Libanon "am Abgrund": Michel Aoun räumt Präsidentenpalast
Der krisengeschüttelte Libanon steuert auf ein Machtvakuum zu. Am Sonntag verließ Präsident Michel Aoun den Präsidentenpalast – einen Tag vor Ablauf seiner Amtszeit und unter dem Applaus von Hunderten Anhängern.
Ein Abschied ohne Machtübergabe: Aouns Nachfolge ist noch immer offen, da die Parteien in einem bitteren Machtkampf stecken. Dadurch könnte sich die politische und wirtschaftliche Krise weiter verschärfen. Das macht sowohl der internationalen Gemeinschaft als auch Aoun selbst Sorgen.
"Die aktuelle Situation erfordert enorme Anstrengungen von allen Parteien, und Sie wissen, wie viel der Libanon und Sie persönlich durch die politische Krise verloren haben. Ohne diese Anstrengungen können wir unser Leiden nicht beenden. Wir können den Libanon nicht aus diesem tiefen Abgrund retten", so der Appell Aouns an die Parteien.
Zuvor unterzeichnete er ein Dekret, das auch die Übergangsregierung von Ministerpräsident Nadschib Mikati für „zurückgetreten“ erklärt. Diese will jedoch vorerst die laufenden Geschäfte weiterführen, da die Parteien seit der Parlamentswahl im Frühjahr keine Einigung erzielt haben.
Aoun geht und hinterlässt ein Land am Rande des Kollaps – 80 Prozent der Bevölkerung leben mittlerweile unter der Armutsgrenze.