Die große Bitcoin-Leserdebatte

Zukunft

Die Technik hinter dem Bitcoin sehen viele Leser als Katalysator für eine Revolution der Finanzbranche.

Alternative für Hochinflationsländer
Die grundsätzliche Idee und Einführung von innovativen Kryptowährungen ist eine nützliche und hilfreiche Sache, um viele unterschiedliche Bedürfnisse zu befriedigen. Stabile Kryptowährungen können zum Beispiel in Hochinflationsländern als sichere Alternative zu schon bekannten Währungen – wie zum Beispiel zum amerikanischen Dollar und zum Euro – verwendet werden. Der Hauptvorteil gegenüber normalen Währungen liegt in der Fälschungssicherheit. Die Blockchain-Technologie ist bei richtiger Handhabung einfach sicherer als Papiergeld. Gleichwohl wird es in Zukunft auch hier zu Missbräuchen, Diebstählen und Fälschungen kommen. Von den jetzt zahlreichen Kryptowährungen werden nach dem nächsten großen Krypto-Krach nur einige überleben. Diesen wird allerdings die Zukunft offenstehen, so, wie sie damals Microsoft, Amazon, Cisco und anderen Unternehmen, die das Platzen der Dotcom-Blase erfolgreich überlebt haben, offenstand.
Sascha ter Jung

Ein dezentrales und geteiltes Netzwerk
Der Hype um die eine Kryptowährung ist nur der Anfang. Es zeichnet sich eine Revolution der Finanzbranche ab, vor welcher sich die Branche erstmals wirklich fürchten muss! Die Blockchain-Technologie ist das wirklich Spannende dahinter. Eine Regulierung ist schon allein dank der Blockchain nicht möglich, da keine zentrale Instanz die Verwaltung der Währung übernimmt, sondern ein dezentrales, verteiltes und geteiltes Netzwerk.
Philipp Echteler, Neuhausen

Das eindeutig bessere System
Geld ist nichts anderes als ein Zahlungsversprechen. Die Zentralbanken behaupten, für dieses Zahlungsversprechen zu bürgen und es durch ihre Geldpolitik maßgeblich steuern zu können, was bezweifelt werden muss. Bitcoin ist auch nichts anderes als ein Zahlungsversprechen, das jedoch auf andere Weise generiert, oder besser: geschürft statt geschöpft wird. Niemand behauptet für dieses Bitcoin-Zahlungsversprechen zu bürgen, und niemand behauptet, Bitcoins kontrollieren zu können. Es ist das eindeutig ehrlichere System.

Prof. Dr. K. Karst, Bad Dürkheim

Aufbruch in eine neue Zeitrechnung
Staatliche Regulierung führt zu einem Umlenken, aber nicht zu einem Umdenken. Der Bitcoin steht für den Aufbruch in eine neue Zeitrechnung in puncto Wirtschafts- und Finanzsystem – ob wir es wollen oder nicht. Deshalb tun wir gut daran, ihn sich entwickeln zu lassen. Der Markt wird‘s regulieren.
Dirk Wessel, Banker, Münster

Ein neues Finanzsystem entsteht
Ich beschäftige mich seit vier Jahren mit Bitcoin, seit 1,5 Jahren quasi rund um die Uhr. Seit Anfang des Jahres leite ich als Professor das Blockchain Center an der Frankfurt School. Hier in aller Kürze einige meiner Kernergebnisse:
▶ Bei der hinter Bitcoin stehenden Blockchain-Technologie handelt es sich um eine Schlüsseltechnologie der nächsten zehn bis 20 Jahre.
▶ Auch deswegen agieren hier Länder wie China und Russland so proaktiv. Das Thema steht dort an erster Stelle.
▶ In Summe handelt es sich um eine komplett neue Asset-Klasse mit einem Volumen von 600 Milliarden Dollar. Zum Vergleich: Apple erreicht einen Marktwert von 600 Milliarden Dollar, Gold summiert sich auf 7,5 Billionen Dollar und die drei Topkonzerne im Dax kommen auf 300 Milliarden Dollar.
▶ Wir können einem weltweiten neuen Finanzsystem beim Entstehen zusehen.
▶ Letztendlich geht es um die Dematerialisierung von Wert – analog zur Dematerialisierung von Information.
Philipp Sandner, Wirtschaftsforscher, Frankfurt

