KFC greift gegen Lieferanten DHL durch

Wer beim Kundenservice der britischen Zentrale der Fast-Food-Kette KFC (einst Kentucky Fried Chicken) südlich von London anruft, erfährt umgehend elektronischen Trost: "Don't worry, be happy" tönt es da vom Tonband und dann folgt die Bemerkung: "wir haben im Moment noch mit ein paar Kinderkrankheiten unseres neuen Lieferanten zu kämpfen". Der neue Lieferant das ist DHL, die Logistiktochter der Deutschen Post.

Rund drei Wochen nachdem die Schlagzeilen von der Hühnchen-Krise, dem Hühnchen-Notstand oder dem Hühnchen-Engpass, gelegentlich auch die verzweifelte Frage "Wo ist mein Hühnchen?" durch den Blätterwald rauschten, ist nun Schluss mit lustig. KFC hat DHL und seinem Partner QSL nämlich einen Teil des Lieferauftrags für seine 900 britischen Schnellrestaurants wieder entzogen. Ab 26. März wird DHL die 350 KFC-Filialen im Norden von England nicht mehr beliefern: stattdessen übernimmt diese Aufgabe wieder der frühere KFC-Partner Bidvest Logistics.

Nachschub- und Lieferprobleme beim Hühnerfleisch hatte KFC (einst beworben mit dem Slogan "It's finger-lickin' good" ) im Februar gezwungen, fast alle seine Restaurants auf der Insel zu schließen. Da das unglücklicherweise in der Zeit der einwöchigen Winterferien passierte, liefen viele britische Eltern und Kinder Sturm, aufgebracht waren auch die freiberuflichen KFC-Mitarbeiter. Die Londoner Polizei sah sich sogar gezwungen, die Bevölkerung per Twitter aufzufordern, sie diesbezüglich nicht mehr zu kontaktieren: "Es betrifft nicht die Polizei, wenn ihr Lieblingsrestaurant nicht das Menü servieren kann, das Sie sich wünschen."

Auch heute sind noch nicht alle Probleme behoben: "Derzeit sind mehr als 97 Prozent unserer Restaurants wieder geöffnet, obwohl in manchen derzeit nur reduzierte Menüs angeboten werden", so ein KFC-Sprecher. Nicht beantworten will er allerdings die Frage, was "mehr als 97 Prozent" eigentlich im Klartext heißt: 97,75 Prozent – 99,99 Prozent? Wortkarg bleibt er auch, wenn man ihn bittet, doch zu erklären, auf welche Teile des Menüs ein Kunde derzeit noch verzichten muss: "Es handelt sich nur um einige Produkte", so die knappe Antwort. In britischen Medienberichten hatte es kürzlich geheißen, einigen Hühnchenlokalen gebe es derzeit keine Soßen mehr.

Was aber steckt wirklich hinter der desaströsen DHL-Panne? Beide Seiten haben dazu offenbar Stillschweigen vereinbart. "Gemeinsam mit unseren Partnern sind wir weiterhin in vollem Umfang bereit, den übrigen 550 KFC-Restaurants in Großbritannien einen exzellenten Service zu bieten", so die offizielle Erklärung von DHL UK. Defensiv aber finster entschlossen sagt die Unternehmenssprecherin am anderen Ende der Leitung dann noch: "Weder von mir noch von jemandem anderen werden sie dazu mehr herausbekommen."

Gesprächiger ist dagegen Paul Whyte von Bidvest. Seine Firma, sagt er mit kaum unterdrückter Schadenfreude, verstehe nun mal die "komplexen Anforderungen", die mit der Lieferung frischen Hühnerfleisches verbunden seien. Dem Vernehmen nach soll die Wurzel des DHL-Problems gewesen sein, dass die Deutsche-Post-Tochter ganz Großbritannien aus einem einzigen Lagerhaus in Rugby heraus beliefern wollte. Bidvest hatte dagegen sechs verschiedene Kühlhäuser im Einsatz. Gerüchteweise heißt es auch, die Lieferprobleme von DHL stünden ursprünglich mit einem größeren Autounfall in der Nähe des Lagerhauses in Rugby in Verbindung. Die Polizei habe Straßen gesperrt, daher seien die LKWs mit dem Hühnerfleisch nicht rasch genug ans Ziel gekommen. Möglicherweise war das der Beginn einer verhängnisvollen Kettenreaktion.

Sicherlich ist die Umstellung auf einen neuen Lieferanten mit neuer IT und neuem Personal immer ein Risiko. Fest steht: der Hühnchen-Notstand begann sich am 16. Februar in den Filialen bemerkbar zu machen, KFC sah sich dann zur Schließung von immer mehr Schnellrestaurants gezwungen. Das Chaos nahm seinen Lauf, DHL entschuldigte sich halbherzig: "Auch wenn wir nicht als einzige Partner für die Lieferkette von KFC verantwortlich sind, so entschuldigen wir uns (doch) für die Unannehmlichkeiten und Enttäuschungen, die KFC und seine Kunden erfahren haben."