Horrorzahlen: So verspielt Liverpool den Titel

Horrorzahlen: So verspielt Liverpool den Titel

Es ist erst ein paar Wochen her, da wurden Jürgen Klopp und der FC Liverpool noch für Rekorde gefeiert.

Das 7:0 bei Crystal Palace war der höchste Auswärtssieg der Reds in der ersten englischen Liga, gleichzeitig feierte Klopp seinen 127. Liga-Erfolg als Trainer des L.F.C. – kein Liverpool-Coach hatte vorher diese Marke erreicht.

Was solche Zahlen wert sind, zeigte sich spätestes am Montagabend, als der Titelverteidiger nur 16 Tage nach der Tore-Show im Süden Londons mit 0:1 beim FC Southampton unterlag: nicht viel!

Liverpool drei Spiele ohne Sieg

Denn die Niederlage beim Team des ehemaligen Leipziger Trainers Ralph Hasenhüttl war bereits das dritte Spiel in Serie, das der Traditionsklub von der Anfield Road nicht gewinnen konnte.

Die Folge: Liverpool ist zwar immer noch Tabellenführer. Doch der erste Blick trügt: Erzrivale Manchester United hat schon genauso viele Punkte auf dem Konto wie das Team von der Mersey – aber noch ein Nachholspiel in der Hinterhand. (Die Tabelle der Premier League)

Gewinnen die Red Devils dieses am Dienstag kommender Woche beim FC Burnley, ziehen sie an den Reds vorbei. Selbst ein Remis würde dafür reichen. (Ergebnisse der Premier League)

Über United sprach auch Klopp nach der Niederlage in Southampton, allerdings nicht wegen der Tabellensituation. "Ich habe gehört, dass Man United in den letzten zwei Jahren genauso viele Elfmeter bekam wie wir in den letzten fünfeinhalb Jahren", sagte er auf der Pressekonferenz.

Kurz zuvor hatte er sich darüber beschwert, dass seinem Team gegen Southampton zwei Strafstöße verwehrt wurden. Dass die Niederlage aber nicht allein daran festzumachen ist, sah auch der Meistertrainer ein.

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Klopp: "Ich bin ziemlich frustriert"

"Heute Abend waren meine Spieler nicht gut. Ich denke, sie hätten es besser machen können. Deshalb ärgere ich mich. Ehrlich gesagt, bin ich ziemlich frustriert", erklärte der gebürtige Stuttgarter.

Angesprochen fühlen dürfte sich vor allem Trent Alexander-Arnold, der es auf 38 Ballverluste brachte – so viele wie noch kein Spieler zuvor in dieser Saison. Es hätten sogar noch mehr werden können, wenn ihn Klopp nicht nach 77 Minuten ausgewechselt hätte.

Er wolle die Sieglos-Serie zwar nicht überbewerten, sagte Klopp. Aber auch der 53-Jährige dürfte wissen, dass in der stärksten und an der Spitze ausgeglichensten Fußball-Liga der Welt nicht mehr viele Spiele ohne Sieg dazu kommen dürfen.

Ansonsten könnte der Traum von der Titelverteidigung schon früh vorbei sein. Dabei wartet ganz Liverpool immer noch darauf, den lang ersehnten Triumph vom vergangenen Jahr gebührend zu feiern. Wegen der Corona-Pandemie steht ein Termin dafür aber weiterhin in den Sternen.

Genauso übrigens wie für das Comeback der Leistungsträger in der Innenverteidigung. Sowohl Virgil van Dijk als auch Joe Gomez und Joel Matip fallen noch längere Zeit aus. Für Liverpool-Legende Jamie Carragher ist das die größte Baustelle, die der Klub auf dem Weg zum erhofften Titel beseitigen muss.

Liverpool-Legende fordert Verstärkung

"Ich sehe nicht, wie Liverpool die Meisterschaft holen will, wenn sie keinen neuen Innenverteidiger verpflichten", behauptete Carragher bei Sky Sports: "Das habe ich schon nach dem Everton-Spiel gesagt, als sich van Dijk verletzte."

Doch woher sollen die Reds in dieser Phase noch einen Innenverteidiger holen, der den höchsten Ansprüchen genügt?

Naturgemäß wurden in den vergangenen Wochen und Monaten zwar viele Namen gehandelt - von Dayot Upamecano über David Alaba bis hin zu Ozan Kabak. Doch diese Spieler sind derzeit entweder unabkömmlich (Upamecano, Alaba) oder haben nicht die Klasse, um den Reds sofort weiterzuhelfen (Kabak).

The Athletic hatte berichtet, dass Liverpool ohne Neuzugänge über den Winter kommen und den Akteuren aus der zweiten Reihe eine Chance geben wolle.

Doch gegen Southampton stellte Klopp statt der gelernten Innenverteidiger Rhys Williams und Nathaniel Phillips lieber die eigentlichen Mittelfeldspieler Jordan Henderson und Fabinho in die Zentrale der Abwehrkette.

Dadurch aber fehlen den Reds die verbindenden Glieder zwischen Abwehr und Angriff, worunter auch die Stürmer leiden.

Mohamed Salah ist zwar mit 13 Treffern derzeit bester Torschütze der Premier League. Doch die beiden anderen Teile des Sturm-Dreizacks haben in dieser Saison spürbar an Gefahr eingebüßt. Sadio Mané (sechs) und Roberto Firminho (fünf) bringen es zusammen nicht einmal auf den Wert des Ägypters.

Mané gibt Liverpools einzigen Torschuss ab

In Southampton brachte Liverpool nur einen Schuss auf den Kasten des Gegners - und das auch noch so spät wie seit über fünf Jahren nicht mehr. In der 75. Minute musste Saints-Keeper Fraser Forster nach Manés Schuss zum ersten und einzigen Mal einen Ball halten.

Man muss wegen dieser Statistiken und der Serie von drei Spielen ohne Sieg sicherlich noch nicht die allerhöchste Gefahrenstufe ausrufen. Aber gewarnt sein sollten die Reds schon.

Denn schon am übernächsten Wochenende empfangen sie Manchester United zum Liga-Kracher in Anfield. Sollte United bis dahin das Nachholspiel gegen Burnley gewonnen haben, wäre eine Niederlage im Duell der Erzrivalen bereits gleichbedeutend mit sechs Punkten Rückstand auf die Spitze.

Dann läge eine erfolgreiche Titelverteidigung tatsächlich in weiter Ferne.