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Sie lassen euch in Songs investieren, ihr verdient an den Streaming-Erlösen

Michael Höweler (l.) und Alexander Franck waren rund drei Jahre bei Amazons Musik-Streamingdienst angestellt. - Copyright: Biddz
Michael Höweler (l.) und Alexander Franck waren rund drei Jahre bei Amazons Musik-Streamingdienst angestellt. - Copyright: Biddz

Sein Kapital kann man auf verschieden Weise anlegen: in Immobilien, Aktien, Kunst, aber auch in Musik. Und zwar digital. Zwei ehemalige Manager des Streaming-Dienstes Amazon Music haben Ende 2021 ein Startup gegründet, das Nutzer bei dieser Art der Geldanlage unterstützt. Ihr Portal Biddz soll gleichzeitig aufstrebenden Musikern eine faire Vergütung sichern.

Üblicherweise verdienen Künstler das meiste Geld mit Konzerten und Fan-Artikeln. Streaming-Plattformen wie Spotify oder Apple Music generieren nur wenig Geld, sind aber wichtig. Die Erlöse dort werden nach Marktanteilen abgerechnet, weswegen große Musiker überproportional viel Geld einnehmen. Junge Bands mit wenig Sichtbarkeit werden hingegen mit wenigen Euro-Beträgen abgespeist. Einen Fixpreis gibt es nicht, die derzeitige Umverteilung liegt bei Spotify laut Medienberichten in Deutschland bei durchschnittlich 0,3 Cent pro Stream. Sind die Musiker bei Plattenlabels unter Vertrag, müssen sie diesen auch noch einen erheblichen Teil abgeben.

Diese Verteilung möchte Biddz umgestalten. Das Startup von Alexander Franck und Michael Höweler versteht sich als „Distributor“, also eine Art Zwischeninstanz zwischen Künstler und Streaming-Dienst. Sängerinnen und Bands stellen Anteile an Songs zur Verfügung, die über das Portal an Privatpersonen weiterverkauft werden. Die früheren Amazon-Music-Manager kümmern sich um die Veröffentlichung auf den Streamingdiensten wie Spotify und verteilen auch die Erlöse.

Künstler bekommen Vorschuss

In der Branche sei es üblich, dass Künstler einen Vorschuss erhalten, erklären die Gründer. So auch bei Biddz. Im ersten Schritt stellen die Komponisten einen Songschnipsel zur Verfügung, dann entscheiden Fans, ob das Lied Erfolg haben könnte und sie sich daran beteiligen möchten. „Wir teilen jeden Song in 10.000 Biddz, also in 10.000 Anteile auf“, so Höweler. Die Künstler definieren selbst, wie viele Prozente sie davon selbst behalten wollen, wie viel ein Anteil – ein „Biddz“ – kostet und wie viele Stücke eine Person maximal kaufen kann.

 - Copyright: Biddz / Screenshots
- Copyright: Biddz / Screenshots

Der Mindestpreis liegt bei 50 Cent pro Biddz, diesen Wert empfiehlt das Duo vor allem Newcomern. „Hier gibt es ein höheres Risiko, dass sich das Investment nicht amortisiert“, so Höweler. Manche verlangen wiederum zehn Euro pro Anteil. Der Rapper Kidnfinity hat beispielsweise eine Single über Biddz veröffentlicht, von der er die Hälfte der Anteile abgetreten hat. Die maximale Anzahl pro Nutzer hat er auf 200 Biddz limitiert, also zwei Prozent – sodass sich die Eigner des Songs breit streuen. Am Ende bekommt der junge Künstler einen Vorschuss von 5.000 Euro.

Das Startup selbst sammelt das Geld ein und behält pro Vorschuss einen Prozent. Von den Einnahmen, die schlussendlich über die Streaming-Dienste erwirtschaftet werden, bleiben noch einmal zwei Prozent bei der Tech-Plattform. Dieser Betrag steigt auf zehn Prozent, sollten sich die Anteile der Kunden einmal amortisiert haben. Seit dem Start von Biddz Ende März sei dies erst einmal vorgekommen, sagt das Gründerduo.

Das Marketing würden junge Musiker ohnehin selbst übernehmen, erklären Franck und Höweler. Plattformen wie Tiktok seien dafür ein wichtiger Kanal. Fans, die sich über Biddz an Songs beteiligt haben, würden häufig dabei helfen, die Künstler weiter zu bewerben. Denn je häufiger die Lieder online gehört werden, desto mehr Kapital erhalten auch sie. Des weiteren bietet das Startup Pakete an: Fans zahlen etwa zehn Biddz für einen digitalen Gruß von ihrer Band oder um in die Liste der engen Instagram-Freunde aufgenommen zu werden.

20.000 registrierte Nutzer, aber nur ein Bruchteil zahlt

Jede Woche hole die Berliner Firma zwei bis vier neue Künstler auf das Portal, knapp 40 hätten bereits einen Vertrag mit Biddz unterschrieben. Der Vorteil gegenüber Plattenlabeln sei, dass die Musiker weniger Anteile abgeben müssten, sagt Franck. Zumal würden die Einnahmen über den direkten Vertriebsweg ohnehin schneller steigen.

Registriert hätten sich in den vorigen Monaten 20.000 Nutzer. Nur ein Bruchteil habe allerdings die Möglichkeit erhalten, sich auch wirklich an einem Song zu beteiligen, sagt Höweler. Oftmals seien beliebte Aktionen schon nach wenigen Stunden ausverkauft.

Wachsen könne Biddz nur über Neukunden, aufgrund der niedrigen Provisionen fallen die Umsätze jetzt zu Beginn noch schwach aus. „Die anfangs geringe Marge ist unser Akquisetool, die wird so bleiben“, verteidigt Höweler den Entschluss. Wie viel das Startup bislang eingenommen hat, will er nicht sagen. Eine erste Finanzierung bringe die Berliner Firma für die nächsten Monate durch die Runden. Über die Summe spricht das Duo nicht, es handele sich aber um eine Angel-Runde in siebenstelliger Höhe. Geld gab es etwa von Ex-Burda-Vorstand Stefan Winners, dem früheren McKinsey-Deutschlandchef Cornelius Baur und Robert Quandt, Mitgründer der Influencer-Kosmetikgruppe Invincible Brands.