Inflation schwächt sich im April erneut ab - bleibt aber mit 7,2 Prozent hoch

Die Inflation in Deutschland hat sich im April den zweiten Monat in Folge abgeschwächt - sie bleibt aber auf hohem Niveau. Das Statistische Bundesamt bezifferte die Teuerung für den vergangenen Monat auf 7,2 Prozent im Vorjahresvergleich.
Die Inflation in Deutschland hat sich im April den zweiten Monat in Folge abgeschwächt - sie bleibt aber auf hohem Niveau. Das Statistische Bundesamt bezifferte die Teuerung für den vergangenen Monat auf 7,2 Prozent im Vorjahresvergleich.

Die Inflation in Deutschland hat sich im April den zweiten Monat in Folge abgeschwächt - sie bleibt aber auf hohem Niveau. Das Statistische Bundesamt bezifferte die Teuerung für den vergangenen Monat am Mittwoch auf 7,2 Prozent im Vorjahresvergleich und bestätigte damit seine erste Schätzung. Preistreiber waren erneut Nahrungsmittel - erstmals seit rund zwei Jahren aber sanken diese Preise saisonbereinigt im Monatsvergleich.

"Das macht Hoffnung, dass auch bei der Lebensmittelinflation der Höhepunkt jetzt klar hinter uns liegt", sagte Sebastian Dullien, wissenschaftlicher Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung. Lebensmittel waren zum einen teurer geworden, weil die Weltmarktpreise für Agrarprodukte gestiegen waren, zum anderen, weil Energie teurer geworden war, die etwa zum Heizen von Gewächshäusern eingesetzt wird, wie er erläuterte. Beide Faktoren seien inzwischen weggefallen.

In den vergangenen Monaten sei dennoch kein Rückgang der Verbraucherpreise für Lebensmittel zu verbuchen gewesen. "Das ändert sich nun", sagte Dullien. Laut Statistik gingen die Nahrungsmittelpreise von März bis April um 0,8 Prozent zurück - für frisches Gemüse sogar um zehn Prozent, für Pflanzenöle um rund acht Prozent.

Im Vergleich zum April 2022 aber verteuerten sich die Nahrungsmittel kräftig um 17,2 Prozent. Molkereiprodukte waren im April sogar fast 35 Prozent teuer als vor einem Jahr, Brot und Getreideerzeugnisse um rund 21 Prozent, Zucker und Marmelade um fast 20 Prozent.

Die Preise für Energieprodukte wie Erdgas, Holzpellets, Strom oder Fernwärme stiegen binnen eines Jahres um 6,8 Prozent, wie die Statistiker weiter mitteilten. Damit habe sich die Teuerung der Energieprodukte nach einer deutlichen Abschwächung im März zwar wieder verstärkt, habe aber weiterhin unterhalb der Gesamtteuerung gelegen. Billiger als vor einem Jahr waren im April Heizöl, Benzin und Diesel. Auch die Preisbremsen für Strom, Gas und Fernwärme wirkten, wie das Statistikamt erklärte.

Die Kerninflation - also ohne Nahrungsmittel und Energie - lag im April weiter hoch: bei 5,8 Prozent. Diese Kennzahl übersteigt seit Dezember die Fünf-Prozent-Marke und hat sich seit Jahresbeginn weiter erhöht - 5,6 Prozent waren es im Januar, 5,7 Prozent im Februar, 5,8 Prozent im März.

"Das lag aber vor allem an indirekten Effekten der Anstiege von Energie- und Lebensmittelpreisen aus den Vormonaten – etwa, wenn eine Bäckerei die Preise erhöht, weil Erdgas für den Backofen oder Mehl für die Brötchen deutlich teurer geworden waren", erklärte Dullien die hohe Kerninflation. Beim Anstieg der Inflation im vergangenen Jahr habe die Kerninflation nur mit Verzögerung nachgezogen. "Von daher ist auch zu erwarten, dass der Rückgang bei der Kerninflation jenem bei der Inflation insgesamt mit Verzögerung folgt."

Im März hatte die Teuerungsrate bei 7,4 Prozent gelegen, im Januar und Februar bei 8,7 Prozent. Das IMK rechnet damit, dass die Inflation insgesamt in den kommenden Monaten im Trend weiter fallen wird. Für das Gesamtjahr rechnet das Institut mit einer Inflationsrate von im Schnitt 5,3 Prozent. "Im kommenden Jahr dürfte die Inflation mit 2,4 Prozent wieder in der Nähe des Inflationsziels der Europäischen Zentralbank von 2,0 Prozent liegen", sagte Dullien.

ilo/hcy