„Guter Freund“ und „wundervoller Schauspieler“: Judi Dench verteidigt Kevin Spacey

Judi Dench besuchte das Filmfestival, um „Red Joan“ zu promoten. (Bild: Ander Gillenea/AFP/Getty Images)
Judi Dench besuchte das Filmfestival, um „Red Joan“ zu promoten. (Bild: Ander Gillenea/AFP/Getty Images)

Die Hollywood-Legende Dench zeigte sich beim Internationalen Filmfestival von San Sebastián empört über die Behandlung ihres Kollegen Spacey, dem mehrfach sexuelle Belästigung und Missbrauch vorgeworfen werden.

Judi Dench, die im spanischen San Sebastián ihren neuen Film „Red Joan“ promotet und den Ehrenpreis „Donostia Award“ entgegennahm, stand 2001 zusammen mit Kevin Spacey für das Drama „Schiffsmeldungen“ vor der Kamera. Aus dieser Zeit hat sie ihren Kollegen in besonders guter Erinnerung: Kurz vor den Dreharbeiten starb Denchs Ehemann Michael Williams an Lungenkrebs. Spacey habe sie in dieser Zeit viel getröstet, aufgemuntert und angetrieben, erzählte die 83-Jährige bei einer Pressekonferenz auf die Frage nach besonderen Momenten ihrer Karriere.

Dench und Spacey sind seit den Dreharbeiten zu „Schiffsmeldungen“ befreundet. (Bild: Sion Touhig/Getty Images)
Dench und Spacey sind seit den Dreharbeiten zu „Schiffsmeldungen“ befreundet. (Bild: Sion Touhig/Getty Images)

Wenig überraschend sorgte die Erwähnung von Kevin Spacey für einige Nachfragen. Der Schauspieler wurde in Hollywood zur Persona non grata erklärt, nachdem er Ende Oktober 2017 erstmals öffentlich der sexuellen Belästigung beschuldigt wurde. Zahlreiche Männer äußerten anschließend ähnliche Vorwürfe gegen ihn.

Auf die Frage, wie sie angesichts dieser Anschuldigungen heute zu Spacey stehe, antwortete Dench laut dem Unterhaltungsportal „Variety“: „Ich kann die Tatsache, dass man nun anfängt, ihn aus Filmen rauszuschneiden in keiner Weise billigen, egal, was er getan hat“, sagte sie im Bezug auf den Film „Alles Geld der Welt“, in dem alle Szenen mit Kevin Spacey herausgeschnitten und durch nachgedrehte Szenen mit Christopher Plummer ersetzt wurden.

„Sollten wir das machen, was passiert ist, als er durch Christopher Plummer ersetzt wurde? Sollten wir das im Verlauf der Geschichte tun? Sollte jeder, der sich im Verlauf der Geschichte irgendwie falsch verhalten, das Gesetz gebrochen oder irgendein Vergehen begangen hat, herausgeschnitten werden? Sollten wir sie aus unserer Geschichte verdrängen? Ich weiß nicht“, so die Oscar-Preisträgerin weiter.

Dench wurde in San Sebastián mit dem Donostia Award für ihr Lebenswerk ausgezeichnet. (Bild: Ander Gillenea/AFP/Getty Images)
Dench wurde in San Sebastián mit dem Donostia Award für ihr Lebenswerk ausgezeichnet. (Bild: Ander Gillenea/AFP/Getty Images)

Anschließend wurde Dench noch einmal konkreter, ohne jedoch die Taten Spaceys zu bewerten oder verteidigen: „Ich weiß nichts über die genauen Umstände, aber dennoch ist und war er ein wundervoller Schauspieler. Ich kann mir nicht vorstellen, was er jetzt macht“, sagte sie, und ergänzte bestimmt: „Und ein guter Freund.“

Die Anschuldigungen gegen Kevin Spacey wurden im Zuge der #MeToo-Bewegung laut, durch die mehrere Männer in Hollywood, allen voran Produzent Harvey Weinstein, der wiederholten sexuellen Belästigung beschuldigt wurden. Für die Bewegung selbst fand Judi Dench wohlwollende Worte: „Ich denke, dass viele Dinge aufgearbeitet und in Ordnung gebracht werden müssen. Es ist ein außerordentlicher Moment des Wandels, ein grundlegender Wandel.“

Erst Anfang September wurde bekannt, dass es in dem Fall eines Mannes, der Spacey vorwirft, ihn 1992 sexuell missbraucht zu haben, nicht zu einem Gerichtsprozess kommen werde. Wie die Staatsanwaltschaft in Los Angeles mitteilte, sei der Fall verjährt. Jedoch wird wegen eines sexuellen Übergriffs im Jahr 2016 gegen den früheren „House Of Cards“-Star ermittelt.