Ein großer Schritt nach vorn
Bei dem Thema Bitcoin scheiden sich die Geister. Die dahinterstehende Technologie der Zahlungsabwicklung, die Blockchain, wird auf eine Stufe mit der Erfindung des Internets vor 20 Jahren gestellt. Meiner Meinung nach sollte der Fokus auf die Blockchain gelegt werden – und nicht auf den Bitcoin per se. Sollte es möglich sein, diese Technologie in den regulierten Markt zu übernehmen, wäre das in puncto Sicherheit und Betrugsprävention ein ganz großer Schritt nach vorn. Dem Bitcoin an sich stehe ich extremst kritisch gegenüber. Die Warnung der Bundesbank sowie der Bafin sehe ich als den richtigen Weg an. Wer in Bitcoin „investieren“ oder wohl eher spekulieren möchte, kann das natürlich tun, sollte meiner Meinung nach aber nur mit Beträgen agieren, bei denen er/sie einen Totalverlust tragen kann.
Alex Ossenbeck


„Dauernd draufzuhauen ist falsch“

Freiheit

Eine Währung unabhängig von Staaten und Notenbanken? Für viele ein reizvoller Gedanke.

Entmachtung der Zentralbanken
Der Bitcoin ist derzeit die weltweit spannendste Geschichte überhaupt, weil er auf Dauer Zentralbanken und Banken schleichend entmachtet, und weil er den jeweiligen Staaten ein lukratives Einkommen streitig macht. Dieser Sachverhalt erklärt auch, warum seitens vieler Banken und Zentralbanken sowie natürlich auch seitens der Staaten gegen den Bitcoin immer wieder polemisiert wird.
Klaus Hoffesommer, Lichtenfels

Nicht gleich nach der Politik rufen
Lasst uns doch spekulieren. Frei nach dem Motte „no risk no fun“. Aber jetzt dauernd draufzuhauen und gleich wieder nach der Politik zu rufen, ist falsch. Die Politik soll sich um die wichtigen Dinge kümmern, den Industriestandort Deutschland.
Andreas Schultz

Keine Stammtischparolen bitte
Um so viel zu verlieren, wie weiland die von allen Experten empfohlene Volksaktie Telekom zu Zeiten des neuen Marktes, müsste der Bitcoin auf 1000 Euro fallen. Also liebe Experten, keine Stammtischparolen verbreiten.
Manfred Regenauer

Aggressive Abwehrreaktion der Banken
Ungeachtet des derzeit sehr spekulativen Charakters der Kryptowährungen liegt der Reiz aus meiner Sicht in der Unabhängigkeit von Staat und Notenbanken. Daher resultieren auch die teilweise aggressiven Abwehrreaktionen, zum Beispiel von JP-Morgan-CEO Jamie Dimon. Eine Ursache der Finanzkrise ist die in den Händen der Banken liegende Geldschöpfung. Diese könnte durch die Kryptowährungen beeinträchtigt werden. Zudem handelt es sich um einen Angriff auf das Geldmonopol der Notenbanken. Wer kann sicher beurteilen, ob der Preisanstieg des Bitcoins in den vergangenen Monaten nicht einen Indikator für eine bevorstehende Verschärfung der immer noch andauernden Finanzkrise darstellt?
Stefan Ehl

