Kinderstars: Traum oder Albtraum?

Kirsten Dunst wurde als 12-Jährige mit dem Film „Interview mit einem Vampir“ berühmt. Neben ihr ein neuer Kinderstar: Jaeden Lieberher spielt bei „Midnight Special“ an ihrer Seite.

Ein Blick nach Hollywood zeigt: Die großen Abstürze sind bei Kinderstars meistens vorprogrammiert. Aber was wird eigentlich hierzulande getan, um die Kleinen bei ihrem großen Auftritt zu schützen?

Sie haben schon als Kind erlebt, wovon andere ein Leben lang träumen, stehen vor der Kamera, statt auf dem Spielplatz herumzuhopsen und geben Interviews, während ihre Freunde in Mathe ausgefragt werden. Unglaublich aufregend stellt man sich das Leben von Kinderstars vor und denkt, wer einmal so cool Einbrecher verjagt hat wie der zehnjährige Macaulay Culkin in „Kevin allein zu Haus“, der kann gar nichts anderes vor sich haben als eine große Karriere. Pustekuchen. Denn allzu oft gibt es einen Moment, in dem sich das Gute zum Schlechten wendet und plötzlich gar nichts mehr cool ist.

Welcher Moment das bei Macaulay Culkin war, lässt sich schwer sagen. War es die Scheidung seiner Eltern, die sich um das Sorgerecht des millionenschweren Jungstars stritten? War es die eigene Scheidung im Jahr 2000, bei der sich der gerade einmal 20-Jährige nach zwei Jahren Ehe von seiner Kollegin Rachel Miner trennte? Der Prozess vier Jahre später, der ihm wegen illegalen Tabletten- und Drogenbesitzes gemacht wurde? 2012 die Trennung von seiner Langzeitliebe Mila Kunis, die angeblich nicht mehr mit seiner Drogensucht klarkam und heute glücklich mit Ashton Kutcher verheiratet ist?

Bei Drew Barrymore liegt der Fall schon klarer. Sie war sieben Jahre alt, als ihr Patenonkel Steven Spielberg ihr die Rolle der süßen Gertie in „E.T.“ gab. Mit neun hatte sie auf der Geburtstagsparty von Rob Lowe ihren ersten Vollrausch, mit zehn rauchte sie den ersten Joint und mit zwölf zog sie sich Kokain durch ihre Stupsnase. Daniel Radcliffe? War am Set von „Harry Potter und der Halbblutprinz“ fast immer blau. Lindsay Lohan? Startete mit zwölf in der Doppelrolle von „Ein Zwilling kommt selten allein“ voll durch, stolperte beim Feiern in L.A. stockbesoffen in herumstehende Zierpflanzen und hat mittlerweile etliche Entzüge hinter sich. Edward Furlong alias John Connor aus „Terminator 2“? Landete 2001 erst mit einer Überdosis im Krankenhaus und später als Frauenschläger im Gefängnis.

So werden Kinderschauspieler in Deutschland geschützt

Natürlich haben solche Abstürze mehrere Ursachen und lassen sich nicht nur auf die frühe Arbeit am Filmset schieben. Und dennoch tut man heute in Deutschland alles, um den Kleinen die großen Auftritte vor der Kamera möglichst kindgerecht zu gestalten. So müssen zum Beispiel vor jedem Dreh mit Kindern und Jugendlichen sowohl das Jugendamt wie auch das Gewerbeaufsichtsamt grünes Licht geben. Die Schauspieler brauchen unter anderem eine ärztliche Bescheinigung, eine Unbedenklichkeitserklärung der Schule, falls sie Unterricht verpassen, und natürlich müssen die Eltern ihre Sprösslinge begleiten.

Andere Betreuer sind nur in Ausnahmefällen vorgesehen. Kinder von drei bis sechs Jahren dürfen sich pro Tag maximal vier Stunden am Set aufhalten, in zweien davon darf gedreht werden. Für Kinder ab sechs Jahren gelten fünf Stunden am Set, von denen sie drei arbeiten dürfen.

In Deutschland gibt es klare Richtlinien und Gesetze

Wird ein Kind müde oder braucht es eine Pause, steht ihm ein eigener Aufenthaltsraum zu. Meistens ist das ein Wohnwagen. Sind die Szenen emotional belastend, etwa wenn ein Kind dabei zusehen muss, wie seine Filmmutter überfallen und geschlagen wird, werden geschulte Kinderpsychologen ans Set bestellt, die sich um die Darsteller kümmern. Eine andere Möglichkeit, die auch zum Zuge kommt, wenn Jugendamt oder Gewerbeaufsichtsamt Einspruch gegen das Drehbuch erheben: Die Szene wird aufgeteilt. Die erste Einstellung zeigt dann die Mutter mit dem Schläger, das Kind ist nicht anwesend. Seine Reaktion wird extra gedreht und die Szenen kommen erst im Schnitt zusammen. Das alles sind nur die Basics. Kindern, die beispielsweise für Kinofilme über einen längeren Zeitraum vor der Kamera stehen, stehen in Deutschland immer auch Privatlehrer, Betreuer und Coaches zur Seite. Eine ganze Gruppe von Leuten also, die sich darum kümmern soll, dass es dem Kind dauerhaft gut geht.

(Bilder: ddp images)