Die EU verlangt von den Autobauern ihren CO2-Ausstoß zu reduzieren. Durch Dieselskandal und SUV-Boom geraten diese aber unter Druck.

Auf der Motorshow in Detroit zum Auftakt des Autojahres ließ Daimler-Chef Dieter Zetsche seinen Zweifeln freien Lauf. Mercedes strebe zwar weiterhin an, die CO2-Vorgaben aus Brüssel zu erfüllen. Doch garantieren könne das niemand mehr, sagte Zetsche. Nicht nur die Strafzahlungen könnten den Konzern, der zuletzt ein Rekordergebnis einfuhr, treffen. „Das ist nicht eine rein wirtschaftliche Frage, der Aspekt Reputation könnte auch eine Rolle spielen“, ergänzte der Daimler-Chef.

Mit seinen Sorgen dürfte er nicht alleine sein. Fast alle Hersteller sind vom vorgegebenen Ziel, den Flottenschnitt der Neufahrzeuge auf 95 Gramm zu senken, noch deutlich entfernt. Das belegt eine neue Studie des Center of Automotive Management (CAM) der FHDW Bergisch Gladbach. Die Klimabilanz der Hersteller wird demnach immer bedenklicher. Der gesunkene Anteil des Diesels an den Verkäufen und die Vorliebe der Kunden für SUVs belasten die Klimabilanz.

In Deutschland, dem wichtigsten Automarkt der EU, ist der durchschnittliche Ausstoß im vergangenen Jahr nach einer langen Zeit des Rückgangs sogar um 0,4 Prozent auf 127,9 Gramm CO2 pro Kilometer gestiegen. Bei fast allen wichtigen Autoherstellern haben die Emissionen zugelegt. Die Ausnahmen sind rar.

Fiat

Die Italiener können schon heute von einer deftigen EU-Strafe ausgehen. Mit einem Wert von 135,1 Gramm CO2 sind sie der klimaschädlichste Volumenhersteller in Europa. Immerhin ist es Fiat gelungen, den durchschnittlichen CO2-Ausstoß von neuzugelassenen Fiat-Fahrzeugen in Deutschland im Vergleich zum Vorjahr entgegen dem Trend um zwei Prozent zu senken.

Ford

Seit zwei Jahren steigt der CO2-Ausstoß der Amerikaner wieder. Ford ist einer der Verlierer der Dieselkrise: Der Dieselanteil an den Neuwagenzulassungen in Deutschland ist im vergangenen Jahr um satte 13,2 Prozent zurückgegangen, der bislang vor allem durch Benziner kompensiert wird. Weil gerade die neueren Diesel-Pkw aber verbrauchsärmer und demnach deutlich CO2-effizienter als Ottomotoren sind, wird das zur Belastung für die Klimabilanz. Ford erreichte 2017 damit einen Wert von 130,6 Gramm CO2.

Opel

Zuletzt wurden Gerüchte laut, dass PSA von General Motors sogar eine Nachzahlung verlangen könnte. Die Klimabilanz der Rüsselsheimer fiel so schlecht aus, dass man in Paris wohl Nachzahlungen befürchtete. Opel konnte den Ausstoß seit 2009 zwar kontinuierlich senken, im letzten Jahr reichte es dann aber nicht mehr. Um 0,5 Prozent stieg der durchschnittliche Wert auf 128,7 Gramm CO2 an. Opel ist hier Opfer der eigenen Strategie. Genauer: Opfer des Erfolgs der SUV-Offensive. Mit Mokka X, Crossland X und Grandland X hat Opel gleich drei Modelle im Angebot, die sich steigender Absatzzahlen erfreuen.

Hyundai

Auch die Südkoreaner haben mit dem Santa Fe ein beliebtes SUV im Angebot, die CO2-Bilanz des Herstellers ist im vergangenen Jahr allerdings weiter gesunken. Rund 1,2 Prozent beträgt das Minus, sodass Hyundai mit 128,5 Gramm CO2 nun wieder knapp unter Opel liegt. Vor allem bei Hybrid-Modellen haben die Koreaner nachgelegt und mit den Ioniq ein sehr erfolgreiches Modell auf den Markt gebracht.

Kia

Der größten Rückgang gelang allerdings der Hyundai-Schwestermarke Kia. Um 6,7 Prozent hat sich der Ausstoß der in Deutschland neuzugelassenen Fahrzeuge der Südkoreaner auf 125,8 Gramm CO2 verringert. Unter den SUVs bietet Kia neben Sportage und Sorento mit dem Niro seit 2016 das erste Auto seiner Art mit Hybridantrieb an. Und auch der gestiegene Anteil des Kleinstwagens Picanto an den Verkäufen ist positiv für die Klimabilanz der Koreaner.

Volkswagen

In Wolfsburg nahm der Dieselskandal seinen Anfang. Und auch den Wolfsburgern verhagelt der gesunkene Dieselabsatz die Klimabilanz. Im abgelaufenen Jahr ist der Flottenausstoß von Volkswagen laut Studie gestiegen: 125 Gramm Kohlendioxid sind 1,13 Prozent mehr als im Vorjahr. Bleibt es dabei, kann man sich bei VW auf eine Milliardenstrafe einstellen. Denn pro Gramm und Auto will die EU eine Strafe von 95 Euro erheben.

Renault/Dacia

Der französische Autobauer hat inklusive der rumänischen Tochter Dacia zuletzt in nur sieben Jahren den Ausstoß um über ein Viertel verringern können. Im vergangenen Jahr fand aber auch diese Talfahrt ein Ende. Die Emissionen stiegen im vergangenen Jahr um 1,5 Prozent auf 117,2 Gramm CO2. Zwar ist Renault im Bereich der Elektrofahrzeuge dank der Modelle Twizy und Zoe der weltweite Marktführer. Durch den winzigen Anteil am gesamten Automarkt spielt der Antrieb der Zukunft aber noch keine relevante Rolle.