Die Draghis dieser Welt zerstören die Zinsen
Selbst wenn man den Bitcoin regulieren wollte: Es würde nicht funktionieren, solange es einen einzigen Internet-PC in einem freien Land gäbe, in dem der Bitcoin noch unreguliert ist. Jeder, der einen Internetanschluss hat, kann den Bitcoin unreguliert verwenden, egal was seine Regierung dazu sagt. Durch die technisch bedingte Anonymität der Konten drohen auch keine Konsequenzen. Und es ist gut so: Mögen uns die Draghis dieser Welt die Sparzinsen zerstören und das Bargeld wegnehmen, hier tut sich eine Geldalternative auf, die nicht von Zentralbanken nach Belieben inflationiert und reglementiert werden kann. Und das ist der wahre Grund für die Wert-Explosion. Ich habe übrigens selbst keine Bitcoins mehr, nach dem Kauf Ende 2012 für zehn Euro habe ich im Juni 2016 alles verkauft zu knapp 800 Euro. Ich bereue nichts, es war ein gutes Geschäft.
Alexander Müller, Bundestagsabgeordneter (FDP), Berlin


„Massiv überbewertet“

Blase

Eine Glücksspiel-Teilnahme ist sicherer als ein Investment in eine Kryptowährung, meinen die Skeptiker.

Ein gefährlicher Besuch im Spielcasino
Wir haben auf unserem Trading-Floor immer Trainees, meistens in der Endphase ihrer Masterstudiengänge, das heißt junge und hochmotivierte Menschen mit hervorragender Ausbildung. Unser Trainee am Tisch hat Anfang des Jahres Bitcoins gekauft, einfach mit der Begründung, dass die „Party gerade erst losgehen würde“ und da „sowieso keiner (inklusive uns, der „erfahrenen Aktien-Experten“) daran wirklich glaubt“. Das heißt in unserer Sprache, es gibt ein „attraktives Chancen-Risiko-Profil“ mit wenig „Downside“, aber viel „Upside“… Wie recht unser Trainee doch hatte, auch wenn weder Sie noch wir diese Argumente jemals wirklich ernsthaft hätten verwenden können. Damit komme ich genau auf das Dilemma zu sprechen.
Eine faire „Bewertung“ von Bitcoins ist de facto unmöglich, somit ist ein „Investment“ aus meiner Sicht vergleichbar mit dem Roulettespiel im Kasino. Die hinter Bitcoins stehende Technologie, Blockchain, begeistert mich sehr und erscheint sehr vielversprechend. Bitcoins hingegen erscheinen mir als ein „spät-zyklisches Bullen-Markt-Phänomen“ und sind der wahrscheinlich stärkste „Momentum-Trade“, den es zurzeit in der Investment-Community gibt. Sollte es zu einer Marktkorrektur kommen, wäre ich nicht überrascht wenn die Volatilität in Bitcoins erheblich ansteigen würde.
Tobias Lütke, Aktienhändler

Massiv überbewertetes Spekulationsobjekt
Ich halte den Bitcoin für massiv überbewertet und für ein reines Spekulationsobjekt. Wer hätte ernsthaftes Interesse daran, mit Bitcoin einkaufen zu gehen, wenn ich die Leistung nächste Woche für den halben Preis bekomme. Würden wir solche Tendenzen bei einer regulären Währung feststellen, sprächen wir von einer massiven Deflation. Bitcoins taugen nicht als klassische Währung aufgrund fehlender Regulierungen. Nur mal angenommen, wir bekämen eine ähnliche Krise wie 2008/2009 — der Bitcoin wäre innerhalb kürzester Zeit vom Markt. Warum? Weil nichts dahintersteckt.
Niko Janke, Tübingen

Eine neue Variante des Turbokapitalismus
Es gab schon vor Lehman Brothers mehrere spektakuläre Pleiten – dennoch wäre Lehman eine Topchance gewesen, die völlig ausufernden Finanz- und Spekulationsmärkte wieder etwas unter Kontrolle zu bekommen. So wird weiter „Turbokapitalismus“ gespielt – Bitcoin ist nur eine neue Variante.
Bernhard Hall

