"heute-show": Oliver Welke traut sich nur einen Corona-Witz über Trump

"Die Zwei in der Brüllabfuhr", zwei stinksauere atommüllgeeignete Bayern-Könige, keine wilden Saufpartys zu 30 Jahren deutsche Einheit - die frisch preisgekürte "heute-show" ging wieder in die Vollen. Nur bei einem Thema ließen Welke und Co. Milde walten.

Grund zu feiern gab's am Freitagabend für das Team der ZDF-"heute-show". Und das nicht alleine ob des bevorstehenden Jubiläums 30 Jahre Deutsche Einheit. Bei SAT.1 wurde die Nachrichtensatire am Freitagabend mit dem Deutschen Comedypreis ausgezeichnet. Parallel im ZDF lief schon bald die neue Ausgabe mit Moderator Oliver Welke. Die wirkte diesmal von der Aktualität der Ereignisse ein wenig überrollt. Viel war vorbereitet worden über die Giftdebatte zwischen Donald Trump und seinem Präsidentschaftsherausforderer Joe Biden, aber wenig zur neusten Übersee-Wendung, nach der sich der Amtsinhaber mit dem Coronavirus infiziert hat. Oder ließen die Gag-Autoren ob der potenziell lebensgbedrohlichen Erkrankung Mäßigung walten?

Das aus dem Ruder gelaufene TV-Duell vom Wochenbeginn wiederum wurde unstrittig korrekt als "Tiefpunkt in der Geschichte der Debattenkultur" einsortiert, als wahre "shit show". Vor allem Trump gebärdete sich im Duell der "Zwei von der Brüllabfuhr" wie "ein wilder Affe". Moderator Oliver Welke meinte: mit Absicht. "Er labert dazwischen, brüllt rum, und alle meckern über den schlechten Moderator, aber kaum einer noch über den unfassbar schlechten Präsidenten."

Beim Duell der alten Männer (Welke: "Erkenntnisgewinn null, Fremdschämfaktor 1.000"), die "uns allen anderthalb Stunden Lebenszeit geklaut" hätten, hätten nur jene gewonnen, die gar nicht einschalteten. Ob es zu einem weiteren Duell der beiden kommt, ist fraglich, weil sich Donald Trump und seine Frau mit dem Coronavirus infizierten. Dazu wurde nur ein kleines Kaliber aus dem Satiregeschoss gezündet: "Man rätselt noch, wie Donald Trump das Virus auf seine Frau übertragen konnte."

Trump: Nur seine Steuer ist schlechter frisiert als er selbst

Dafür saßen Witze über Donald Trumps Steuerprobleme besser - jedenfalls besser als dessen Frisur. 70.000 Euro soll der Präsident jahrelang und pro Jahr für Friseurkosten von der Steuer abgesetzt haben. Welke: "70.000 für diese Frise? Das einzige, was noch schlechter frisiert ist als Trump, ist seine Steuer."

In 10 von 15 Jahren zahlte Trump angeblich keine Einkommensteuer. Fühlt sich aber vom Finanzamt ("Sie behandeln mich sehr schlecht") zu Unrecht angegriffen. Welke weiß warum: "Natürlich behandelt das Finanzamt jeden schlecht. Deshalb ist es ja das Finanzamt."

Tiefe Gräben in Amerika. Tiefe Gräben gab es auch einst in Deutschland. Jetzt aber, genau heute, feiert man 30 Jahre deutsche Einheit. Welke wollte sich von der Tatsache, dass die obligatorischen Besäufnisse wegen Corona ausfallen müssen, nicht die Stimmung von "Nörgelfritzen" vermiesen lassen. Immerhin habe man einiges erreicht und man könne stolz sein. Auch wenn einige behaupteten, das wäre damals gar keine Wiedervereinigung, sondern nur ein "Anschluss der neuen BRD-Kolonie Nordost" gewesen.

Bei allen Unterschieden, die immer noch bestünden (57 Prozent der Ostdeutschen sehen sich laut Umfrage immer noch als Bürger zweiter Klasse, und kein einziger DAX-Konzern ist in den neuen Bundesländern angesiedelt), so sei das ganze "Ossi-Wessi-Ding" bei Menschen unter 30 Jahren kein Thema mehr. Weil sich Ost- und West-Bundesländer in Leistungen wie Problemen angenähert hätten, meinte Welke: "Weg mit dem ganzen Ossi-Wessi-Quatsch!"

