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Hier ging es zur Sache: kleine und große Talkshow-Aufreger im Jahresrückblick

Nicht nur die Gäste, auch ihre Talkshow-Gastgeber*innen waren in diesem anstrengenden Jahr nicht immer souverän. Hier kommen einige der Aufreger 2020.

Auch in der Talkshow von Anne Will gab es Aufreger dieses Jahr. Sogar die Moderatorin selbst sorgte für einen kleinen Eklat. Foto: NDR / Wolfgang Borrs
Auch in der Talkshow von Anne Will gab es Aufreger dieses Jahr. Sogar die Moderatorin selbst sorgte für einen kleinen Eklat. Foto: NDR / Wolfgang Borrs

Natürlich war das Talkshow-Jahr 2020 dominiert von der Coronavirus-Pandemie. Meist diskutierten die Talker*innen gemeinsam mit ihren Gästen über die jeweils aktuellen Maßnahmen der Politik zum Schutz der Bevölkerung und appellierten gleichzeitig an Vernunft und Disziplin der Bürger*innen.

Und dennoch zeigt gleich der erste Aufreger dieses kleinen Jahresrückblicks: Selbst wer sich ständig mit dem Coronavirus und der Gefahr durch das Virus auseinandersetzt, vergisst manchmal die Pandemie-Grundregeln: Abstand wahren und Maske tragen.

Kamera aus, Vernunft weg?

So hat die kurze Sequenz einer Anne-Will-Sendung aus dem Oktober für große Aufregung auf Twitter gesorgt. Darin zu sehen ist die Gastgeberin und einige ihrer Gäste, die nach 60 Minuten Corona-Talk im Sitzen und auf Distanz, pünktlich zur Abspannmusik sämtliche Vernunft sausen lassen, aufstehen, aufeinander zugehen und ohne nennenswerten Abstand oder Maske miteinander tratschen.

Moderatorin Will gab sich danach besonders zerknirscht und entschuldigte sich schnell für ihr Verhalten. Sie schrieb: „Wie blöd von mir. Dabei haben wir schon im Rausgehen wieder #maskeauf gehabt.“

Lockdown setzt Gastronomie hart zu

Schwenk zu „Hart aber fair“ und Moderator Frank Plasberg. Der wollte im Mai von seinen geladenen Gästen wissen: Wie ist die Stimmung während des Lockdowns? Zum Zerreißen gespannt, wenn man den anwesenden TV-Koch Alexander Hermann fragte.

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Der erzählte, dass seiner gebeutelten Branche aktuell die Puste ausgehe und dass man raus müsse aus dem unternehmerischen Wachkoma, in dem man sich aufgrund des Lockdowns befinde. Und: „In den letzten 14 Tagen bröckelt etwas, wofür wir Jahrzehnte gearbeitet haben: unsere Wirtschaft, unser Sein, unser Leben.“

Teil der Runde war damals auch Melanie Brinkmann, Virologin am Helmholtz-Institut Braunschweig. Hermann machte sie stellvertretend verantwortlich für die ganze Situation: „Ihr gebt uns andauernd irgendwelche Zahlen, und nur wenn sie euch passen, sind sie richtig. Ich muss nur genügend Virologen befragen, dann bekomm ich die Zahl, die ich brauche. Alles wird ständig verdreht.“

Laschet und die Wissenschaft

Und wieder zurück zu Anne Will und in den April: In der Sendung damals zeigte sich Armin Laschet von einer besonders unsouveränen Seite. Er war laut, aufgeregt und polterte herum.

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Das ZDF schrieb damals, der CDU-Politiker agiere in der Krise zunehmend nervös, setze Vertrauen aufs Spiel und offenbare ein „gefährliches Wissenschaftsverständnis“. Das war passiert:

Der NRW-Ministerpräsident hatte in der Sendung gesagt, dass es für die Politik schwierig werde, wenn Virolog*innen alle paar Tage ihre Meinung ändern würden. In Wahrheit war das nie der Fall. Es wurden nur unterschiedliche Kennzahlen in den Vordergrund gerückt, um die fortschreitende Pandemie besser zu erfassen. Doch das verstand Laschet nicht oder wollte es nicht verstehen. Denn während die Wissenschaft warnte, wollte Laschet viel lieber für Lockerungen werben. Das flog ihm noch eine ganze Weile um die Ohren.

Hauptsächlich Männer, kaum Ostdeutsche, fast keine PoC

Und noch einmal Corona: Die Pandemie machte nicht nur die Themenauswahl der Talkshows einseitiger, sondern auch die Besetzung auf den Gäste-Couches. So hat Übermedien berechnet, dass zusammengerechnet in allen 84 Sendungen „Anne Will“, „Hart aber fair“, „Maischberger“ und „Maybrit Illner“ des ersten Halbjahres 2020 bis zum Juli vor allem weiße Männer aus Westdeutschland saßen.

Das gab ein besonders trauriges Bild in den fünf Sendungen zum Thema „Rassismus und rechte Gewalt“ ab und sorgte online für viel Gesprächsstoff. Denn lediglich die deutsche Buch-Autorin Alice Hasters und die amerikanische Germanistik-Professorin Priscilla Layne waren eingeladen, um die Sicht von Menschen einzubringen, die überhaupt von Rassismus betroffen sein können. Layne wurde zudem nur eingeladen, weil die ursprünglich komplett weiß besetzte Runde zuvor auf Twitter für Empörung gesorgt hatte.

Nicht mehr ganz so nett

Zuletzt noch einen Blick in die USA: Dort sah sich im Sommer dieses Jahres die Talkerin Ellen DeGeneres schweren Vorwürfen am Set ihrer weltbekannten Show ausgesetzt: toxische Arbeitsatmosphäre, Rassismus und sexuelle Belästigung. Der Skandal überraschte viele, weil die Marke „Ellen“ bislang als Wohlfühl-Oase galt. Einer der Leitsprüche der Moderatorin lautet: „Be kind to one another.“

Wie Buzzfeed kürzlich berichtete, sprangen wegen der Vorwürfe bereits Werbekunden ab, weniger Prominente wollten in die Show kommen und auch die Einschaltquoten sanken. So haben in den vergangenen Monaten, verglichen mit dem Vorjahreszeitraum, beinahe 40 Prozent weniger Menschen die Show gesehen.

Derzeit muss sie auch noch eine Pause einlegen, weil sich DeGeneres mit dem Coronavirus angesteckt hat. Wie es kommendes Jahr weitergeht, ist bislang nicht geplant. Vor der Erkrankung hatte DeGeneres eine Wiedergutmachungs- und Comeback-Tour geplant.

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