Klasse flieht nach rassistischen Beleidigungen aus Brandenburger Ferienlager

Schülerinnen und Schüler einer Berliner Klasse sollen in einem Ferienlager in Brandenburg rassistisch beleidigt und bedroht worden sein. Nun ermittelt der Staatsschutz.
Schülerinnen und Schüler einer Berliner Klasse sollen in einem Ferienlager in Brandenburg rassistisch beleidigt und bedroht worden sein. Nun ermittelt der Staatsschutz.

Schülerinnen und Schüler einer Berliner Klasse sollen in einem Ferienlager in Brandenburg rassistisch beleidigt und bedroht worden sein. Wie ein Sprecher der Polizei in Cottbus am Montag sagte, ermittelt der Staatsschutz nun wegen Beleidigung, Volksverhetzung und womöglich auch Bedrohung. Die Beamten waren demnach in der Nacht zum Sonntag zu dem Ferienlager am Frauensee im Landkreis Dahme-Spreewald alarmiert worden.

Schüler und Schülerinnen überwiegend mit Migrationshintergrund sollen dort von Gästen einer Geburtstagsfeier rassistisch beleidigt und bedroht worden sein, woraufhin der Lehrer die Polizei rief. Er entschied sich zudem dazu, den Aufenthalt im Ferienlager abzubrechen und noch in der Nacht mit der Klasse zurück nach Berlin zu fahren.

Die Beamten begleiteten demnach die Abreise, befragten vor Ort Zeuginnen und Zeugen und nahmen die Personalien möglicher Tatverdächtiger auf. Die weiterführenden Ermittlungen übernahm der zuständige kriminalpolizeiliche Staatsschutz.

"Mit solchen Übergriffen will ich mich und dürfen wir uns nicht abfinden", erklärte Berlins Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) am Montag. Nun gelte es zunächst, den Schülerinnen und Schülern die beste Hilfe zu geben. Ein Krisen- und Interventionsteam ihrer Senatsverwaltung sei umgehend verständigt worden.

Die Polizei müsse den Vorfall aufklären und die beteiligten Jugendlichen müssen zur Rechenschaft gezogen werden, forderte der Ostbeauftragte der Bundesregierung, Carsten Schneider (SPD). "Ein Klima der Offenheit zu schaffen, ist die gemeinsame Aufgabe von uns allen", sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Dabei komme es auch auf die Unterstützung von Eltern und Familien an.

Der parlamentarische Geschäftsführer der SPD-Fraktion im Brandenburger Landtag, Ludwig Scheetz, nannte die Vorfälle "inakzeptabel". Diese zeigten, "dass wir unseren Fokus aktuell noch viel stärker auf die Aufklärung und Bildungsarbeit bei jungen Menschen setzen müssen". "Wir dürfen rechtsextreme Aktivitäten nicht mehr verharmlosen", erklärte er weiter.

Der Brandenburger CDU-Fraktionschef Jan Redmann sprach von einer "Häufung dieser Vorfälle", die er "mit Sorge" beobachte. "Wir müssen alles dafür tun, dass wir in Brandenburg nicht wieder in die 90er Jahre zurückfallen - der Rechtsextremismus darf nicht wieder vorherrschende Jugendkultur in Brandenburg werden", warnte Redmann.

Die Geschäftsführung des Ferienlagers äußerte sich ebenfalls zu dem Vorfall. Demnach wollte die Schulklasse von Freitag bis Montag ein Mathematikcamp in der Unterkunft durchführen. Die andere Gruppe hielt sich dort für einen 18. Geburtstag auf, dafür waren 20 Übernachtungs- und weitere 60 Tagesgäste angemeldet. Gebucht hatte eine Mutter aus einem Nachbarort.

Der Geschäftsführung zufolge brachte der Bereitschaftsdienst der Einrichtung am Sonntagmorgen noch verbliebene sieben Lehrkräfte sowie Schülerinnen und Schüler zum Bahnhof Königs Wusterhausen, die anderen waren bereits von ihren Eltern abgeholt worden.

Die Einrichtung unterstütze die Ermittlungen zu den Vorfällen "vollumfänglich", hieß es. Mit der betroffenen Schule "stehen wir in Kontakt und bedauern sehr, dass sie unsere Einrichtung unter diesen Umständen verlassen haben".

"Wir verurteilen jegliche Form von Fremdenfeindlichkeit und Rassismus auf das Schärfste", erklärte die Geschäftsführung weiter. Der Bucherin der Gruppe des 18. Geburtstags wurde demnach ein Hausverbot erteilt.

awe/cfm