Anleger als Opfer der eigenen Gier
Seit der Wert des Bitcoins explodiert ist, bekomme ich keine Mails mehr, die mir weismachen, ich müsste nur eine Geldtransaktion abwickeln und bekäme dafür 40 Prozent der Summe von soundsovielen Millionen Dollar. Die Mails lauten jetzt: Werden Sie schnell reich mit Bitcoins. Bitcoin hat seine ursprüngliche Funktion (die des nicht manipulierbaren Zahlungsmittels) nie erreicht und ist statt Zahlungsmittel nur noch Spekulationsobjekt. Wer sein Spielgeld dort zum Spaß investiert – kein Problem. Leider werden viele Verbraucher ohne Rücklagen und ohne eigene Expertise verleitet. Als Vermittler von Versicherungen und Finanzanlagen kenne ich die Kapriolen, die der Gesetzgeber zum Schutz der Verbraucher schlägt, recht gut. Und ausgerechnet hier lässt man ihn Opfer seiner Gier werden. Manche werden sagen „selbst schuld“ – aber mit dieser Einstellung ist Verbraucherschutz per se überflüssig. Der Bitcoin ist ein Auswuchs der Digitalisierung, deren gute Idee aber schon lange von anderen Akteuren gefressen wurde.
Oliver Henkel, Finanzberater, Bonn

Ein Hype, den keiner wirklich versteht
Zurzeit handelt es sich bei Bitcoin um ein staatlich sanktioniertes, zumindest aber nicht geregeltes Glücksspiel, um einen Hype, den keiner versteht.
Bernhard Pachmayr


„Energieverbrauch macht Bitcoin-Netzwerk unbrauchbar“

Konstruktionsfehler

Kritiker fürchten, dass der Aufbau des Bitcoin-Netzwerks von vornherein zum Scheitern verurteilt ist.

Ein illegales und asoziales System
Ein System, welches sich so fernab aller Regeln bewegt, die sich die Staatengemeinschaft gegeben hat, und auch die Einnahmequellen dieser Staaten umgeht und sich der Steuerzahlung entzieht, ist per se illegal und asozial. Es jetzt durch zusätzliche Finanzprodukte in die Legalität zu überführen, anstatt es zu entlarven und zu bekämpfen, ist ein Armutszeugnis.
Sonja Arens, Berlin

Die Debatte über den Energieverbrauch fehlt
Das Bitcoin-Netzwerk verbraucht aufgrund der dahinterstehenden Blockchain-Technologie exorbitant viel Strom. Der Verbrauch entspricht momentan dem von Bulgarien. Ich vermisse eine Debatte über diesen Fakt. Denn wie kann man in der heutigen Zeit von Klimaschutz sprechen und gleichzeitig ignorieren, wie viel Energie einzig und allein die menschliche Gier derzeit verschlingt? Aus meiner Sicht macht allein schon der Energieverbrauch das Bitcoin-Netzwerk für die Zukunft unbrauchbar.
Steffen Hoffmeister, Frankfurt

Hinter der Kryptowährung stehen keine greifbaren Werte
Wenn man über das Phänomen Bitcoin diskutiert, sollten folgende Punkte berücksichtigt werden:
▶ Die Autorität, die Bitcoins ausgibt, ist nicht definiert und kann nicht zur Rechenschaft gezogen werden.
▶ Der Wert von Bitcoins ist nicht durch greifbare oder tauschbare Güter abgesichert.
▶ Die Tatsache, dass mit Bitcoins anonyme Transaktionen möglich sind, nutzt vor allem jenen, die illegale Aktivitäten planen.
▶ Dank seiner flüchtigen Natur können Bitcoins von Regierungen nicht als Basis für die Besteuerung verwendet werden. Dabei versorgt der Staat seine Bürger mit echten Leistungen wie Straßen, Bildung und öffentlicher Sicherheit.
▶ Der Markt hat bequemerweise vergessen, dass 2014 eine Bitcoin-Börse in Tokio Insolvenz anmelden musste, nachdem 850 000 Bitcoins im irrsinnigen Rennen um kurzfristige Gewinne einfach verschwanden.
Deshalb werden Bitcoins nie den Status einer Währung erreichen. Im besten Fall handelt es sich um eine Art Rohstoff, dessen Wert pure Glaubenssache ist. Im schlimmsten Fall haben wir es mit einem Rezept für Betrug und Destabilisierung zu tun, das direkt aus dem Kochbuch des Anarchismus stammt.
Jeffery Bodkin