"Problemregion mit drei Baustellen: Wirtschaft, Mentalität und Sprache"

Und auch weg mit dem Ost-Beauftragten der Bundesregierung und dessen jährlichem Bericht zur angespannten Lage der Ostländer? Wie wäre es damit, jedes Jahr ein immer neues Bundesland unter die Lupe zu nehmen? Till Reiners blickte via Pressekonferenz quasi in die Zukunft und stellte Baden-Württemberg auf den Prüfstand.

Demnach sei "das neue Bundesland im Westen" (erst 1952 aus der Vereinigung von Baden und Württemberg entstanden) eine anhaltende "Problemregion mit drei Baustellen: Wirtschaft, Mentalität und Sprache." Reiners: "Der Schwabe ist grundsätzlich in der Krise", weshalb er "von den anderen" auch gerne "Jammer-Schwabe" genannt werde. Obwohl der Schwabe weiter trotzig auf Verbrennungsmotoren und Müsli setze, bleibe er mit Hamburg und Bayern das reichste Bundesland - der "ewige Streber, mit dem keiner spielen will". Da werde es auch dadurch nicht einfacher, dass der Schwabe als "endloser Unfall in sprachlicher Parallelgesellschaft" lebe.

Welke fordert drei Endlager für Bayern

Nicht nur in Sachen Reichtum stehen sich Baden-Württemberg und Bayern nahe. Sie sind auch skeptisch gegenüber dem Atommüll. Beziehungsweise dessen Endlagerung, potenziell auf ihrem Gebiet. Während Baden-Württembergs Ministerpräsident Wolfgang Kretschmar hilflos wirkt ("Irgendwo muss das Zeug halt einfach hin"), zeigte sich der bajuwarische Kollege Markus Söder konsterniert über die wissenschaftlichen Studienergebnisse, wonach zwei Drittel seines Freistaats für die Endlagerung in Frage kommen. Da seien Ober-, Unter- und Mittelfranken betroffen, und zwar "komplett", wie er referierte. Prima, nahm Welke die Äußerung auf, "dann kriegt Bayern halt drei Endlager".

Hubert Aiwanger, dem "Vize-König Bayerns", wurde in "Hubi wills wissen" erklärt, warum er als "Bauer" doch bitte den Geologen nicht deren Arbeit erklären solle. Aiwanger hatte die wissenschaftlichen Ergebnisse insofern angeprangert, als dass die garantiert in den nächsten zehn Jahren sowieso durch neue Erkenntnisse ersetzt würden.

Vor 2031 wird nichts entschieden. Klar ist aber, dass das zu findende Müllgrab für eine Million Jahre sicher sein muss, denn so lange "strahlt das hochradioaktive Zeug". Und 27.000 Kubikmeter Atommüll könne man halt nicht so einfach beim Wertstoffhof entsorgen. Und klar sei außerdem: "Eine Region wird die A...karte ziehen."

Atomstrom? "Da passieren weniger Unfäll als mit dem Thermomix!"

Aber vielleicht gibt es Hoffnung: Kehrt die Atomkraft zurück? Dennis Knossalla berichtete aus dem Forschungszentrum in den USA, wo an sicherem Atomstrom geforscht wird ("Da passieren weniger Unfälle als mit dem Thermomix!"). Welkes Kritik konterte Knossalla hämisch: "Ja, ihr Deutschen. Setzt ihr ruhig bis 2038 weiter auf 'hochmoderne' Braunkohle. Wenn ihr in dem Tempo weitermacht, erfindet ihr bald den Buchdruck."

"Das mit der Kohle", setzte Welke dagegen, sei ja nur eine Übergangslösung. "Wir Deutschen bauen jetzt mit Hochdruck Windräder, Stromspeicher, neue Leitungen und dann wird Deutschland komplett mit erneuerbarem Strom versorgt." Und dann haben der Herr Knossalla und der Herr Welke ganz herzlich über diesen Witz gelacht. "Ja, Sie haben Recht", japste Welke, "wir sind komplett im Ar..."