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Hacker-Angriff auf türkische Moscheen: Widerstands-Hymne "Bella Ciao" erklingt aus Minarett-Lautsprechern

Aus den Lautsprechern mehrerer Moscheen im türkischen Izmir ertönte am Mittwoch nicht etwa der übliche Gebetsruf - sondern das Partisanenlied "Bella Ciao". Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen unbekannte Hacker - und Beifall-Klatscher in sozialen Netzwerken.

Die Minarettlautsprecher mehrerer Moscheen im Großraum Izmir posaunten am Mittwoch eine antifaschistische Hymne heraus. Statt der üblichen Gebetsrufe erklang das Partisanenlied "Bella Ciao" in der Version der türkischen Band "Grup Yorum". Offenbar ist es Cyberangreifern gelungen, ein System zu kompromittieren, welches die Lautsprecher diverser Moscheen zentral steuert.

"Diyanet", eine türkische Behörde für Religionsangelegenheiten, bestätigte den Vorfall am Mittwochabend auf Twitter. Die Staatsanwaltschaft hat Ermittlungen gegen unbekannte Täter eingeleitet. Offenbar jedoch nicht nur gegen die mutmaßlichen Hacker. Denn die Aktion verbreitete sich rasch in den sozialen Medien. So weit - so normal. Allerdings könnte all jenen, die die Aktion bejubelt hatten, die Strafverfolgung drohen - laut der Nachrichtenagentur Anadolu wegen "Verunglimpfung religiöser Werte".

Die Herkunft von "Bella Ciao" ist nicht eindeutig geklärt. Der Autor des Textes, der die italienischen Partisanen gegen den Faschismus als Helden preist, ist unbekannt - "Bella Ciao" gehört jedoch bis heute zum traditionellen Liedgut der Linken und hat sich zu einer Art antifaschistischen Hymne entwickelt. Neue Popularität erfuhr das Lied durch die spanische Netflix-Serie "Haus des Geldes". Der dort verwendete Remix wurde zum weltweiten Sommerhit des Jahres 2018.