James Franco verbeugt sich vor 'Disaster Artist' Tommy Wiseau

Tommy Wiseau und James Franco bei der Premiere von “The Disaster Artist” auf dem Toronto International Film Festival
Tommy Wiseau und James Franco bei der Premiere von “The Disaster Artist” auf dem Toronto International Film Festival

Wer Tommy Wiseaus “The Room” noch nicht gesehen hat, sollte es dabei belassen. Denn die Liebesromanze gehört zu den schlechtesten Filmen überhaupt. Und hat dennoch oder genau deshalb Kultstatus erreicht. Nun hat James Franco einen Film über das Machwerk gedreht. Entstanden ist eine Liebeserklärung.

Fragt man nach dem schlechtesten Film aller Zeiten, bekommt man unterschiedliche Antworten. Die Geschmäcker sind schließlich verschieden. Dennoch tauchen in den Umfragen immer wieder die üblichen Verdächtigen auf. Der legendäre Trash-Film “Plan 9 aus dem Weltall” wird immer wieder genannt. Auch den Filmunfall “Angriff der Killertomaten” halten viele noch immer für eines der schlimmsten Machwerke der Filmgeschichte. Eines das auch noch mehrere Fortsetzungen nach sich zog. Genauso wie die unsägliche “Sharknado”-Reihe, die bereits unfassbare fünf Filme zählt. Film und Kino sind eben auch Vergnügungswiesen für Sadomasochisten.

Vielleicht qualifizieren sich besonders misslungene Kunstwerke und ihre besonders untalentierten Schöpfer dann für den Titel “schlechteste aller Zeiten”, wenn ihr Ruf bis nach Hollywood dringt. Wenn plötzlich Produzenten und Filmemacher auf das jeweilige Phänomen aufmerksam werden und entscheiden, einen Film darüber zu drehen. So gesehen dürfte Edward D. Wood Jr., der Macher von “Plan 9 aus dem Weltall”, vielleicht tatsächlich der schlechteste Regisseur aller Zeiten sein, dessen Leben und Arbeit von Tim Burton verewigt wurde. Und war wohl Florence Foster Jenkins tatsächlich die schlechteste Opernsängerin überhaupt, Michael Edwards der untalentierteste Skispringer und “The Room” der mieseste Film, der je gedreht wurde.

Schafft James Franco mit “The Disaster Artist” endlich auch den Durchbruch als Regisseur?

“The Room”-Fan James Franco
Zu den “Fans” des Letzteren gehört zweifelsohne auch James Franco. Der Alleskönner des Kinos hat über das Werk des Nichtskönners Tommy Wiseau nun einen Film gedreht. Entstanden ist eine Komödie mit ernsten Momenten, in der Franco auch gleich den Mastermind von “The Room” spielt und weitere Rollen mit seinem Bruder Dave, Zac Efron, Bryan Cranston und Seth Rogen besetzt hat. “The Disaster Artist” kommt in den USA noch dieses Jahr in die Kinos. Wann und ob es das Biopic auch auf die deutschen Leinwände schafft, ist noch nicht bekannt.

Worum es geht, wird schon im Trailer deutlich. Franco und seine Drehbuchautoren Scott Neustadter und Michael H. Weber erzählen, wie der desaströse Film des “desaströsen Künstlers” entstanden ist. Oder genauer: Wie das Machwerk entstehen konnte, wo doch alle Beteiligten, allen voran Wiseau, ihr Handwerk – um es freundlich zu formulieren – alles andere als beherrschen.

Der Trailer macht aber noch etwas anderes deutlich: Franco und Co. geben Wiseau und Co. nicht der Lächerlichkeit preis. “The Disaster Artist” stellt sich damit gegen den Kult, aus dem er hervorgegangen ist. Anders als die Fangemeinde wollen sich Franco und sein Team nicht über Cast und Crew von “The Room” lustig machen, zumindest nicht nur. Sie sind auch voller Bewunderung für die unbedingte Hingabe des “The Room”-Schöpfers. Wiseau mag zwar kein großer Künstler sein, groß aber war die Leidenschaft, die er bei der Erfüllung seines Traums an den Tag legte.

Tommy Wiseau in einer Szene aus “The Room”
Tommy Wiseau in einer Szene aus “The Room”

Die Odyssee des Tommy Wiseau
Tatsächlich kann man nur staunen darüber, was Wiseau alles auf sich genommen hat, um “The Room” zu realisieren. Zunächst will er den Stoff als Theaterstück auf die Bühne bringen, doch keiner will es aufführen. Dann will er ein Buch herausbringen, doch er findet keinen Verleger. Nachdem auch kein Filmstudio das Drehbuch verfilmen will, sieht er nur einen Ausweg: Er finanziert, produziert und dreht den Film selbst und schlüpft – wahrscheinlich die fatalste Entscheidung – auch noch in die Hauptrolle. Angeblich haben Produktion und Marketing von “The Room” sechs Millionen Dollar verschlungen. Woher Wiseau das Geld hatte? Laut eigenen Aussagen aus dem Handel mit Lederjacken aus Korea.

Dass sich mit viel Geld nicht zwangsläufig ein guter Film machen lässt, ist eine Binsenweisheit. Was man braucht, ist auch ein Fünkchen von dem, was man für Geld nicht kaufen kann: Talent. Und hiermit sind weder Wiseau noch sein Team gesegnet. Weshalb die Liebesromanze, die “The Room” sein will, geworden ist, für das sie viele halten: schlicht und einfach ein sehr schlechter Film, vielleicht tatsächlich der schlechteste aller Zeiten. Das kann auch ein James Franco nicht leugnen.