Peugeot

Der Hersteller mit dem Löwen sah sich lange Zeit auf einem guten Weg, die Zielvorgabe der EU zu erreichen. Im Jahr 2016 konnten die Franzosen den bis dato niedrigsten Wert aller Volumenhersteller vorweisen (105,8 Gramm CO2 pro Kilometer). Nun ist der Wert im letzten Jahr aber um 3,5 Prozent auf 109,6 Gramm CO2 hochgeschnellt. Der große Peugeot 3008 gehörte 2017 zu den bestverkauften SUV. Nicht umsonst werben die Franzosen nun heftig, um die Dieselsorgen ihrer Kunden zu zerstreuen. Sollte man über einen Leasingvertrag für einen 308, 2008, 3008 oder 5008 mit Euro-6-Diesel verfügen, kann man diesen im Falle eines Fahrverbots in deutschen Innenstädten ohne zusätzliche Kosten gegen einen – umweltschädlicheren – Benziner eintauschen.

Toyota/Lexus

Die Japaner sind die großen Profiteure des Dieselskandals. Vor allem, weil sie früh auf den Hybridantrieb gesetzt haben. 2016 verzeichnete Toyota inklusive der eigenen Premiummarke Lexus sogar den stärksten Rückgang (-6,42 Prozent) der letzten Jahre. Der Trend hat sich auch 2017 fortgesetzt. Der CO2-Ausstoß ging um weitere 1,85 Prozent auf 105,9 Gramm CO2 zurück und ist damit nun so nahe an dem 95-Gramm-Wert wie bei keiner anderen Marke. Bis 2020 wollte Toyota ursprünglich die Marke von 1,5 Millionen produzierten Autos mit elektrifiziertem Antrieb knacken. Aber bereits im vergangenen Jahr liefen schon 1,52 Millionen dieser Fahrzeuge vom Band.


Die größten Umweltsünder finden sich im Premiumbereich

BMW/Mini

Unter den Premiumherstellern kommen die drei großen deutschen Marken relativ gut weg. Bei BMW retten vor allem die Kleinwagenmarke Mini und die gestiegene Anzahl von Plug-in-Hybriden und Elektroautos die Bilanz. Die Münchener konnten den Ausstoß ihrer Fahrzeuge damit allerdings kaum verbessern. 127,4 Gramm CO2 betrug der Wert im vergangenen Jahr, nur etwa 0,16 Prozent weniger als 2016.

Volvo

Die zur chinesischen Geely-Gruppe gehörenden Schweden sind seit Jahren auf einem klaren CO2-Einsparkurs. Bis 2016 konnte der Ausstoß so innerhalb von nur fünf Jahren um mehr als ein Fünftel gesenkt werden. Mitte des vergangenen Jahres kündigte Volvo zudem an, dass man ab 2019 nur noch Modelle mit Elektro- und Hybridantrieb auf den Markt bringen werde. Eine rosige umweltfreundliche Zukunft also, wären da nicht die beliebten SUVs. XC40, XC60 und XC90 nennen sich die drei schweren Schweden, die 2017 maßgeblich zum erreichten Rekordgewinn beitrugen. Dementsprechend verhageln sie aber auch die CO2-Bilanz. Um fast zwei Prozent geht es wieder nach oben auf nun 129,9 Gramm CO2/km.

Audi

Dass die Premium-Tochter von VW direkt vom Dieselskandal betroffen ist, spiegelt sich in der Umweltbilanz überraschendweise nicht wieder. Der Wert sinkt in den vergangenen Jahren kontinuierlich und auch 2017 konnte mit 131,1 Gramm CO2 ein neuer Tiefstand erreicht werden. Zwar ging der Dieselanteil an den Audi-Neuzulassungen im vergangenen Jahr tatsächlich von 66 auf 55 Prozent zurück, gleichzeitig konnte aber der Absatz des umweltfreundlicheren Kompakt-SUVs Q2 erhöht werden.

Mercedes (inklusive Smart)

Gegensätzlicher Trend in Stuttgart. Bis 2015 konnte der Ausstoß von Jahr zu Jahr verringert werden. Doch nach den Abgasmanipulationen zeigt die Kurve wieder in die falsche Richtung. Sogar einschließlich der Kleinwagen-Tochter Smart und ohne die Vans und Wohnmobile liegt Mercedes nun bei 133,5 Gramm CO2. Wenig überraschend gehört der große GLK zu den Bestsellern.

Jaguar

Zur Palette des britischen Autobauers zählen momentan folgende Modelle: Die Mittel- bis Oberklassewagen XE, XF und XJ, die SUVs E-Pace und F-Pace sowie der Sportwagen F-Type. Viel Spielraum zum CO2-Einsparen bleibt da auf den ersten Blick nicht. Trotzdem hat Jaguar seinen Abgaswert in den vergangenen Jahren stark senken können (-24,81 Prozent von 2011 bis 2016). Der SUV-Boom fordert 2017 aber nun seinen Tribut. Um mehr als drei Prozent steigt die CO2-Emission auf 154,2 g/km.

Porsche

In Fragen der Umwelt haben es Sportwagenhersteller aus offensichtlichen Gründen eher schwierig. Besonders verheerend fällt die Bilanz aber bei Porsche aus. Zwar konnte der CO2-Ausstoß im vergangenen Jahr um stolze 4,8 Prozent gesenkt werden, beträgt aber immer noch 185,0 g/km. Allein der aktuelle Verkaufsschlager, der SUV Macan, kommt laut Herstellerangaben bereits in der Turbo-Edition auf bis zu 216 Gramm.