Die Verschlüsselung ist vergänglich
Das Kernproblem der Kryptowährung liegt vermutlich gerade in der Vergänglichkeit ihrer Verschlüsselung. Heute gilt es als unmöglich, den Algorithmus mit den zur Verfügung stehenden Techniken zu knacken. Aber wenn es doch gelingt, ist die Währung wertlos. Die erste Mondlandung haben wir noch mit einem Herz Rechnerleistung absolviert, moderne Notebooks arbeiten mit 1,7 GHz. Den Algorithmus kann man nicht mehr ändern, während der Anreiz, ihn zu knacken, jeden Tag größer wird.
Stefan Meudt, Bad Nauheim

Digitale Währung für Kriminelle im Darknet
Kriminelle Aktivitäten im Darknet werden über Bitcoins abgewickelt. Das reicht an und für sich schon als Argument, einen Riegel vor alle Kryptowährungen zu schieben. Die absurde Kursentwicklung ist der nächste Punkt. „Blasen“ hatten wir in der Vergangenheit in allen möglichen Bereichen – nach dem großen Breakdown blieben viele geprellte Anleger zurück.
Christine Weininger

KONTEXT

Finger weg oder kaufen? Zehn Fragen zum Bitcoin

1. Warum ist der Bitcoin-Kurs so stark gestiegen?

Der Bitcoin hat in diesem Jahr über 1.000 Prozent zugelegt. Das beispiellose Kursfeuerwerk hat viele Gründe. Ein wesentlicher Treiber des Preises war zuletzt das gestiegene Interesse der klassischen Finanzwelt. Hedgefonds und Investmentbanken interessieren sich plötzlich für die Kryptowährung. Kommende Woche wird der erste Bitcoin-Future an einer renommierten Börse angeboten, der CBOE. Eine Woche darauf startet die weltgrößte Terminbörse CME mit einem ähnlichen Angebot. Im ersten Halbjahr 2018 will auch die US-Technologiebörse Nasdaq nachziehen. Kein Wunder, dass mit dem zunehmenden Erfolg der digitalen Währung die Anzahl von Kleinanlegern stieg, was den Kurs ebenfalls befeuert hat. Inzwischen begeistern sich Anleger überall auf der Welt für die weltweit größte Kryptowährung, die auf der Blockchain-Technologie basiert. Sie ermöglicht es, digitales Geld direkt von einer Person zur anderen zu transferieren, ohne dass eine Bank als Mittelsmann eingeschaltet werden muss.

Die Hoffnung auf eine Revolution im Finanzsystem ist groß. Selbst ein Verbot von Krypto-Börsengängen (sogenannte "Initial Coin Offerings", kurz: ICOs) und die Schließung mehrerer Kryptobörsen in der einstigen Bitcoin-Nation China konnten den Erfolg der Währung nicht stoppen.

2. Ist es eine Blase?

Viele Finanzexperten sind fest davon überzeugt, dass der Bitcoin-Boom bald wieder vorbei sein wird. Schließlich ist eine digitale Währung nur so viel wert, wie die Nutzer bereit sind, dafür zu bezahlen. Den Skeptikern ist verdächtig, dass der Kurs des Bitcoins so rapide gestiegen ist - es könnte eine Blase sein. Selbst Krypto-Unternehmer, die die Branche maßgeblich mit vorantreiben, warnen private Investoren davor, große Summen ihrer Ersparnisse zu diesen Preisen in Bitcoins zu stecken. Doch es gibt auch die Optimisten: Eine große Anzahl von Visionären geht vom Erfolg des Bitcoins aus. Ob es eine Blase ist oder sich die Kryptowährung langfristig als eine Art digitales Wertaufbewahrungsmittel durchsetzen wird, kann nur die Zukunft zeigen.

