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Jahresrückblick 2020: Vor diesen Powerfrauen ziehen wir den Hut!

Kamala Harris, Michaela Coel, Özlem Türeci, Billie Eilish und Alicia Garza: So unterschiedlich die Werdegänge und Leidenschaften dieser Frauen auch sind – es gibt etwas, das sie alle vereint: ihr bemerkenswerter Mut, für das zu kämpfen, was ihnen wichtig ist und uns damit mitzureißen, zu inspirieren und ermutigen. Von diesen fünf Powerfrauen wollen wir auch im kommenden Jahr noch viel hören!

Kamala Harris wird am 20. Januar 2021 in das Amt der US-Vizepräsidentin eingeführt, das sie als erste Frau bekleiden wird. (Bild: Getty Images)
Kamala Harris wird am 20. Januar 2021 in das Amt der US-Vizepräsidentin eingeführt, das sie als erste Frau bekleiden wird. (Bild: Getty Images)

Politik: Kamala Harris

Kamala Harris ist die erste US-Vizepräsidentin und die erste Schwarze in diesem Amt. Und sie wird – wie sie auf einer Wahlkampfrede betonte – garantiert nicht die letzte sein.

Harris wurde in Oakland (Kalifornien) als Tochter von zwei Eltern mit Migrationshintergrund geboren – ihre Mutter stammt ursprünglich aus Indien, ihr Vater aus Jamaika. Ihre Eltern ließen sich scheiden, als sie fünf Jahre alt war. Sie wurde hauptsächlich von ihrer hinduistischen alleinerziehenden Mutter Shyamala Gopalan Harris, einer Krebsforscherin und Bürgerrechtlerin, erzogen. Karriere machte die heute 56-Jährige als Juristin in San Francisco, wo sie zuerst als erste Bezirksstaatsanwältin überhaupt und später als erste Justizministerin arbeitete.

Hintergrund: Wie es Biden und Harris gelang, Trump das Präsidenten-Amt zu entreißen

Weit über die Bundesstaatsgrenzen hinaus wurde Harris als lautstarke Gegnerin von Donald Trump bekannt. In Talkshows forderte sie einschneidende Änderungen der Polizeipraktiken in den USA, auf Twitter die Verhaftung der Polizisten, die Breonna Taylor – eine 26-jährige Schwarze aus Kentucky – getötet haben und für die Notwendigkeit, Rassismus zu bekämpfen, spricht sie sich bei jeder Gelegenheit aus, die sich ihr bietet. Als Anwältin im Amt der Vizepräsidentin ist sie dafür natürlich bestens geeignet, doch noch mehr ist es ihre Identität; sind es ihre Erfahrungen, die dafür sprechen, dass Harris das Leben all jener Menschen verändern und verbessern kann, die am Rande der Gesellschaft stehen.

Die Londonerin Michaela Coel verarbeitet ihre Vergewaltigung in der Serie "I May Destroy You" – auf eine ganz besondere Art und Weise. (Bild: Getty Images)
Die Londonerin Michaela Coel verarbeitet ihre Vergewaltigung in der Serie "I May Destroy You" – auf eine ganz besondere Art und Weise. (Bild: Getty Images)

Feminismus & Diversität: Michaela Coel

Man könnte meinen, dass das Thema Sex im Jahr 2020 so allgegenwärtig ist, dass es schon einiges braucht, um die Menschen damit wirklich noch in Aufruhr zu versetzen. Dass genau das mit der Serie "I May Destroy You" dennoch geschieht, liegt vor allem an dem Realismus, mit dem die Hauptdarstellerin, Autorin und Regisseurin Michaela Coel die Sache anpackt. So geht es um Periodensex, um Drogen, um Gewalt.

"I May Destroy You"-Star Michaela Coel: Mit voller Power auf allen Ebenen

Im Zentrum der Serie steht aber die Vergewaltigung der Protagonistin Arabella. 2018 hatte Michaela Coel im Rahmen einer Rede beim Edinburgh International Television Festival ihre eigene Vergewaltigung publik gemacht. Dort sagte sie, dass Schreiben über das Verbrechen hätte für sie eine therapeutische Wirkung gehabt. Auf diese Art könne sie eine schmerzvolle Erfahrung aktiv in eine hoffnungsvolle und sogar humorvolle Erzählung verwandeln. Und damit verhindern, dass etwas, was jemand anders ihr angetan hat, Macht über ihr gesamtes zukünftiges Leben hat.

