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Klimaprotest von Fridays for Future kurz vor der Wahl

Greta Thunberg nimmt in Berlin am Klimaprotest teil.
Greta Thunberg nimmt in Berlin am Klimaprotest teil.

Rund 450 Aktionen planen die Aktivisten von Fridays for Future an diesem Freitag allein in Deutschland - zwei Tage vor der Bundestagswahl. Doch es gibt auch Kritik an dem «Klimastreik».

Berlin (dpa) - Zwei Tage vor der Bundestagswahl haben mehrere tausend Menschen zusammen mit der Initiative Fridays for Future am Freitag in Berlin für mehr Klimaschutz demonstriert.

Sie versammelten sich am Mittag auf der Wiese vor dem Reichstagsgebäude, in dem der Bundestag seinen Sitz hat. Geplant war ein Demonstrationszug durch das Regierungsviertel und am Nachmittag eine Kundgebung vor dem Reichstagsgebäude. Als Rednerin ist auch die 18-jährige schwedische Initiatorin von Fridays for Future, Greta Thunberg, angekündigt.

Angemeldet waren 20.000 Teilnehmer. Offizielle Zahlen von der Polizei gab es zu Beginn der Demonstration zunächst noch nicht, journalistische Beobachter sprachen von einigen tausend Menschen. In ganz Deutschland waren laut Fridays for Future mehr als 450 Aktionen angekündigt, darunter große Kundgebungen in Hamburg, München, Köln und Freiburg.

Unter den größtenteils jungen Demonstranten in Berlin waren auch viele Schüler, die an dem Tag einen Schulstreik ausriefen. Eine Gruppe von Kindern aus der 3. bis 6. Klasse hielt Transparente hoch und rief im Sprechchor: «Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr unsere Zukunft klaut». Der zehnjährige Sasha sagte: «Wir wollen nicht, dass die Welt kaputt geht und mit Plastik voll ist.» Auf Plakaten standen Slogans wie: «Oma was ist ein Schneemann» oder «Die Natur verhandelt nicht».

Internationaler Aktionstag

Die Demonstrationen sind Teil des internationalen Aktionstags für mehr Klimaschutz. Auch in allen Ländern der EU wollen die Aktivisten auf die Straße gehen, um von den politisch Verantwortlichen eine ambitioniertere Klimaschutzpolitik zu fordern.

Klimaaktivisten der Organisation Insulate Britain blockierten laut einer Sprecherin der Hafenpolizei bereits am Freitagmorgen den Eingang des Hafens von Dover. Lastwagen und andere Fahrzeuge, die den Hafen erreichen wollten, kämen derzeit nicht durch. Die Polizei nahm 17 Beteiligte fest. «Wir müssen die Wahrheit über den akuten Horror der Klimakrise aussprechen», sagte ein Sprecher der Organisation. Es brauche schnell große Veränderungen in notwendigem Maßstab.

Besonders große Kundgebungen in Deutschland erwarten die Organisatoren in Hamburg, Berlin, Freiburg und Köln. In Köln gab es einen Überraschungsgast: Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock kam unangekündigt zu einem der Treffpunkte, verabschiedete sich allerdings noch vor dem eigentlichen Beginn des Protestmarsches. Am Nachmittag wird Baerbock zum bundesweiten Wahlkampfabschluss ihrer Partei in Düsseldorf erwartet.

SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach sah ebenfalls bei der Demonstration in Köln vorbei. Auf Twitter postete er ein Bild von sich mit anderen Teilnehmern und schrieb dazu: «Ein Segen, dass es diese Bewegung gibt. Nicht nur für junge Menschen.»

Tweet Lauterbach

Unter dem Motto «Alle fürs Klima» haben sich dem Protest nach Angaben von Fridays for Future auch zivilgesellschaftliche Organisationen wie Umweltverbände und Kirchen angeschlossen. Darüber hinaus sollen sich auch mehr als 4000 Unternehmen beteiligen. Die letzte weltweite Protestaktion war am 19. März dieses Jahres.

Die Aktivistin Luisa Neubauer forderte die nächste Bundesregierung zum Handeln auf: «Die kommende Legislaturperiode ist historisch. In den nächsten vier Jahren muss Klimaschutz schneller, gerechter und konsequenter umgesetzt werden als jemals zuvor», sagte sie der Deutschen Presse-Agentur.

Bundesregierung verweist auf Fortschritte

Die Bundesregierung verwies unterdessen auf Fortschritte im Klimaschutz. Regierungssprecher Steffen Seibert sagte am Freitag in Berlin, die Regierung habe ihre Anstrengungen verstärkt, um neue Klimaziele zu erreichen. Es gebe eine neue Dynamik sowohl in Deutschland als auch auf europäischer Ebene. Es seien vielerlei Prozesse im Gang, die von der neuen Bundesregierung mit Überzeugung und Konsequenz weitergeführt werden müssten.

Kanzlerin Angela Merkel (CDU) habe wiederholt betont, wie wichtig es sei, dass sich Menschen für den Klimaschutz einsetzen. Die Bewegung Fridays for Future habe «natürlich etwas erreicht».

Tweet Scholz

SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz bezeichnete die Proteste ebenfalls als richtig. Scholz schrieb am Freitag auf Twitter, er sei dankbar für das Engagement von Fridays for Future. Sie hätten mitgeholfen, dass Klimaschutz oben auf der Agenda stehe. «Ich sage ausdrücklich: Dass heute #Klimastreik ist, ist richtig.» Klimapolitik gehöre zu den wichtigen Themen, über die bei der Wahl entschieden werde.