Klima-Nagelprobe für Olaf Scholz: Der Tag mit Bloomberg
(Bloomberg) -- Wann endlich liefern die Industriestaaten ihr 14 Jahre altes Versprechen, jährlich 100 Milliarden Dollar für Klimaprojekte in den ärmsten Ländern der Welt zu geben? Außenministerin Annalena Baerbock hat auf dem Petersberger Klimadialog erklärt, dies solle noch in diesem Jahr geschehen, und zugleich Billionen gefordert für die Menschheitsaufgabe, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen. Eine Erinnerung nicht zuletzt für Bundeskanzler Olaf Scholz, der heute an Tag 2 seine Rede in Berlin hält.
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Bei dem wichtigen Vorbereitungstreffen für die UN-Klimakonferenz COP28 im November saß man gestern noch eher mit Flipcharts in Arbeitsgruppen, doch heute geht im High-Level-Segment ans Eingemachte: nicht nur die ewig alten Versprechen sollen endlich eingelöst werden, sondern auch Wege gefunden werden, wie mehr privates Kapital mobilisiert werden kann, etwa um klimabedingte Schäden und Verluste auszugleichen. Auch der Internationale Währungsfonds und die Weltbank sollen mehr Geld locker machen.
Es wäre eigentlich eine gute Gelegenheit für Scholz, Fortschritte beim deutschen Beitrag zu verkünden. Die Bundesregierung hatte sich ja schon 2021 auf dem G7-Gipfel in Cornwall verpflichtet, ihre internationale Klima-Finanzierung auf 6 Milliarden Euro aufzustocken, ein Ziel, das aber — wen wundert’s — bis heute nicht erreicht wurde und immer noch hinter dem von Klimaaktivisten geforderten 8 Milliarden hinterherhängt. Doch solange Finanzminister Christian Lindner auf der Staatsschatulle sitzt, wird es dem Kanzler schwerfallen, das Versprechen zu erfüllen.
AKTUELLE MELDUNGEN:
Die Lufthansa stellt für das zweite Quartal ein Ebit in Aussicht, dass auf bereinigter Basis über Vorkrisenniveau liegen soll. Die Deutsche Post bestätigte ihren Ausblick.
UniCredit hat nach einem Rekordquartal den Jahresausblick auf den bereinigten Nettogewinn angehoben. Das Q1-Ergebnis übertraf die Prognosen um rund die Hälfte.
Bei der DZ Bank hat die Zeichnungsfrist für neue AT1-Anleihen im Gesamtvolumen von bis zu 1,4 Milliarden Euro begonnen.
Leerverkäufer haben ihre Wetten auf einen Kursverfall bei US-Regionalbanken deutlich ausgebaut.
ANALYSEN:
Rezessionsgefahren machen Anleihen laut Morgan Stanley und UBS zu einer besseren Wette als Aktien. Die Börse dürfte abgestraft werden, sollte die US-Notenbank keine weiche Landung der Wirtschaft hinbekommen.
Laut Stanley Druckenmiller wird die derzeitige Pattsituation zum US-Schuldendeckel von den Gefahren unkontrollierter zukünftiger Staatsausgaben in den Schatten gestellt.
AKTIENMÄRKTE | Die Börse Hongkong fällt am Mittwoch im Vorfeld der US-Zinsentscheidung, während der Handel in Tokio und auf dem chinesischen Festland feiertagsbedingt ruht. An der Wall Street schürte ein neuer Ausverkauf bei den US-Regionalbanken die Sorge um die Finanzstabilität. Die Erleichterung über die Rettung der First Republic Bank hatte keinen Bestand. Anleger flohen unter anderem aus den Titeln von PacWest Bancorp (-28%) und Western Alliance Bancorp (-15%). Für Europa signalisieren die Futures einen etwas festeren Handelsstart.
RENTENMÄRKTE | Am europäischen Staatsanleihemarkt überwog am Dienstag deutlich das Kaufinteresse. Angesichts des Kurseinbruchs im US-Bankensektor suchten Anleger nach Sicherheit. Heute begibt Deutschland 2,1%-2029-Anleihen im Volumen von €3 Milliarden. Im Fokus steht die US-Zinsentscheidung am Abend, bevor am Donnerstag die Währungshüter in Frankfurt über die weitere Geldpolitik entscheiden. Volkswirte rechnen in den USA mit einem 25-Bp-Schritt und Signalen für eine Pause im Straffungszyklus.
ROHSTOFFMÄRKTE | Am Ölmarkt kam es am Dienstag zu einem neuen Preisrutsch um 5%, da schwache Zahlen zum US-Arbeitsmarkt Rezessionsbefürchtungen schürten. Im frühen Mittwochshandel gehen die Ölpreise seitwärts. Gold verteuerte sich mit der Sorge vor neuen Problemen im Bankensektor gestern um 1,7%, womit der Markt wieder die Preismarke von $2.000 je Unze überwand.
TERMINE AM MITTWOCH
Quartalszahlen: Lufthansa, Deutsche Post, Teamviewer, BNP Paribas, Unicredit, Klöckner, Signify, Auto1 Group, Bike24 Holding, Porsche AG, Flutter Entertainment, Stellantis, Haleon, Lloyds Banking Group, Aston Martin Lagonda, Airbus, Enel, Morphosys
Hauptversammlungen: EnBW, Fuchs Petrolub, Mercedes-Benz, Hapag-Lloyd, Hannover Rück
10:00 VDMA, Auftragseingang Maschinen- und Anlagenbau März
Petersberger Klimadialog der Bundesregierung u.a. mit Außenministerin Baerbock und Wirtschaftsminister Habeck; Rede von Bundeskanzler Scholz (14:30)
Konjunkturdaten USA: ADP-Arbeitsmarktbericht, Einkaufsmanagerindex/PMI Service
Quartalszahlen USA: Kraft Heinz, Qualcomm
17:00 Finanzminister Lindner, Gespräch mit designiertem Präsidenten des Kiel Instituts für Weltwirtschaft, Schularick
20:00 Federal Reserve, Ergebnis der FOMC-Sitzung
Vantage Towers, Ende der Andienungsfrist für das Übernahmeangebot des Oak-Konsortiums (bestehend aus Vodafone und den Investoren GIP und KKR)
Börsenfeiertag China, Japan
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