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Kann eine “Hochzeit auf den ersten Blick” funktionieren? Das sagt die Psychologin

Sich erst vor dem Altar kennenlernen und trotzdem eine glückliche Ehe führen – geht das? (Symbolbild: Getty Images)
Sich erst vor dem Altar kennenlernen und trotzdem eine glückliche Ehe führen – geht das? (Symbolbild: Getty Images)

Bei der TV-Sendung “Hochzeit auf den ersten Blick” werden Paare von Fremden “zusammengestellt”, die sich erst zur Eheschließung im Standesamt kennenlernen. Wir haben eine Psychologin gefragt, was sie von der Idee hält.

Für viele Menschen ist das Konzept der Sat.1-Sendung “Hochzeit auf den ersten Blick” unvorstellbar: Sogenannte Experten stellen nach mehreren Casting-Runden Pärchen zusammen, die bei ihrem ersten Treffen eine standesamtliche Eheschließung vornehmen. Sechs Wochen später entscheiden sie, ob sie verheiratet bleiben oder sich wieder scheiden lassen wollen. Aus vier Staffeln gingen auf diese Weise drei Paare hervor, die noch immer verheiratet sind. Derzeit wird die fünfte Staffel ausgestrahlt.

Als Experten fungieren in der Sendung meist Menschen aus psychotherapeutischen Berufsfeldern, die verschiedenste Tests mit den Teilnehmenden durchführen. So wollen sie herausfinden, wer sich als potenzielles Ehepaar eignen könnte. Aus der ersten, dritten und vierten Staffel ging so jeweils ein zufriedenes Paar hervor. Alle Pärchen der zweiten Staffel trennten sich. Zwei Teilnehmer kamen aber nachträglich zusammen, nachdem die Experten sie als “unverträglich” eingestuft hatten.

Psychologin: “Wissenschaft kann Menschen nicht die Partnerfindung abnehmen”

Die Experten der Sendung behaupten: “Liebe ist nichts Mystisches mehr, sondern wir können sie wissenschaftlich erklären”. Geht die Partnerfindung tatsächlich derart unromantisch vonstatten? Die Diplom-Psychologin Konstanze Münstermann widerspricht dieser Theorie entschieden: “Das Geheimnis, warum Liebe entsteht, ist nicht zu knacken”, sagte sie gegenüber “Yahoo”.

Sie hält von der Sendung “Hochzeit auf den ersten Blick” überhaupt nichts: Es handle sich um ein “menschenverachtendes Konzept”, weil es ein roboterhaftes Sich-Fügen der Teilnehmenden voraussetze. Die TV-Show sei vor allem auf Sensation ausgerichtet, indem die Intimsphäre der Protagonisten öffentlich zur Schau gestellt werde. Zudem vermittelten die Macher fälschlicherweise, dass die Wissenschaft dazu in der Lage sei, Menschen die Partnerfindung abzunehmen, so Münstermann.

Liebe als Wunder akzeptieren

Dass tatsächlich Paare aus der Sendung hervorgegangen sind, bezeichnet Münstermann als “Duplizität der Ereignisse”. “Das kann nicht als Beweis dafür gelten, dass die Vorgehensweise funktioniert”, sagt die in Berlin ansässige Psychologin. Die Beziehungen seien nicht durch die technisch erfolgte Zusammenstellung der jeweiligen Personen entstanden, sondern aus anderen Gründen, die der TV-Sendung zufällig in die Karten gespielt haben. Dass sich zwei Menschen ineinander verlieben, solle “als Wunder bestehen bleiben”.