Coel musste sich den Erfolg hart erkämpfen. 1987 in London als Michaela Ewuraba Boakye-Collinson geboren, wuchs die Britin ghanaischer Abstammung ohne ihren Vater mit ihrer Mutter und einer Schwester auf. Als einziges schwarzes Mädchen war sie schon in der Grundschule eine Outsiderin, die sich nicht anders zu helfen wusste, als sich durch Prügeln und Mobbing anderer Kinder Gehör zu verschaffen.

Mit ihrem Mann Uğur Şahin gründete Özlem Türeci die Biotechnologie-Firma Ganymed Pharmaceuticals und 2008 das Unternehmen BioNTech, bei dem sie als Vorstand Medizin tätig ist. (Bild: dpa)
Mit ihrem Mann Uğur Şahin gründete Özlem Türeci die Biotechnologie-Firma Ganymed Pharmaceuticals und 2008 das Unternehmen BioNTech, bei dem sie als Vorstand Medizin tätig ist. (Bild: dpa)

Wirtschaft: Özlem Türeci

Gemeinsam mit ihrem Mann Ugur Sahin gründete Özlem Türeci das Mainzer Biotechnologieunternehmen Biontech, das heute in aller Munde ist. Als Mediziner, Forscher und Unternehmer haben die beiden Bahnbrechendes erreicht, nämlich den mRNA-Impfstoff gegen Covid-19 mitentwickelt, der uns allen ein großes Stück Freiheit zurückgeben wird.

Hintergrund: Der große Plan mit dem Impfstoff

Özlem Türeci ist die Tochter eines türkischen Chirurgen, der aus Istanbul nach Deutschland gekommen war und im katholischen Krankenhaus St. Elisabeth-Stift in Lastrup im Landkreis Cloppenburg arbeitete. In ihrem Unternehmen Biontech ist sie vor allem für die klinische Forschung und Entwicklung zuständig – mit dem Fokus auf Immuntherapien gegen Krebs. Kaum zu glauben, dass ihr diese Arbeit noch Raum lässt, doch der Tag der Özlem Türeci zählt offensichtlich mehr als 24 Stunden, denn: Neben ihrem Job als Chief Medical Officer ist die 53-Jährige Vorsitzende des deutschen Forschungs-Spitzenclusters für individualisierte Immunintervention Ci3 des Bundesministeriums für Bildung und Forschung und gehört dem Vorstand der Association for Cancer Immunotherapy (CIMT) an – dem größten europäischen Verband für Krebsimmuntherapie.

Billie Eilish ist der Meinung, ihre Generation habe die Verpflichtung, aufzustehen und über Ungerechtigkeiten zu sprechen. (Bild: Getty Images)
Billie Eilish ist der Meinung, ihre Generation habe die Verpflichtung, aufzustehen und über Ungerechtigkeiten zu sprechen. (Bild: Getty Images)

Body Positivity: Billie Eilish

Mit acht begann Billie Eilish zu singen, mit elf schrieb sie ihre ersten Songs. Im Dezember wurde Eilish 19 Jahre alt, kann zwei Guiness-Rekorde für sich verzeichnen (als jüngste Frau an Platz 1 der britischen Album-Charts und die meisten gleichzeitigen US Hot 100 Platzierungen einer Frau) und hat ganz nebenbei bei so gut wie allen begehrten Musikawards abgeräumt.

Doch ihre wunderbare Stimme nutzt Billie Eilish auch für etwas anderes; nämlich dafür, um via Social Media und in Interviews über Body Shaming zu sprechen. Dies sei einer der Gründe, warum sie meist in XXL-Klamotten zu sehen sei, wie sie einmal erklärte: “Niemand kann eine Meinung haben, weil niemand gesehen hat, was darunter ist.”