3. Wie kann ich Bitcoins kaufen?

Bitcoins erstehen Anleger ähnlich wie Aktien an elektronischen Handelsplätzen. In Deutschland gehören zum Beispiel www.bitcoin.de, Kraken, Coinbase und Anycoin Direct zu den bekanntesten Kryptobörsen. Nutzer müssen sich zunächst anmelden, können dann loslegen.

Es gilt die Regel: Je größer die Beträge sind, die ein Investor handeln will, desto strenger sind die Anforderungen zur Identifizierung. Zu den meistverbreiteten Methoden gehört es, sich via Skype mit einem Mitarbeiter eines Börsenbetreibers zusammenzuschalten. Der potenzielle Anleger hält dann zur Identifizierung einen Personalausweis neben sein Gesicht.

Was Anleger im Vorfeld beachten sollten: Jede Börse erhebt unterschiedliche Gebühren für den Kauf von Bitcoins. So verlangt etwa Bitcoin.de 0,5 Prozent pro Kauf. Bei Kraken sind es dagegen 0,26 Prozent. Zudem können die Gebühren auch in Abhängigkeit des gewählten Zahlungsmittels variieren. Wer seine Bitcoins mit Kreditkarte bezahlt, muss mehr Gebühren bezahlen als bei einer Sepa-Überweisung. Dafür dauert es in der Regel zwei Tage, bis die Sepa-Transaktion abgeschlossen ist und die Bitcoins auf dem Konto des Nutzers ankommen.

Bei den meisten Börsen ist es möglich, die erworbene Kryptowährung mit Euro zu bezahlen. Davon zu unterscheiden sind Handelsplätze wie Shapeshift - reine Krypto-Börsen. Dort können beispielsweise Bitcoins in Ether oder andere digitale Währungen umgewandelt werden. Euro oder Dollar werden dagegen nicht akzeptiert.

4.Wie hoch kann der Kurs noch steigen?

Im Prinzip gibt es keine Grenze nach oben. Befürworter der Währung halten einen weiteren rasanten Kursanstieg für möglich. Sie sind jedoch oft Teil der Branche und haben damit ein eigenes Interesse am Erfolg der Währung. "Wir sind noch am Anfang der Entwicklung. Der Bitcoin-Preis kann auf lange Sicht auch auf 100.000 Dollar oder mehr steigen. Wenn Bitcoin erfolgreich bleibt und weite Verbreitung findet, gibt es keinen Grund, der dagegenspricht", sagt etwa Timo Schläfer, Mitgründer der Londoner Börse Crypto Facilities.

5. Muss ich meine Bitcoin-Gewinne versteuern?

Wer Bitcoins über eine Handelsplattform kauft, muss die Gewinne unter Umständen versteuern. Das gilt für den Bitcoin genauso wie für andere Kryptowährungen - wie Ether, Ripple und Litecoin. Der Handel "zählt steuerlich zu den privaten Veräußerungsgeschäften - auch Spekulationsgeschäfte genannt", erklärt der Verein Vereinigte Lohnsteuerhilfe. Entscheidend für die Besteuerung sei jedoch, wann die digitale Währung gekaut und wieder verkauft werde. "Haben Sie Bitcoin & Co. vor mehr als einem Jahr gekauft, ist die Sache einfach: Ihre Veräußerungsgewinne bleiben steuerfrei", versichern die Experten.

