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Gut vernetzt und hoch gefährlich: So aktiv ist die nigerianische Mafia in Deutschland

Die nigerianische Mafia ist auf dem Vormarsch: Auch in Deutschland sind Bruderschaften wie "Die Schwarze Axt" erstaunlich gut vernetzt. Doch wie konnte es überhaupt so weit kommen? Und welche Gefahren drohen nun? Eine spannende TV-Doku ist diesen Fragen nachgegangen.

In Italien sind sie längst schon angekommen: Seit den 1980-ern ist die nigerianische Mafia vor allem in der Nähe von Neapel in zahlreiche kriminelle Machenschaften, vom Drogenhandel über Internetkriminalität bis hin zu Menschenhandel, verwickelt. Doch auch in Deutschland sollen geheime Bruderschaften wie "Die Schwarze Axt" zunehmend Fuß fassen. Mit welchen Maschen sie agieren und was ihr Handeln so gefährlich macht, das zeigt die eindrucksvolle Doku "Die Schwarze Axt - Nigerias Mafia in Deutschland" am heutigen Donnerstag, 28. Januar, um 20.15 Uhr, auf ZDFinfo.

Die Filmemacher Jan-Philipp Scholz und Johan von Mirbach haben sich für ihren rund 45-minütigen Film auf die Suche gemacht: Sie haben mit Opfern, Ermittlern und Aussteigern, aber auch mit einem aktiven Bandenmitglied gesprochen. Es war ein gefährliches Unterfangen: Bei ihren Recherchen in Lagos wurde das Filmteam selbst von Anhängern der Gruppierung bedroht. Umso erschütternder und berührender ist das Ergebnis.

Bedrohlich gut vernetzt

Die "Schwarze Axt", so erfährt man im Film, wurde 1977 als eine geheime Studierendenbruderschaft in Nigeria gegründet. Lehnte sie sich anfangs noch gegen die herrschende Diktatur auf, wurde sie bald von Drogenschmugglern und anderen Kriminellen unterwandert. Heute ist streng hierarchisch und unglaublich gut vernetzt.

Ihr Hauptgeschäft sind der Menschenhandel und die Zwangsprostitution. Zu ihren Opfern zählen vor allem junge nigerianische Frauen, die auf der Suche nach einem besseren Leben von Schleppern über Libyen bis nach Europa gebracht werden. Dort angekommen, müssen sie, wie im Beitrag erklärt wird, ihre Schulden in Höhe von mehreren Zehntausend Euro auf dem Strich abstottern. Weigern sie sich oder fliehen, werden sie von der Bruderschaft verfolgt, geschlagen oder vergewaltigt. Oft bedrohen die Kriminellen ihre Familien zu Hause. Mitunter werden sie sogar getötet.

Zwei dieser Frauen haben die Filmemacher ausfindig gemacht und vor der Kamera befragt: "Mein Leben war reine Folter", berichtet eine Frau, die sich Preciosa nennt. Sie sei wie eine Sklavin behandelt worden, habe von morgens bis abends Befehle erhalten. Ähnlich erging es auch Theresa, die erst frei war, als sie die Madame, für die sie anschaffen ging, vollständig abbezahlt hat. Heute rät sie den Mädchen aus ihrer Heimat: "Ihr dürft nicht eure Freiheit aufgeben, sonst bleibt ihr in dieser Sklaverei."

Ermittlungen lohnen sich kaum

Mehr als 50 Geheimbünde, ähnlich der "Schwarzen Axt", soll es, den Recherchen der Filmemacher zufolge inzwischen in Europa geben. Insgesamt verzeichnet die Bruderschaft der "Schwarzen Axt" mehrere Zehntausend Mitglieder. Vor diesem Hintergrund verwundert es umso mehr, dass die Gruppierung in Deutschland lange unerkannt blieb: Bis vor wenigen Jahren, erklärt ein Wiesbadener BKA-Mitarbeiter, habe er noch nichts davon gehört.

Und auch heute tun sich Ermittler wie Uli Derks von der Polizei Bochum schwer: Vor einigen Jahren hatte sein Team eines der größten Netzwerke des Menschenhandels in Deutschland aufgedeckt. Ende 2016 wurden sechs Nigerianer zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt. Dennoch sei er auch im eigenen Haus auf Widerstände gestoßen, erinnert sich Derks. Grundsätzlich, sagt er in der Doku, herrsche die Meinung vor, dass es sich kaum lohnt, gegen Menschenhändler vorzugehen. Allzu oft fehlten die Beweise, und für eine politische Intervention seien die Banden in ihrem Heimatland viel zu gut bis in einflussreiche Ebenen vernetzt.

Es ist ein schockierendes Bild, welches den Zuschauern in der Dokumentation präsentiert wird. Vielleicht regt der Film jedoch auch den ein oder anderen Freier zum Umdenken an. Denn darin sieht Derks die einzige Möglichkeit, den Menschenhandel hierzulande langfristig zu stoppen.