Im Mai veröffentlichte Billie den Kurzfilm "Not My Responsibility", der sich an alle Bodyshamer richtet. Darin stellt sie in einem Voice-Over Fragen, mit denen sie immer wieder selbst konfrontiert wird: "Willst du, dass ich kleiner bin? Schwächer? Weicher? Größer? Willst du, dass ich still bin? Provozieren dich meine Schultern? Meine Brust? Bin ich mein Bauch? Meine Hüften? Der Körper, mit dem ich geboren wurde, – ist er nicht das, was du wolltest?" Am Ende fragt sie: "Beruht mein Wert nur auf deiner Wahrnehmung oder bin ich für deine Meinung über mich nicht verantwortlich?" Ihr Kurzfilm ist eine Absage an Erwartungen und öffentliche Meinungen.

Tausende Fans der Sängerin posteten Zeilen aus dem Kurzfilm – und veröffentlichten ihre eigenen Body-Botschaften:

"Für meinen Körper habe ich nicht viel Selbstliebe übrig", schreibt die Twitter-Nutzerin Hannah. Und weiter: "Aber dank eines gewissen grünhaarigen Mädchens entdecke ich jeden Tag ein bisschen mehr."

Alicia Garza rief mit einem Hashtag, viel Leidenschaft und noch mehr Power die Bewegung “Black Lives Matter” ins Leben. (Bild: Getty Images)
Alicia Garza rief mit einem Hashtag, viel Leidenschaft und noch mehr Power die Bewegung “Black Lives Matter” ins Leben. (Bild: Getty Images)

Gesellschaft: Alicia Garza

Als im Mai der Afroamerikaner George Floyd in Minneapolis von Polizisten getötet wird, folgte weltweit eine Welle von Protesten gegen Polizeigewalt, die sich vor allem unter dem Schlagwort "Black Lives Matter" (BLM) zusammenfand.

Den Namen dieser Bewegung hatte Alicia Garza bereits 2013 ins Leben gerufen, als sie erstmals den Hashtag "blacklivesmatter" benutzte – nämlich als sie die Urteilsverkündung im Fall des getöteten Schwarzen Jugendlichen Trayvon Martin verfolgte: Der Mann, der den 17-Jährigen Highschool-Schüler erschossen hatte, gab als Begründung Notwehr an und wurde freigesprochen. Dieser Todesfall und seine Umstände lösten in den Vereinigten Staaten eine landesweite Rassismusdiskussion aus, die auch in anderen Ländern rezipiert wurde.

"Black Lives Matter": Die stärksten Protest-Aktionen des Jahres

Alicia Garza gründete kurze Zeit später gemeinsam mit Patrisse Cullors und Opal Tometti die Black Lives Matter-Bewegung. "Es ist unglaublich, dass 'Black Lives Matter' heute so ein bekannter Begriff ist", sagte Garza in einem Interview mit der FAZ. "Es zeigt die Verbindung der schwarzen Communities quer durch die Diaspora. Und es zeigt auch, dass es einen großen Bedarf an einer solchen Bewegung gibt. Es zeigt, dass es überall Ungleichheiten gibt, die thematisiert werden müssen, dass es überall Rassismus gibt, der thematisiert werden muss."

Garza lebt im kalifornischen Oakland, wo sie auch aufgewachsen ist. Dabei gehörte das Organisieren von Bewegungen seit jeher zu ihrem Leben: Nach ihrem Studium der Anthropologie und Soziologie setzte sie sich als Vorsitzende der Organisation "Right tot he City Alliance" fortwährend gegen Gentrifizierung und Polizeigewalt ein. Sie organisierte Veranstaltungen und engagierte sich für Gesundheit, Studenten- und Schülerbetreuung sowie deren Rechte, gegen Rassismus und Gewalt gegen Transsexuelle. Im Oktober 2020 veröffentlichte sie das Buch "Die Kraft des Handelns“, in dem sie erklärt, dass es für reale Veränderungen mehr braucht als Stimmen im Internet – nämlich eine gut organisierte Bewegung.

VIDEO: Wissenschaftler überall streiken für Black Lives Matter