Wer die Bitcoins dagegen nur wenige Monate hält und sie dann mit Gewinn veräußert oder tauscht, müsse den Gewinn mit dem persönlichen Steuersatz versteuern. "Es gibt allerdings eine Freigrenze, die beim Sparen hilft", erklärt der Lohnsteuerverein. "Denn private Veräußerungsgeschäfte bleiben bis zu einer Freigrenze von 600 Euro pro Jahr steuerfrei."

Wie die Veräußerungsgewinne ermittelt werden, ist derzeit jedoch nicht eindeutig geregelt. Schließlich unterliegt der Bitcoin starken Schwankungen. Ein Anleger könnte daher mit einem Bitcoin einen hohen Veräußerungsgewinn erzielen, weil er ihn günstig gekauft hat, mit dem nächsten jedoch nur einen kleinen Gewinn, wenn er ihn zu einem höheren Preis erworben hat. Steuerberater empfehlen, sich daher an der sogenannten "First-in-first-out"-Methode zu orientieren. Der Bitcoin, der zuerst gekauft wurde, muss demnach auch zuerst wieder verkauft werden. In jedem Fall sollten Bitcoin-Besitzer ihre Geschäfte genau dokumentieren. Dann können sie dem Finanzamt bei Bedarf genaue Auskünfte liefern.

6. Können Bitcoins gestohlen werden?

Ja! Bei aller Euphorie sollten Nutzer nicht vergessen, dass das Besitzen von Bitcoins mit einigen Risiken verbunden ist. Bislang ist nicht bekannt, dass das eigentliche Bitcoin-Netzwerk gehackt wurde. Bei Dienstleistern wie Handelsplätzen oder den Anbietern von Wallets, einer Art digitaler Geldbörse, haben Hacker allerdings in der Vergangenheit immer wieder Bitcoins von ahnungslosen Nutzern gestohlen. Der bekannteste Hack ist der um Mount Gox aus dem Jahr 2014. Mount Gox war zu der Zeit die größte Bitcoin-Börse, die von dem Franzosen Mark Karpelès von Japan aus betrieben wurde. 850.000 Bitcoins verschwanden im Wert von damals 450 Millionen Dollar. Zu heutigen Preisen wären es bereits über elf Milliarden Dollar. Und das Risiko besteht unvermindert weiter: Erst vergangenen Mittwoch meldete der Krypto-Anbieter Nicehash, dass er Opfer eines Hackerangriffs geworden sei.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Bitcoins und andere Kryptowährungen aufzubewahren. Einige Börsen bieten an, die dort gekauften digitalen Münzen auch auf ihren Rechnern zu speichern. Andere Dienste verschlüsseln die digitalen Währungen. Eine weitere Möglichkeit, zu der einige Experten raten: sogenannte "Hardware Wallets" zu benutzen - eine Art USB-Stick, auf dem sich bestimmte Kryptowährungen speichern lassen. Sie werden nur dann an den Computer angeschlossen, wenn der Besitzer kaufen, verkaufen oder digitale Währungen an andere Nutzer verschicken will. Sonst ist er offline und damit vor Hackerangriffen geschützt. Trezor heißt einer der bekannteren Anbieter. Allerdings: Nicht jede beliebige digitale Währung lässt sich auf einem Stick speichern, sondern nur jene, die von dem jeweiligen Anbieter unterstützt wird. Nachteil: Anleger sollten die Sticks nicht verlieren.

7. Sind Bitcoins reguliert?

Es war ein Teil der Faszination rund um den Bitcoin, dass die Kryptowährung zunächst weitgehend unreguliert war. So waren Bitcoins in ihren frühen Jahren ein beliebtes Zahlungsmittel im sogenannten Darknet, da sich die Transaktionen nicht so einfach zurückverfolgen ließen. Derzeit steigt mit dem zunehmenden Erfolg aber auch das Maß an Regulierung. Einige Börsen und Investmentfonds sind damit von den zuständigen Finanzaufsichten in ihrem jeweiligen Heimatland beauftragt worden. Auch die Bitcoin-Futures, die ab kommender Woche in Chicago gehandelt werden, wurden von Aufsehern abgesegnet. Zentralbanken diskutieren angesichts des Kursfeuerwerks ebenfalls über eine Regulierung von Kryptowährungen. Die Regierung in China hat Kryptobörsengänge, sogenannte ICOs, bereits verboten und den Handel mit digitalen Währungen stark eingeschränkt.

