Interview mit Donald Sutherland: "Mockingjay ist ein Anti-Kriegsfilm"

Nach den Anschlägen in Paris wird das mediale und politische Geschehen von der Frage bestimmt, wie man dem Terror entgegentreten soll. “Frankreich ist im Krieg”, verkündete Präsident Hollande nur wenige Tage nach den Attentaten und auch die Medien bemühen den Ausdruck “Krieg” bei der Bewertung der gegenwärtigen Lage erschreckend häufig. Was kann uns das Kino in solch einer schwierigen Situation schon beibringen? Wieso sollte uns angesichts dieser Frage die Haltung eines Hollywood-Blockbusters wie “Mockingjay” interessieren?

“Das ist ein Anti-Kriegsfilm”, erklärt uns Donald Sutherland zwei Wochen zuvor, als wir ihn anlässlich der Weltpremiere des “Hunger Games”-Finales in Berlin treffen. Der 80-jährige Darsteller, der in “Mockingjay” ein letztes Mal den tyrannischen Präsident Snow verkörpert, weiß, wovon er redet. Als Darsteller von Anti-Kriegsfilmen wie “MASH” und der gemeinsam mit Jane Fonda produzierten Doku “F.T.A.” engagierte sich Sutherland Anfang der 70er mit den Mitteln der Filmkunst gegen den Vietnam-Krieg.

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Ein hoher Preis

Angesichts seiner politischen Überzeugungen ist auch sein Mitwirken in der “Hunger Games”-Reihe nur allzu konsequent. Die Verfilmungen von Suzanne Collins’ gleichnamiger Roman-Trilogie verhandeln ein ums andere Mal den Preis, den man für gewalttätige Konfliktlösungsversuche zu zahlen hat – sei es, um mit Gewalt eine Herrschaftsordnung aufrecht zu erhalten (in Form der brutalen Hunger Games der ersten beiden Teile) oder um eine Herrschaftsordnung zu stürzen (in Form der blutigen Rebellion der letzten beiden Teile). Wie hoch dieser Preis ist, bezeugen die seelischen Narben von Katniss Everdeen und ihren Mitstreitern, die im Zuge der kriegerischen Maßnahmen instrumentalisiert, verheizt und geopfert werden.

Mockingjay” mag ein effektgeladenes Hollywood-Spektakel sein. Der darin gezeigte Krieg wird aber nie glorifiziert, die Helden nie heroisiert. Im Gegenteil: Je härter das Vorgehen der Helden im Kampf gegen ihre Peiniger wird, desto mehr droht auch ihre eigene Menschlichkeit auf der Strecke zu bleiben. Die Opfer, so die bittere Lektion dieser dystopischen Science-Fiction-Story, wiegen in militärischen Auseinandersetzungen stets schwerer als jeder Sieg.

Aktuelle Relevanz

“Gewalt befeuert Gewalt”, betont auch Sutherland, der während des Interviews resigniert feststellt, dass ein Film alleine nicht in der Lage sei, die Gesinnung einer Gesellschaft zu ändern. Dennoch sagt er über “Mockingjay”: “Das ist ein Anti-Kriegsfilm, der die Botschaft vertritt, dass diese Art von Gewalt aufhören muss.” Überraschend ist die Message dieses Hollywood-Blockbusters nicht – angesichts der derzeitigen Kriegsrhetorik in Medien und Politik kann sie aber gar nicht oft genug betont werden.

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Das ganze Interview mit Donald Sutherland ist im Video zu Beginn dieses Artikels zu sehen!

Zu unserem Interview mit Jennifer Lawrence und ihren Mockingjay-Co-Stars geht’s hier!

Kinostart von “Die Tribute von Panem - Mockingjay Teil 2”: 19. November 2015

(Bild: © STUDIOCANAL)