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Hannes Jaenicke: "Corona war die Rache für das Vordringen in die Natur"

Die Coronakrise ist ein Warnschuss, den die Menschheit noch immer nicht gehört hat: Das befürchtet der Schauspieler und Umweltaktivist Hannes Jaenicke, der in einem Interview aber auch seiner Hoffnung Ausdruck verlieh.

Schwer zu sagen, ob man Hannes Jaenicke zuerst "Schauspieler" oder inzwischen doch eher "Umweltaktivist" nennen soll. Dass der TV- und Kinostar immer öfter zu Fragen des Klimawandels und des Artenschutzes Gehör findet, ist wohl kein gutes Zeichen - zumindest nicht für den Zustand des Planeten. Anlässlich eines neuen, alarmierenden Dokumentarfilms über den Raubbau an der Natur ("Die Epoche des Menschen - Das Anthropozän", ab sofort im Kino), den der 60-Jährige als Sprecher vertont hat, erörterte er gegenüber "ntv.de" die aus seiner Sicht drängendsten Fragen der Zeit.

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Gestreift wurde in dem Gespräch auch die aktuelle Pandemie-Lage. "Corona war die Rache für das zu penetrante Vordringen in die Natur", ist sich Jaenicke sicher. Schließlich mache das Virus befallenen Tieren nichts aus - anders als Menschen. "Jetzt schlägt die Natur zurück", schlussfolgert der am Ammersee und in Los Angeles lebende Doppelstaatsbürger. "Vielleicht hilft dieser Warnschuss. Es muss einfach aufhören, dass wir die gesamte Erde als Plünderungsstätte wahrnehmen."

Jaenickes wichtigste Lehre aus der Pandemie-Zeit: "dass es nicht viel gibt, was wir wirklich dringend brauchen". Es stelle sich die Frage: "Lebt unser ganzes Wirtschaftssystem davon, dass wir ständig Dinge kaufen, die wir eigentlich gar nicht brauchen. Das sollte uns zu denken geben." Zwar habe er nicht den Eindruck, dass die Gesellschaft sich auf breiter Front ändere, doch vielleicht setze ja noch ein Denkprozess ein, "noch ist die Krise ja nicht vorbei".

"An ewiges Wachstum kann doch kein vernünftiger Mensch wirklich glauben!"

Dass der Wandel zu nachhaltigeren Formen des Lebens und Wirtschaftens nicht schneller vonstatten geht, sei eine Frage des Leidensdrucks - und der sei offenbar noch nicht groß genug. Jaenicke: "Die Politik und große Teile der Wirtschaft haben nichts verstanden, es werden weiter Dieselautos gebaut, wir vermüllen die Erde mit Plastik und anderen Giften, es wird weitergeflogen, der Planet wird weiter ausgeplündert." Es gehe nach der Covid-19-Krise "nur um die Restauration eines Wirtschaftssystems, von dem wir wissen, dass es nicht funktioniert. An ewiges Wachstum kann doch kein vernünftiger Mensch wirklich glauben!"

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Hoffnungslos, dass die Menschheit die Kurve noch kriegt, ist das Grünen-Parteilmitglied dennoch nicht. Für die Zeit nach der anstehenden Bundestagswahl wünsche er sich eine schwarz-grüne Koalition. Auch bei CDU und CSU gebe es "Leute, die das Umweltthema mittlerweile auf dem Schirm haben".

Pessimistischer blickt Hannes Jaenicke gegenüber "ntv.de" in seine zweite Heimat: Er könne wirklich nicht einschätzen, ob Donald Trump am 3. November nicht doch als US-Präsident im Amt bestätigt wird. "Amerika ist das Musterbeispiel eines Landes, das nicht in Bildung investiert hat", nennt Jaenicke als Hauptursache für die zerrütteten demokratischen Verhältnisse in Übersee - die Deutschen würden es an der Stelle allerdings "nicht viel besser" machen: "Das sieht man daran, dass wir jetzt den dritten Auto-Gipfel veranstalten, aber keinen Bildungsgipfel. Oder Kinder- oder Pflegegipfel."

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