Jahreszeiten beeinflussen die Denkleistung: Darum funktioniert unser Gehirn im Herbst besser

Innerhalb der zwölf Monate eines Jahres verändert sich unsere Denkleistung – das ergab eine Studie kanadischer Forscher. Während wir im Herbst eine geistige Höchstleistung erbringen, ist das Gehirn im Frühling fünf Jahre „älter“.

Die Wissenschaftler der Universität Toronto untersuchten 3.300 über 60-jährige Frauen und Männer. Die Probanden aus den USA, Kanada und Frankreich mussten kognitive Tests ablegen und verschiedene Denkaufgaben lösen. Außerdem konnten die Forscher von einigen der Teilnehmer auch das sogenannte Nervenwasser aus dem Gehirn analysieren. Mit einem interessanten Ergebnis: Sowohl gesunde Senioren als auch jene mit Alzheimer-Erkrankung wiesen im Herbst eine deutlich bessere Denkleistung auf – im Frühjahr funktionierte das Gehirn der Probanden am schlechtesten. Die Unterschiede vom Höhepunkt im Herbst bis zum Tiefpunkt im Frühjahr kamen einer Hirnalterung von fünf Jahren gleich.

Was genau die Ursache für die großen Unterschiede in der Denkleistung ist, darüber kann aktuell nur spekuliert werden. Doch es könnte unter anderem an den veränderten Lichtverhältnissen im Laufe der Jahreszeiten liegen. Eine andere, weitaus kleinere Studie der Charité Berlin aus dem Jahr 2016, bei der 28 Probanden begleitet wurden, untermauert diese These. Hier kamen die Wissenschaftler um Chronobiologe Dieter Kunz zu dem Ergebnis, dass tatsächlich vor allem das Tageslicht großen Einfluss auf die geistige Leistung des Menschen hat. Kurz: Je länger die Tage, umso höher die Denkfähigkeit.

Die Ergebnisse der Untersuchung der kanadischen Forschergruppe könnten bei der Therapie von Alzheimer helfen. So sollte, nach Studienautor Andrew Lim, die Betreuung und kognitive Förderung von Alzheimer-Patienten vor allem zum Frühjahr hin verändert und verstärkt werden. Im Hochsommer und Herbst allerdings könnte diese dann im Gegenzug weniger intensiv ausfallen.