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"Grobe Ungerechtigkeit" von Mickey Mouse: Das hat es mit dem Hashtag "DisneyMustPay" auf sich

Im Internet empören sich Nutzer über Disney. Im Hashtag "DisneyMustPay" findet die Wut über den Unterhaltungskonzern ihren Ausdruck. Was hat es mit dieser Aufforderung auf sich? Was und wen muss Disney bezahlen?

(Original Caption) Los Angeles, California: Opening of Tomorrowland in Disneyland.
(Original Caption) Los Angeles, California: Opening of Tomorrowland in Disneyland.

Der Hashtag "DisneyMustPay", Disney muss zahlen macht aktuell auf Twitter die Runde. Was steckt dahinter? Die Antwort lässt sich auf den Satz herunterbrechen: Einer der größten Unterhaltungskonzerne der Welt weigert sich, den Autoren, mit deren Büchern er Geld verdient, Lizenzgebühren zu bezahlen.

Ins Bewusstsein der Öffentlichkeit ist das Phänomen mit dem Fall des bekannten US-Schriftstellers Alan Dean Foster gerückt. Der 74-Jährige hat sich einen Namen als Science-Fiction-Autor gemacht. Eines seiner Markenzeichen: Er schreibt unter anderem Romane, die auf erfolgreichen Filmreihen basieren, zum Beispiel "Star Wars", "Alien", "Star Trek" und "Transformers".

Disney verdient an Autoren, ohne diese zu bezahlen

Das Heikle daran: Die Rechte an einigen Filmreihen, auf denen Fosters Filmbücher inhaltlich aufbauen, hat sich in den vergangenen Jahren Disney gesichert. Der Konzern ist Eigentümer der "Star Wars"-Reihe, nachdem er 2012 die Produktionsfirma Lucasfilm aufgekauft hat. Und seit der Übernahme von 20th Century Fox besitzt er auch die Rechte an den "Alien"-Filmen.

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Ein Problem ist das aus Sicht Fosters insofern, als Disney mit den Buchfassungen zu diesen Filmen Geld verdient, den Autoren jedoch ihren Anteil in Form von Lizenzgebühren verweigert. Das tut der Konzern mit der Begründung, dass er mit dem Aufkauf eines Unternehmens zwar die Rechte an den Inhalten erworben hat, nicht jedoch gleichzeitig die Verpflichtung, deren geistige Schöpfer zu bezahlen.

Die Folge ist ein ungleicher Kampf zwischen David und Goliath. Zum einen findet dieser Kampf abseits der öffentlichen Wahrnehmung statt, weil Disney den Künstlern eine Verschwiegenheitsklausel aufdrückt. Sobald sie den Vertrag unterschrieben haben, dürfen sie mit ihrem Anliegen nicht an die Öffentlichkeit. Zum anderen setzt das Unternehmen offenbar auf eine Zermürbungstaktik, es ignoriert die Anspruchsforderung und wartet, bis der Antragsteller aufgibt.

Disney gegen Foster

Auch der Kampf zwischen Foster mit dem Mickey-Mouse-Konzern findet seit geraumer Zeit unter diesen Bedingungen statt. Nun aber ist der Fall an die Öffentlichkeit gelangt, nachdem der Autorenverband Science Fiction and Fantasy Writers of America (SFWA), dessen Beschwerdeausschuss (Grievance Committee) bei Vertragsstreitigkeiten zwischen Herausgebern und Autoren vermittelt, am 18. November einen Brief des Autors an Disney veröffentlicht hat. Eine Notiz am Rande: Foster hat an dem Tag Geburtstag.

