht zu Hause, niemand aus meiner Familie wusste etwas, auch nicht, dass ich an diesem Tag verreisen würde", beschrieb der Sechser weiter.

Er reiste also zum Probetraining bei Atlético Madrid.

Atlético holt den Mittelfeldspieler zum Probetraining

Was Partey nicht wusste: Sein Vater Jacob Ajiingo Partey hatte viel geopfert, um seinem Sohn die Möglichkeit in Spanien zu geben.

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Die Familie mit den acht Kindern lebte in der Stadt Kodru Odumase in einem Slum und hatte kaum Geld. Damit Thomas, der älteste Nachkomme, nach Spanien reisen konnte, brauchte er ein Visum.

Jacob Ajiingo Thomas suchte Sponsoren für die Finanzierung des Traumes des Sohnes und fand keinen. Er verkaufte also Wertgegenstände, um die Papiere für die Überfahrt zu bezahlen.

Partey bekam dies erst Jahre später mit. Sein Vater hatte es ihm nie gesagt. Der Grund: Der heutige Millionär hätte das Geld sonst nicht angenommen. "Er hat viel investiert und sich viel Mühe gegeben", sagte Thomas Partey der Marca.

Bei Atlético wurde dann schnell klar, dass der Junge aus Ghana Talent hat. Als Partey in einem Freundschaftsspiel der Jugendmannschaft im zentralen Mittelfeld herausragte, war die Entscheidung des Klubs gefallen: Sie verpflichteten ihn.

Und Partey? Der erhielt erstmal Geld aus seiner Heimat von seinem Vater.

"Er hat weitere Dinge verkauft, um mir die nötigen Papiere oder eben neue Schuhe zu besorgen", weiß Partey heute.

Stammspieler bei Coach Simeone

Mit der neuen Ausrüstung startete Partey richtig durch. Bereits ein Jahr nach seiner Abreise aus Ghana rückte der Vizekapitän der ghanaischen Nationalmannschaft in Atléticos zweite Mannschaft auf.

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In der Saison 2013/14 sammelte er bei RCD Mallorca in der zweiten Liga Spielpraxis und lief 37-mal auf, die nächste Saison verbrachte der defensive Mittelfeldspieler bei UD Almería und kam in La Liga zu 31 Partien. Partey war nun reif für Atléticos Team von Trainer Diego Simeone.

Er reifte ab 2015 zum Stammspieler, absolvierte 188 Pflichtspiele und war in den vergangenen drei Jahren absoluter Leistungsträger.

Arsenals Trainer Arteta lobt Neuzugang

Nun freute sich Arsenal-Trainer Mikel Arteta bei der offiziellen Verkündung des 50-Millionen-Transfers über "einen so hochkarätigen Spieler. Er ist ein dynamischer Mittelfeldspieler mit großer Energie. Er bringt viel Erfahrung von einem Spitzenklub mit, der seit mehreren Jahren auf höchstem Niveau in La Liga und der Champions League spielt. Wir sind sehr beeindruckt von seiner Einstellung und seiner Herangehensweise an das Spiel."

Sein Debüt könnte Partey bereits am Samstag im Spiel bei Manchester City feiern (Premier League: Manchester City - FC Arsenal, Samstag ab 18.30 Uhr im LIVETICKER). "Es ging alles sehr schnell für ihn. Wir wussten das, als wir ihn unter Vertrag genommen haben", erklärte Arteta auf der Pressekonferenz vor der Partie. "Er ist fit, er ist bereit zu spielen. Wir werden sehen, wie es ihm geht."

Kurios: Partey wäre trotz der Mühen seines Vaters wohl kein Profi geworden, wenn einer seiner Mitspieler vom FC Odometah damals das Angebot von Parteys Agenten angenommen hätte.

"Es gab bei Odometah einen Besseren als mich, einen Stürmer, der alle Tore schoss. Aber er wollte nicht nach Europa kommen und für eine Mannschaft in Ghana spielen", sagte Partey zu Marca. "Also kam ich an die Reihe."

Der Agent nahm also Kontakt zu Jacob Ajiingo Partey auf und der öffnete seinem Sohn die Türen zum Profifußball.