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Der Horror kehrt zurück: So furchteinflößend ist "Spuk In Bly Manor"

Eine unbescholtene Au-pair, zwei Kinder mit schlimmen Verlusten und ein Haus mit einem düsteren Eigenleben: Die Netflix-Serie "Spuk In Bly Manor" führt das Erbe des Zuschauererfolges "Spuk In Hill House" fort. Doch erreicht sie auch eine ähnliche Intensität?

Verängstigte Zuschauer, die sich nachts nicht mehr trauen, das Licht auszuschalten: So in etwa dürfte der Albtraum eines jeden Horror-Serienmachers aussehen. Besonders eindrücklich war die Sogwirkung bei der Netflix-Serie "Spuk In Hill House", die sich 2018 zum Publikumsliebling entwickelte. Die famose Zuschauerwertung des Filmkritikerportals "Rotten Tomatoes" von 91 Prozent spricht Bände. Ab 9. Oktober spielen die Macher der Gruselserie erneut mit den Ängsten ihrer Zuschauer, wenn Netflix "Spuk In Bly Manor" ins Programm aufnimmt.

Wer mit einer Fortsetzung der Geschichte um die Familie Crain rechnet, irrt jedoch. Die Serienmacher Mike Flanagan und Trevor Macy vertrauen zwar auf bewährte Schauspieler wie Victoria Pedretti, Oliver Jackson-Cohen und Kate Siegel, allerdings treten die "Spuk In Hill House"-Stars in neuen Rollen auf. Als Anthologie angelegt, erzählt "Spuk In Bly Manor" auf Basis der Novelle "The Turn Of The Screw" (1898) von Henry James von der US-amerikanischen Lehrerin Dani Clayton (Pedretti), die es nach London verschlägt.

In der englischen Hauptstadt findet sie einen Job als Au-pair und lebt fortan auf dem prächtigen Familiensitz von Lord Wingrove (Henry Thomas). In dem großzügigen Anwesen voller langer Gänge und dunkler Ecken kümmert sich Dani um Wingroves Nichte Flora (Amelie Smith) und deren Bruder Miles (Benjamin Evan Ainsworth). Zunächst wird sie von den Geschwistern und dem Hauspersonal um Haushälterin Miss Grose (T'Nia Miller) herzlich aufgenommen und lebt sich rasch ein. Doch nach und nach lernt Dani unfreiwillig die Schrecken des altehrwürdigen Hauses kennen ...

Familiendrama in schauriger Kulisse

Ein herrschaftliches Haus voller furchteinflößender Geheimnisse ist für Horrorstoffe ein gern genommenes Motiv. "Spuk in Bly Manor" nutzt das Szenario zunächst jedoch nur zurückhaltend für Schauereffekte. Auf plakative und oft gesehene Jump Scares verzichten die Serienmacher glücklicherweise. Stattdessen setzen sie wie schon in "Spuk In Hill House" auf eine sich langsam entfaltende Drohkulisse. Von vereinzelten, atmosphärisch dichten nächtlichen Streifzügen durch das düstere wie prunkvolle Interieur des Landsitzes abgesehen, gelingt das anfangs jedoch nur mäßig.

Mehr im Mittelpunkt stehen die Psychogramme von Miles und Flora, die gemessen an ihrem jungen Alter bereits mit einigen schmerzhaften Verlusten konfrontiert wurden. Ihre Eltern sind schon vor Jahren gestorben, durch den gesperrten alten Flügel des Landsitzes aber dennoch präsent. Als wäre das nicht schon genug der Belastung für die zartbesaiteten Kinderseelen, wählte das ehemalige Kindermädchen den Freitod - und wurde ausgerechnet von Flora gefunden.

So gesehen ist "Spuk In Bly Manor" zunächst mehr Familiendrama, denn Schauermär. All diejenigen, die sich durch "Spuk In Hill House" unterhalten gefühlt haben, dürften jedoch auch an der neuen Netflix-Horrorserie ihren Gefallen finden.