Japan: Der Aktienmark läuft - ein Land steht vor tiefgreifenden Veränderungen

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Was haben Japan und Deutschland gemeinsam? Beide Länder führen die Statistik der Länder mit dem höchsten Durchschnittsalter der Bevölkerung im Jahr 2015 an. Das Durchschnittsalter in Japan liegt bei 46,5 während es in Deutschland bei 46,2 Jahren liegt. Doch für Japan ist das Problem ernster als in allen anderen Ländern dieser Welt.
"Auf der einen Seite herrscht in Japan eine der niedrigsten Geburtenraten der Welt vor und trifft auf der anderen Seite zugleich auf eine der höchsten Lebenserwartungen. Nach einer Studie aus dem Jahr 2015 können ein heute in Japan geborenes Mädchen von einer Lebenserwartung von 86 Jahren und ein Junge von 80 Jahren ausgehen. Ältere Menschen machen in Japan bereits 27 Prozent der Bevölkerung Japans aus, während der Anteil dieser Bevölkerungsgruppe in den USA bei gerade einmal 15 Prozent liegt.
Seit Ende 2014 werden in Japan mehr Erwachsenenwindeln als Windeln für Babys verkauft – Tendenz steigend.
Wirtschaftswissenschafter nehmen an, dass die Quote bis zum Jahr 2050 auf 40 Prozent ansteigen könnte. Damit müssten zukünftig die Sozialabgaben steigen, die von der immer kleiner werdenden jungen Arbeitergeneration abgeführt werden", sagt Asienexperte Andreas Lipkow.

17,3 Prozent plus seit Jahresbeginn

Im modernen Japan hat die Familie insgesamt einen hohen Stellenwert und so spielt auch die Versorgung der Ältesten neben Einrichtungen wie einer staatlichen Pflegeversicherung bei den Familien eine wichtige Rolle. "Der Anteil an arbeitenden Japanern jenseits des deutschen Rentenalters ist sehr hoch. Nach einer Erhebung aus dem Jahr 2005 war jeder vierte japanische Arbeitnehmer über 65-Jährige in einer Vollbeschäftigung. Das Hauptproblem bleibt die niedrige Geburtenrate in Japan. Aktuell werden von jeder japanischen Frau im Schnitt 1,4 Kinder zur Welt gebracht. Notwendig wären aber min. 2,1 Kinder, um die Zahl der Bevölkerung aufrecht zu halten. Sollte es nicht bald einen Paradigmenwechsel in der japanischen Bevölkerung mit Bezug auf die Geburtenrate geben, gehen Experten auch weiterhin von einem enormen Bevölkerungsrückgang aus. Von heute 127 Millionen Menschen würden bereits im Jahr 2050 weniger als 100 Millionen existieren.
Damit das Problem grundlegend verändert werden kann, muss sich die Gesellschaft wandeln. So steht das japanische Verständnis zur Gleichberechtigung von Mann und Frau auf dem Prüfstand. Männer müssen zukünftig mehr Verantwortung im Haushalt übernehmen, damit es sich Frauen leisten können, Karriere und Kinder vereinbaren zu können.
Auf politischer Ebene wird aktuell ebenfalls versucht, das Problem anzugehen. Bereits Ende 2015 gründete der japanische Premierminister Shinzo Abe ein Beratungsgremium zu dem Thema. Das Ziel dabei ist klar definiert- In den kommenden 50 Jahren sollen in Japan weiterhin noch mehr als 100 Millionen Menschen leben. Das wäre nur ein Fünftel weniger als heute und hätte weitaus weniger katastrophale Folgen für das japanische Sozialsystem.
Es gibt auch auf wirtschaftlicher Grundlage Druck zum Handeln. Ältere Menschen konsumieren weniger und der daraus resultierende abnehmende Konsum wird die Wirtschaft schwächen. Der wirtschaftliche Druck bringt Familien dazu, weniger Kinder zu bekommen, was wiederum die Wirtschaft noch weiter schädigt.
Um sich gegen das Problem der alternden Bevölkerung zu rüsten, hat Japans Technologie bereits reagiert und seine Bemühungen im Bereich Robotik und Künstliche Intelligenzen erhöht", sagt der Marktexperte der comdirect bank Andreas Lipkow. Dadurch hat sich das biologische Problem vorerst auf ein technisches verlagert. Indes präsentiert sich der japanische Aktienmarkt in einer erstklassigen Verfassung. Der Nikkei Index hat im laufenden Jahr 17,3 Prozent zugelegt. Mehr zu diesem Thema und einer spannendeen Aktienauswahl lesen Sie in der nächsten Ausgabe von DER AKTIONÄR (46/2017).