„Guardians of the Galaxy Vol. 2“: Ein Überblick über die Abspannszenen und was sie für das Marvel Cinematic Universe bedeuten könnten (Spoileralarm!)

Die Guardians: Star-Lord (Chris Pratt), Drax (Dave Bautista), Gamora (Zoe Saldana), Groot (Vin Diesel), und Rocket (Bradley Cooper). (Bild: Marvel Studios)
Die Guardians: Star-Lord (Chris Pratt), Drax (Dave Bautista), Gamora (Zoe Saldana), Groot (Vin Diesel), und Rocket (Bradley Cooper). (Bild: Marvel Studios)

Von Ethan Alter und Marcus Errico

WARNUNG: Dieser Artikel enthält Spoiler für „Guardians of the Galaxy Vol. 2“!

Abgesehen von Baby Groot ist im neuen „Guardians of the Galaxy Vol. 2“ alles überdimensioniert. James Gunns Fortsetzung für seinen Filmhit von 2014 enthält mehr Rock-Klassiker, mehr Spezialeffekte und noch mehr Abspannszenen als sein Vorgänger – und was Letzteres angeht, mehr als überhaupt irgendein Marvel-Film bisher. Laut Aussage des Regisseurs selbst enthält „Vol. 2“ fünf – richtig gehört, fünf! – Bonusszenen während des Abspanns, was bedeutet, dass Sie den Gang auf die Toilette nach Ende des Films so lange verschieben müssen, bis die Lichter im Kinosaal wieder angehen.

Zwei der fünf Szenen sind einfach nur witzig: In der ersten testet Kraglin (Sean Gunn) den telekinetischen Pfeil von Meister Yondu, den er nach dem Tod seines Freundes und Ravager-Gefährten geerbt hat. In der vierten Szene muss Star-Lord (Chris Pratt) in die Rolle eines wütenden Vaters für den inzwischen zum Teenager gewordenen Groot (Vin Diesel) schlüpfen, der sein Zimmer einfach nicht aufräumen will. Aber für die anderen drei Szenen braucht es schon etwas mehr Marvel-Wissen, denn sie vermischen Hinweise auf „Vol.3“ mit einigen tiefgreifenden Referenzen über das Comicbuch-Universum des Unternehmens. Wenn Sie sich also immer noch am Kopf kratzen, warum Stan Lee mit einigen glatzköpfigen Riesen herumhängt oder wer (oder was) eigentlich Adam sein könnte, dann lesen Sie weiter. Hier kommt unsere Entschlüsselung der Abspannszenen und was sie für die Guardians und das künftige MCU bedeuten.

Was macht eigentlich Sylvester Stallone in einem Marvel-Film?

Stallone spielte 1995 die Hauptrolle in „Judge Dredd“, einer weiteren Sci-Fi-Comic-Buch-Adaption. (Bild: Hollywood Pictures/Buena Vista Pictures)
Stallone spielte 1995 die Hauptrolle in „Judge Dredd“, einer weiteren Sci-Fi-Comic-Buch-Adaption. (Bild: Hollywood Pictures/Buena Vista Pictures)
Sylvester Stallone Judge Dredd
Sylvester Stallone Judge Dredd
Sylvester Stallone Judge Dredd
Sylvester Stallone Judge Dredd

Dass Sly, Michelle Yeoh und Ving Rhames am Ende des Films gemeinsam Yondu (Michael Rooker) betrauern, scheint für den Durchschnittsfan nur eine weitere Reihe cooler Gastauftritte von Stars zu sein. Aber die zweite Abspannszene über das neue Team gibt tiefere Einblicke. Wie Fans der alten Marvel „Guardians“-Comics einem immer gerne erzählen, bringt Stallone in seiner Rolle als Stakar Ogord nicht nur seine Ravager-Gefährten zusammen, sondern auch eine Variante der Guardians of the Galaxy.

Kurze Geschichtsstunde: Die ursprünglichen Guardians, die wir aus den Filmen kennen – Star-Lord, Gamora, Drax, Rocket und Groot – basieren auf einem Reboot der Marvel-Comics des Teams aus dem Jahr 2008. Davor hatten die Guardians, die erstmals 1969 in den „Marvel Super-Heroes“ Comics auftauchten, wechselnde Besetzungen, wobei die längste Zusammenstellung in den 1970ern Yondu, Stakar (besser bekannt unter seinem heldenhaften Spitznamen Starhawk), den mächtigen Charlie-27, das Kristall-Wesen Martinex T’Naga und schließlich Stakars Schwester Aleta umfasste.

