Historische Fakten, die Hollywood immer falsch umsetzt

Sei es das Kostüm aus einer Epoche, einzigartige Requisiten oder eine eher unbekannte Geschichte, die zum Leben erweckt wird – die Filmindustrie gibt gerne damit an, wie authentisch historische Filme sind. Aber wie akkurat sind sie tatsächlich? Wir haben den preisgekrönten Historiker Tom Holland, Autor vom „Dynasty: The Rise and Fall oft he House of Caesar“ und der bald erscheinenden Biografie „Athelstan: The Making of England“ gebeten, uns zu erzählen, was in Filmen nie richtig dargestellt wird.

Die Pyramiden wurden nicht von Sklaven erbaut

„Die Bauern haben es getan“, sagt Holland. „So lief die Wirtschaft des Keynesianismus – Jeder wurde beschäftigt, Jeder bekam eine Aufgabe. Dass (die Pyramiden) unter schwingenden Peitschen gebaut wurden? Das gehört ins Reich der biblischen Epen und ist nicht wahr.“

So etwas wie den liberalen, modern denkenden Held gab es in der Alten Welt nicht

„Sandalen-Filme haben immer diesen einen Christen, der eine moralische Perspektive auf die Alte Welt bietet, mit der sich das Publikum identifizieren kann“, sagt Holland. „Heutzutage sind es keine Christen mehr, aber es gibt immer eine liberale Figur. In „Gladiator“ ging es darum, die Republik zurückzubringen, die angeblich demokratisch ist – und es nicht ist. Es muss im Film Jemanden geben, der das zeitgenössische Denken verkörpert.“

„Dabei handelt es sich um den Import von selbstgefälligen, liberalen Werten in Zeiten, in denen sie nicht zur Anwendung kamen“, fährt er fort. „Es macht Filme viel interessanter, wenn sie sich an den Geist der Zeit halten. Filme wie „Ran“, „300“ oder „Hero“ sind aufwühlend, brillant und aufregend. Man weiß nicht, wo man moralisch steht, denn diese Filme halten sich an die sehr erschreckenden und völlig anderen Moralvorstellungen der Zeit.“

Die falschen Tiere tauchen in den falschen Ländern auf

„ ‚Troja‘ ist furchtbar!“, so der Autor. „Dort wurde versucht, einen historisch korrekten Film zu drehen über ein Ereignis, das nie stattgefunden hat, nämlich den Trojanischen Krieg. Und dabei wurden immer noch die außergewöhnlichsten Fehler gemacht. So werden etwa einige Tiere aus einem Schiff entladen und da sind zwei Lamas. Die kommen aus Peru. Warum sollte man Lamas in einem Film übers Alte Griechenland haben?“

Wikinger trugen keine Hörner an ihren Helmen

„Wikinger mit Hörnern und Flügeln an ihren Helmen gibt es nur in Hollywood-Filmen. Ich denke das kommt aus der viktorianischen Zeit und von den Illustrationen in Schulbüchern – aber sie trugen nie welche.“

Die Amerikaner heimsen für alles die Lorbeeren ein

„Der Soldat James Ryan“ ist das offenkundigste Beispiel dafür, ebenso wie „U-571“, in dem die Amerikaner die Enigma-Maschine stehlen, noch bevor Amerika überhaupt offiziell im Krieg war. Das nervt.“

Die Römer feierten ständig Orgien und aßen seltsame Dinge

„Die Römer aßen nicht so viele Haselmäuse wie uns glauben gemacht wird“, lacht Holland. „Sie aßen Haselmäuse, ja, aber nicht halb so oft wie man in Hollywoodfilmen sieht.“

„Ich habe die Sexualität des römischen Zeitalters noch nie korrekt dargestellt gesehen“, fügt er hinzu. „Der Grund, warum wir denken, dass Römer ständig Orgien feierten ist, weil römische Moralisten darüber geschrieben haben. Aber sie schrieben darüber weil sie davon geschockt und angeekelt waren… Für einen römischen Mann hatte Sex einen ähnlichen Stellenwert wie der Toilettengang. Man musste es einfach tun. Die Vorstellung, dass die Römer von Sex besessen waren ist einfach nur unglaublich falsch.“

Die Gegenwart eines weisen, schwarzen Freundes

„Es gab ihn in ‚Pompeji‘ und ‚Gladiator‘ – ein schwarzer bester Freund, der noble Gefühle bietet. Das mittelalterliche Äquivalent dazu (wie in „Robin Hood: König der Diebe“) ist ein Sarazene, der Toleranz und das Verständnis von Algebra verkörpert. In früheren Filmen waren die Kreuzritter die Guten, jetzt ist es umgekehrt. Und in beiden Fällen ist es gleichermaßen vereinfachend.“

Bilder: Rex_Shutterstock, Warner Bros

Ben Falk