Infektiologe bremst bei "Lanz" Impfstoff-Euphorie

Es ist eine Botschaft, bei der Moderator Markus Lanz in seiner ZDF-Talkshow mehrmals nachhaken musste: Der Infektiologe Prof. Peter Kremsner gab an, dass ein Corona-Impfstoff möglicherweise nur ein paar Wochen Schutz bietet.

Die Euphorie ist groß: Nachdem in Großbritannien bereits ein Corona-Impfstoff der Firma Biontech zugelassen wurde, steigt nun auch die Hoffnung in Deutschland, sich bald gegen das Virus impfen lassen zu können. Doch ganz so leicht ist es nicht, machte der Infektiologe Prof. Peter Kremsner am Mittwochabend in der ZDF-Talkshow "Markus Lanz" deutlich. Man könne bisher nur "von ein paar Wochen Schutz ausgehen", antwortete der 59-Jährige auf die Frage von Moderator Markus Lanz, wie lange man nach einer Impfung immun sei.

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Zwei Impfungen seien bisher bei fast allen Impfeinsätzen geplant, die im Abstand von ein paar Wochen gegeben werden müssen, möglicherweise könnten es sogar noch mehr Impfungen werden. Wie lange der Schutz genau anhalte, könne man nicht vorhersagen. "Es ist alles möglich", betonte der Infektiologe, der per Videochat ins Studio zugeschaltet war. "Es ist durchaus möglich, dass nach einem Jahr nur noch zehn oder null Prozent Schutz übrig ist. Es ist aber auch möglich, dass so ein Schutz bis zu fünf Jahre und vielleicht mehr anhält."

Er wolle nicht spekulieren, woraufhin der Moderator noch mal nachhakte: "Selbst Sie wissen das nicht?" Er leite doch die klinische Studie bei der Firma CureVac, die ebenfalls einen Impfstoff entwickelt, so Lanz. Kremsner verneinte, er wisse, wie lange die Probanden untersucht werden. "Aber wir können nur mutmaßen und spekulieren, wie lange ein Schutz, wenn er denn überhaupt zeigbar ist, anhält." Allerdings seien sie nach den Pressemitteilungen von Biontech sehr zuversichtlich. "Bis vor zwei, drei Wochen hätte ich nicht gewagt zu sagen, wir kriegen 95 Prozent Schutz hin, auch wenn es nur kurzfristig ist. Jetzt glaube ich schon daran", betonte er.

"Wir hoffen natürlich, dass so ein Impfschutz lange anhält"

Doch mit der Aussage gab sich Moderator Markus Lanz noch nicht zufrieden, er musste erneut nachhaken. Er entnehme aus den Worten des Infektiologen große Zweifel, machte er deutlich. Kremsner betonte abermals, dass er immer überzeugt gewesen sei, dass ein Impfstoff hergestellt und im Winter zugelassen werden könne. "Das war meine vorsichtige Prognose, die scheint jetzt einzutreffen."

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Ein Satz, der bei Lanz weiterhin nachhallte, sei, dass der Impfschutz möglicherweise nur ein paar Wochen Schutz biete. "Das kann ja nicht die Idee sein, alle paar Wochen zum Arzt zu gehen", hielt Lanz fest. "Ja, wir hoffen natürlich, dass so ein Impfschutz lange anhält", betonte Kremsner. "Das hoffen wir bei jeder Impfung, aber es gibt Impfungen, wo wir nur ein paar Monate letztlich Impfschutz hinkriegen. Wir können es schlicht noch nicht sagen." Er würde lieber eine bessere Botschaft in der Adventszeit überbringen, aber dies wäre "reine Spekulation oder Hellseherei".

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