Alan Dean Foster schrieb auch einen Roman zu "Star Wars: Episode IV - Eine neue Hoffnung". (Bild: ddp images/Capital Pictures)
Alan Dean Foster schrieb auch einen Roman zu "Star Wars: Episode IV - Eine neue Hoffnung". (Bild: ddp images/Capital Pictures)

In dem an die Disney-Figur Mickey Mouse gerichteten Schreiben schildert der Autor ausführlich sein Anliegen. Er verweist darauf, dass seine "Star Wars"- und "Alien"-Bücher noch immer gedruckt würden und also Umsätze machten, dass allerdings nur Disney daran verdiene. Er fordert daher: "Ich möchte meinen winzigen Anteil sehr gerne haben (obwohl er für mich nicht klein ist)." Denn sobald ein Unternehmen ein anderes aufkaufe, schreibt er weiter, "erwirbt es sowohl seine Vermögenswerte als auch seine Verbindlichkeiten".

Autor beharrt auf Anspruch

Auch auf die Strategien Disneys geht Foster ein. Er erwähnt die Geheimhaltungsvereinbarung, die er unterschreiben musste und die "offensichtlich" den Zweck habe, dass der Anspruchsteller "nicht über die Angelegenheit spricht". Auch auf die Ignoranz des Unternehmens kommt er zu sprechen. "Du ignorierst weiterhin die Anfragen meiner Agenten. Du ignorierst weiterhin die Anfragen von SFWA […]. Du ignorierst weiterhin meine Anwälte."

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Und er legt offen, was Disney mit seinem Verhalten bezweckt. "Ich weiß, dass Konzerngiganten das oft tun", so der Autor. "Sie ignorieren Anfragen und hoffen, dass der Bittsteller aufgibt. Oder vielleicht stirbt." Kleinbeigeben will er aber nicht, stellt Foster unmissverständlich klar: "Ich bin noch hier, und ich erhebe noch immer Anspruch auf das, was du mir schuldest."

Der Autor beharrt auf seine Ansprüche auch mit Blick auf seine kranke Frau und darauf, dass er vor vier Jahren mit "Krebs im fortgeschrittenen Stadium" diagnostiziert wurde. "Wir könnten das Geld gebrauchen", schreibt er und betont, dass er die Auszahlung nicht als Wohltätigkeit verstanden wissen will. Er wolle schlicht das haben, was ihm zustehe.

Die Rolle des Autoren-Verbandes SFWA

Den Brief hat SFWA entgegen seiner Prinzipien veröffentlicht. Normalerweise vermittelt der Verband zwischen Herausgebern und Autoren unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Eines der Verhandlungswerkzeuge sei die Anonymität, die beiden Seiten garantiert werde, schreibt die Verbandspräsidentin Mary Robinette Kowal auf der Webseite der Organisation. Wegen des "beispiellosen" Problems habe man sich dennoch zu dem "nie dagewesenen" Schritt entschlossen.

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In ihrer Stellungnahme zum Streitfall Foster-Disney formuliert Kowal die Motivation des Verbands. Man will das Verhalten Disneys nicht hinnehmen, andernfalls "könnte dies einen Präzedenzfall schaffen, der die Art und Weise wie man mit Urheberechten und Verträgen in den Vereinten Staaten umgeht, grundlegend ändern", so SFWA-Präsidentin. Mit anderen Worten: "Alles, was ein Verlag tun müsste, um einen Vertrag zu brechen, wäre, ihn an eine Geschwisterfirma zu verkaufen."

Um den Druck auf Disney weiter zu erhöhen, wendet sich die Verbandspräsidentin an die Fans des Autors. "Wenn Sie glauben", schreibt sie, "die Arbeit eines Schriftstellers einen Wert hat, dann lassen Sie es Disney wissen."

Viele Menschen sind der Aufforderung nachgekommen. Auf Twitter haben zahlreiche Nutzer ihrer Empörung Luft gemacht. Stellvertretend sei der Kommentar einer der prominentesten Unterstützer des Autors zitiert – von Sci-Fi-Autor Cory Doctorow: "Fosters Fall ist eine grobe Ungerechtigkeit", schreibt er in einem Twitter-Eintrag. "Er hat Krebs und seine Frau ist krank. Er hat diese Bücher geschrieben, Disney hat sie gekauft. Sie verdienen Geld mit ihnen. Sie schulden ihm Geld."

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