Guardians of the Galaxy Marvel Comics
Starhawk (oben) wird von seinen Mitstreitern (von links) Charlie-27, Yondu, Martinex und Vance Astro flankiert. Letzterer hatte allerdings keinen Gastauftritt in „Vol.2“. (Bild: Marvel Comics)

Stallone spielt Starhawk, Rhames ist Charlie-27 und Yeoh ist Aleta. Martinex, der von Michael Rosenbaum (bekannt aus „Smallville“) verkörpert wird, wird bereits früher im Film vorgestellt – damit hat Regisseur Gunn es geschafft, die frühen Comic-Versionen der Guardians zu erneuern, indem Stallones Stakar seine alten Gefährten wieder um sich schart. Der Abspann von „Vol. 2“ enthält auch den Androiden Mainframe (Stimme von Miley Cyrus) und den CGI-animierten Alien-Zauberer Krugarr, zwei eher unbedeutendere Charaktere aus den Guardians-Comicbüchern der frühen 1990er Jahre.

„Er ist wirklich fantastisch in diesem Film“, erzählte Gunn Yahoo Movies über Stallones Starhawk. „Er ist ein sehr wichtiger Teil des Marvel Cosmic Universe.“

Stakar Ogord aka Starhawk in Marvel Comics
Stakar Ogord aka Starhawk, wie er in den Comics vorkommt. (Bild: Marvel Comics)

Das bedeutet aber nicht, dass Starhawk und sein Team in der nächsten Fortsetzung eine größere Rolle spielen werden. Wie Gunn gegenüber der „Toronto Sun“ erwähnte: „Ich bin mir nicht sicher, ob er in Vol. 3 zu sehen sein wird, das müssen wir noch entscheiden, aber es ist geplant, dass man mehr von Stallone sehen wird. Kevin [Feife, Chef der Marvel Studios) und ich arbeiten an dem, was einmal das Marvel Cosmic Universe werden soll und welchen Weg es nehmen soll. Wir planen, den Rest von ihnen in Zukunft zu sehen.“

Als Gunn den dritten Teil auf Facebook ankündigte, schrieb er, dass Vol. 3 „diesen Handlungsstrang der Guardians of the Galaxy abschließt und hilft, sowohl die alten als auch die neuen Marvel-Charaktere für die nächsten zehn Jahre und darüber hinaus zu positionieren“. Vielleicht werden also Starhawk und Co. Teil der neuen Guardians-Geschichte? Wie genial wäre es, wenn wir eine „Expendables“-artige Episode im MCU bekommen würden?

Madam, er ist Adam.

In der nächsten Szene sehen wir einen Boten der Sovereign, der Ayesha (Elizabeth Debicki) informiert, dass der Rat des Volkes sie sehen möchte. Dieser will sie wegen ihres Scheiterns zur Rechenschaft ziehen. Aber Ayesha hat eine neue Kraft erschaffen, von der sie glaubt, dass sie sie noch gefürchteter macht. Schnitt zu einem goldenen Kokon. „Ich werde ihn Adam nennen“, sagt Ayesha.

Elizabeth Debicki as Ayesha, a.k.a. “Her” in the comics. (Credit: Marvel Studios)
Elizabeth Debicki as Ayesha, a.k.a. “Her” in the comics. (Credit: Marvel Studios)

Adam ist Adam Warlock. Warlock wurde von Stan Lee und Jack Kirby für „Fantastic Four“ erschaffen und war ursprünglich als „Him“ bekannt (so wie Ayesha in den Comics auch „Her“ genannt wird) und erhielt später eine Hintergrundgeschichte, die von „Jesus Christ Superstar“ inspiriert wurde (wirklich). Der künstlich erschaffene Charakter, der kosmische Kräfte hat, ist im weitesten Sinne mit den Guardians befreundet und hat mehrere Begegnungen mit Thanos.

Adam Warlocks Kokon so wie er in „Fantastic Four“ zu sehen war. (Bild: Marvel Comics)
Adam Warlocks Kokon so wie er in „Fantastic Four“ zu sehen war. (Bild: Marvel Comics)

In den Comics hat Warlock seinen größten Auftritt in der „Infinity Gauntlet“-Storyline, die Auswirkungen auf das gesamte Marvel Comics Universe hatte. In diesem Miniserien-Klassiker von 1991 schwingt Thanos den Infinity Gauntlet und verwüstet das Universum inklusive fast aller Superhelden auf der Erde. Warlock wartet geduldig auf eine Gelegenheit, während Thanos alle jungen Talente zerstört. Als Thanos besiegt ist, holt sich Warlock endlich den Gauntlet.

Adam Warlock Infinity Gauntlet
Adam Warlock hilft dabei, Thanos zu bekämpfen und trägt den Infinity Gauntlet. (Bild: Marvel Comics)

Während diese Geschichte jener von „Avengers: Infinity War” sehr ähnlich scheint, betonen sowohl Gunn als auch der Chef der Marvel Studios, Kevin Feige, dass Warlock lediglich in einer weiteren „Guardians“-Fortsetzung eine Rolle spielen wird und nicht in der bereits überfüllten „Avengers“-Fortsetzung.

