Harry, Meghan und «The Firm» - Droht neuer Zoff?

London (dpa) - Für einen letzten Besuch bei seiner Oma hat die Zeit nicht mehr gereicht - obwohl Prinz Harry in der historischen Woche sogar zufällig in der alten Heimat zu Besuch war. Doch zum Zeitpunkt des letzten Atemzugs von Queen Elizabeth II. im schottischen Schloss Balmoral war Harrys Flieger dorthin noch in der Luft. Eine letzte Umarmung oder gar eine endgültige Versöhnung auf dem Sterbebett ist ihm verwehrt geblieben. Dass es anderen Royals genauso ging, sickerte in der britischen Presse erst deutlich später durch.

Als letzter kam Harry in Balmoral an, als erster brach er am Morgen danach wieder auf. Meghan blieb dem schottischen Landsitz gleich ganz fern. Dies habe das Paar entschieden, weil auch Herzogin Kate wegen der Kinder zu Hause geblieben war, hieß es aus Insider-Kreisen des Paares. Andere munkeln, Meghan sei explizit nicht erwünscht gewesen, wie etwa die «Daily Mail» breit berichtete.

«Es ist, als wäre die Oma von uns allen gestorben», heißt es in diesen Tagen oft unter Briten. Im Fall von Harry ist aber tatsächlich die Großmutter gestorben. Der Tod von Queen Elizabeth II. könnte einen Wendepunkt in seiner Beziehung zu «The Firm» - dem britischen Königshaus - bedeuten, denn das Verhältnis zu seinem Vater Charles ist kompliziert.

Harry und Meghan im Interview mit Oprah Winfrey

Immerhin: Charles nutzte seine erste Rede als König an die Nation explizit, um seine «Liebe zu Harry und Meghan zum Ausdruck zu bringen, die sich weiterhin ein Leben in Übersee aufbauen». Gleichzeitig machte er allerdings auch Kate zur «Prinzessin von Wales» - ein klares Bekenntnis zur Familie von Thronfolger William, mit der Harry und Meghan, die in Kalifornien leben, ein besonders kompliziertes Verhältnis haben. Unter dem Titel «Prinzessin von Wales» war zuletzt Diana, die Mutter von Harry und William, bekannt.

«Granny» Elizabeth hatte in Harrys Herz einen besonderen Platz. Während der Royal über die Queen und auch Prinz Philip liebevoll Anekdoten teilte, warf Harry seinem Vater in einem weltweit beachteten Fernsehinterview mit US-Talkmasterin Oprah Winfrey im vergangenen Jahr vor, ihn finanziell abgeschnitten zu haben und seine Anrufe nicht zu beantworten.

In dem legendären Gespräch mit Winfrey unterstellten Meghan und Harry dem Königshaus außerdem Rassismus und mangelnde Unterstützung - und nahmen im Nachhinein die Queen aus der Schusslinie. Sie sei auf keinen Fall der «Racist Royal», den sie namentlich nicht konkret benennen wollten. Vater Charles bekam von seinem Sohn keinen solchen Freifahrtschein.

Dass die Queen Harrys geliebte Großmutter gewesen sei, sei allgemein akzeptiert, sagte ein royaler Insider dem «Telegraph». «Aber sie war eben auch die Chefin der Institution, über die er hergezogen hat.» Andere Quellen streuten in der «Times» kurz vor ihrem Tod, die Königin sei es leid gewesen, «auf glühenden Kohlen zu sitzen und darauf zu warten, wann die nächste Bombe hochgeht».

In den vergangenen Monaten setzten Meghan und Harry ihre Spitzen gegen die Royal Family nur noch wohlpointiert und in sparsamen Dosen - genug, um das Interesse aufrechtzuerhalten, das gut fürs Geschäft sei, wie die «Times» kürzlich spekulierte. Aufreger wechselten sich ab mit glamourösen Auftritten wie zum Thronjubiläum der Queen, die eher nach vorsichtiger Annäherung aussahen.

Scharfe Geschütze der Boulevardpresse

Geht es um den Herzog und die Herzogin von Sussex, wie Harry und Meghan mit offiziellem Titel immer noch heißen, braucht die britische Boulevardpresse allerdings auch nicht viel, um scharfe Geschütze aufzufahren. Eine Homestory mit Meghan in ihrer kalifornischen Villa in einem US-amerikanischen Lifestyle-Magazin wird zum «Bombshell Interview», obwohl die schlagzeilenträchtigste Aussage darin ist, dass Meghan außerhalb des Königshauses nun niemand mehr den Mund verbieten kann und sie wieder aktiv auf Instagram werden will.

Wie eine dunkle Wolke am Horizont schwebt bereits seit Monaten die Aussicht auf Harrys Memoiren, die dieser noch in diesem Jahr veröffentlichen wollte, über dem Londoner Buckingham-Palast. Ob sich dieser Plan nach dem Tod der Monarchin aus Rücksicht auf das trauernde Königreich ändern wird, ist offen. Die Aussicht, dass das Paar ohne die geliebte «Granny» an der Spitze noch schärfer schießen wird, gilt ebenfalls als möglich. «Es wirkt, als würde der Tod der Queen wenig dazu beitragen, die Kluft zwischen den Sussexes und der Royal Family zu schließen», kommentierte am Samstag der «Telegraph».