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Harvey Weinstein stellt sich den Behörden

US-Filmproduzent Harvey Weinstein (M), kommt mit seinen Anwälten zum Gebäude der New Yorker Polizei, um sich nach mehreren Vorwürfen wegen sexueller Übergriffe den Behörden zu stellen. (Bild: Julio Cortez/AP/dpa)
US-Filmproduzent Harvey Weinstein (M), kommt mit seinen Anwälten zum Gebäude der New Yorker Polizei, um sich nach mehreren Vorwürfen wegen sexueller Übergriffe den Behörden zu stellen. (Bild: Julio Cortez/AP/dpa)

Rund ein halbes Jahr nach Bekanntwerden der Vorwürfe sexueller Übergriffe gegen Harvey Weinstein hat er sich gestellt. Der Produzent ging am Freitag in ein Gebäude der New Yorker Polizei.

New York (dpa) – Nach heftigen Vorwürfen wegen sexueller Übergriffe hat sich der US-Filmproduzent Harvey Weinstein (66) den Behörden in New York gestellt. Weinstein ging am frühen Freitagmorgen bekleidet mit Jackett, blauem Pullover und weißem Hemd in Begleitung von Anwälten in ein Gebäude der New Yorker Polizei im Süden Manhattans, wie in Fernsehübertragungen zu sehen war. Dutzende Journalisten und Schaulustige standen vor dem Gebäude.

US-Medien hatten zuvor übereinstimmend berichtet, dass die Staatsanwaltschaft in Manhattan Anklage gegen Weinstein wegen sexueller Übergriffe erheben werde. Die Ermittlungen laufen seit Monaten. Auch Behörden in London und Los Angeles ermitteln.

Den US-Berichten zufolge soll Weinstein zunächst von der Polizei verhaftet werden. Daraufhin werde er einem Richter zur offiziellen Verlesung der Anklage vorgeführt. Seine Kautionsbedingungen seien schon vorab festgelegt worden. Demnach werde er eine Million Dollar hinterlegen und sich verpflichten, ein Überwachungsgerät wie etwa eine Fußfessel zu tragen. Seine Reise- und Bewegungsfreiheit werde eingeschränkt. Seinen Pass müsse er abgeben.

Der Fall Weinstein war im vergangenen Oktober bekannt geworden und hatte unter dem Schlagwort #MeToo eine weltweite Debatte über sexuelle Übergriffe ausgelöst. Der einst einflussreiche Hollywood-Mogul hatte Fehlverhalten eingeräumt, bisher aber Vorwürfe von nicht-einvernehmlichem Sex zurückgewiesen.

Mehrere Schauspielerinnen, die Weinstein in den letzten Monaten sexuelle Übergriffe vorgeworfen haben, kommentierten die Nachricht von der anstehenden Verhaftung mit Erleichterung und Freude.

“Ich und so viele von uns, die Harvey überlebt haben, hatten die Hoffnung schon aufgegeben, dass unser Vergewaltiger sich dafür eines Tages wirklich vor dem Gesetz verantworten muss. Vor 20 Jahren habe ich mir geschworen, dass ich diese Ungerechtigkeit bekämpfen will. Heute sind wir der Gerechtigkeit einen Schritt näher gekommen. Wir waren junge Frauen, die zuerst von Weinstein und später von seinem Netzwerk an Mittätern belästigt wurden. Ich stehe Seite an Seite mit allen, die Harvey überlebt haben. Möge diese Verhaftung allen Opfern und Überlebenden überall, die ihre Wahrheit verbreiten, Hoffnung geben.”

Auch die italienische Schauspielerin Asia Argento meldete sich auf Twitter zu Wort.

“Heute beginnt Harveys langer und unausweichliche Abstieg in die Hölle. Wir, die Frauen, können endlich auf Gerechtigkeit hoffen.”

Argento hatte erst kürzlich beim Filmfest in Cannes mit einer kämpferischen Rede gegen Weinstein und sexuellen Missbrauch die Gäste bewegt. “1997 wurde ich von Harvey Weinstein vergewaltigt”, sagte die 42-Jährige bei der Abschlussgala.

Nach Informationen der Zeitung “New York Daily News” könnte Weinstein am Freitag wegen Übergriffen gegen die frühere Schauspielerin Lucia Evans belangt werden. Sie hatte im Interview mit dem Magazin “The New Yorker” erklärt, der Produzent habe sie 2004 bei einem Arbeitstreffen in seinem Büro zum Oralsex gezwungen. Eine offizielle Bestätigung, dass ihr Fall vor Gericht gehe, gab es zunächst nicht.

(Quelle: dpa)