„Er spielt nicht in ‚Infinity War‘ mit. Aber er wird Teil des zukünftigen Marvel Cosmic Universe sein, und zwar ein ziemlich wichtiger Teil davon“, sagte Gunn laut „SlashFilm“ auf der „Vol. 2“ Promotour. (Gunn bestätigte auch, dass er Warlock ursprünglich als Hauptfigur in „Vol. 2“ vorgesehen hatte, sich dann aber entschied, ihn zugunsten von Mantis herauszuschneiden.) Wir sehen Warlock als einen dieser Charaktere, die anfangs ein Gegner des Teams sind, um im weiteren Verlauf zu einem wichtigen Verbündeten zu werden.

Egal was geschieht, mit Warlock und Starhawk sowie dessen wiederbelebter Crew ist das künftige kosmische Universum bereits ziemlich gut aufgestellt.

Wer passt auf die Watcher auf?

Wenn Sie Schwierigkeiten haben, über das ständig wachsende MCU auf dem Laufenden zu bleiben, dann stellen Sie sich bloß vor, wie anstrengend das für die Watcher ist. Diese stoischen Wächter, die die Aufgabe haben, alle Ereignisse in der Galaxie zu beobachten, während sie so neutral bleiben wie die Schweiz, feiern in „Vol. 2“ ihr Debüt. Zum ersten Mal sehen wir sie in der galaxienüberspannenden Montage, in der Rockets und Yondus Raumschiff auf dem Weg zu Egos Planet durch mehrere Welten reist. Außerdem kommen die Watcher in der fünften und letzten Abspannszene vor.

Beide Male ist auch Stan Lee zu sehen, der die Alienrasse gemeinsam mit Jack Kirby Anfang der 1960er für die „Fantastic Four“-Comics erschuf. Und beide Male erzählt Quasselstrippe Lee den Watchern Geschichten von all den Dingen, die er in den Weiten des Universums gesehen und gehört hat. Letztendlich ist selbst deren scheinbar unendliche Geduld am Ende – und am Schluss der Szene sieht man, wie sie sich von Lee abwenden, während der weitschweifende Autor protestiert und ihnen erklärt, dass er noch mehr Geschichten kennt. Stan, mein Freund – es gibt einen Grund dafür, warum du sie „Watcher“ („Zuschauer“) genannt hast und nicht „Listener“ („Zuhörer“).

The Watchers Marvel Comics
Die Watcher (Bild: Marvel Comics)

Da sie geschworen haben, nicht einzugreifen, sollte man von den Watchern keine aktive Rolle in den folgenden Abenteuern erwarten. Aber sie wurden auch schon in der Vergangenheit von reinen Beobachtern zu aktiv Handelnden. In einer der bekanntesten Storylines der Fantastic Four versuchte Uatu, der Beobachter der Erde, die Aufmerksamkeit des Weltenzerstörers Galactus und seines Herolds, Silver Surfer, vom blauen Planeten abzulenken. (Der Höhepunkt der Geschichte wurde 2007 mit „Fantastic Four: Rise of the Silver Surfer“ für die Kinoleinwand adaptiert, ließ jedoch Uatus Beteiligung weg.) Da sich nun der Infinity War abzeichnet und das Leben aller Marvel-Helden auf der Erde in Gefahr ist, ist die Frage, ob dies ausreicht, damit Uatu und seine Watcher-Kollegen sich in den Kampf einmischen.

Dass Lee in einer Szene mit den Watchern vorkommt, ist ein wahres Easter Egg für die eingefleischten Fans, das auf mehreren Ebenen funktioniert. Ja, Comicfans sind schon wegen des bloßen Auftretens der Legende aus dem Häuschen, aber Gunn macht damit auch eine Anspielung auf eine beliebte Theorie zu Stan Lee und seinen zahlreichen Gastauftritten in Marvel-Filmen im Lauf der Jahre. Um zu erklären, warum Lee immer wieder in Filmen auftaucht, die auf seinen Comicbüchern basieren – von „Spider-Man“ über „X-Men“ bis zu „Baymax – Riesiges Robowabohu“ –, haben clevere Fans postuliert, dass Lee selbst ein Watcher ist, was es ihm erlaubt, die Superhelden-Action aus nächster Nähe zu verfolgen.

„Stan Lee existiert ganz eindeutig, über und unabhängig von der Realität all dieser Filme. Deshalb war die Vorstellung ziemlich witzig, dass er in der Raumsprung-Szene in „Guardians“ an einer kosmischen Tankstelle sitzen könnte – James hatte die Idee und wir drehten den Gastauftritt und fanden ihn so gut, dass er, nun ja, ein paar Mal im Film vorkommt“, erklärte Feige per ScreenRant gegenüber Reportern auf der Werbetour für „Vol. 2“. „Wir dachten, es sei witzig, das da einzubauen, denn das sagt in Wahrheit, halt mal, also er ist derselbe Charakter, der in all diesen Filmen auftauchte.“

So, jetzt wissen Sie es.