Großbritannien macht sich dafür stark, dass Regeln gegen Geldwäsche auch für Kryptowährungen gelten, ebenfalls wurden Steuerbehörden aktiv. So hat etwa die US-Steuerbehörde IRS von der größten Kryptobörse des Landes, Coinbaise, Informationen über ihre Kunden verlangt. Sie will sicherstellen, dass die neuen Kryptomillionäre ihren Reichtum auch angemessen versteuert haben.

8. Wie funktioniert das Schürfen?

Der Bitcoin basiert auf der sogenannten Blockchain-Technologie. Damit wird eine dezentrale Datenbank bezeichnet, die auf weltweit Tausenden von Rechnern gespeichert ist und ständig erweitert wird. Es handelt sich sozusagen um eine lange Kette von Datenblöcken. Alle neuen Transaktionen - zum Beispiel der Kauf von Bitcoins - werden von einer Art digitalem Buchhalter gebündelt und in Form von neuen Blöcken an die Kette angehängt. Für ihre Arbeit werden sie mit Bitcoins belohnt.

Der Haken des Verfahrens: Die Buchhalter können die Datenblöcke nur hinzufügen, wenn ihre Computer Rechenaufgaben lösen, die der Bitcoin-Algorithmus vorgibt. Für jeden neuen Block, der an die Kette angehängt wird, gibt es einen Wettbewerb zwischen den Computern. Wer die Aufgabe als Erstes löst, gewinnt.

Die Aufgaben werden über die Zeit immer komplizierter. Konnte sie früher noch jeder am heimischen PC lösen, sind die Produzenten heute meist Betreiber großer Computernetzwerke. Diese lösen die zunehmend komplizierteren Rechenaufgaben. Weil das viel Energie verschlingt, sitzen die Produzenten aufgrund des billigen Stroms vor allem in China und werden Schürfer (englisch: "Miner") genannt.

Da die Rechenaufgaben komplexer werden, sinkt die Zahl der neu produzierten Bitcoins. Der Algorithmus besitzt sogar eine absolute Obergrenze: Bei 21 Millionen Münzen ist Schluss. Über 16 Millionen sind bereits produziert, das "Mining" von neuen wird schwieriger. Somit wird der Bitcoin über die Zeit seltener und wertvoller.

Das System gilt als praktisch fälschungssicher, da nicht nur eine zentrale Datenbank existiert, sondern die Blockchain auf einer Vielzahl von Rechnern gleichermaßen existiert: Jeder Teilnehmer kann die vorhandenen Kopien miteinander vergleichen. Ist in einer eine nachträgliche Manipulation versteckt, fällt das aufgrund der vielen Kopien sofort auf.

9. Können Anleger in Fonds für Bitcoins investieren?

Bisherige Versuche, börsengehandelte Fonds, sogenannte Exchange Traded Funds (ETFs), für Bitcoins aufzulegen, sind am Widerstand der Aufsichtsbehörden gescheitert. So versuchen die Zwillinge Cameron und Tyler Winklevoss, bekannt zunächst als Ruderer und dann als Investoren, seit Langem, von der US-Wertpapieraufsicht (SEC) die Genehmigung für einen Bitcoin-ETF zu erhalten - bisher ohne Erfolg. Erst im Frühjahr hatten sie den Versuch unternommen, den "Winklevoss Bitcoin Trust ETF" aufzulegen - erfolglos.

Die Winklevoss-Zwillinge wurden vor wenigen Tagen zu den ersten Bitcoin-Milliardären gekürt. Bereit s im Jahr 2013 haben sie für elf Millionen Dollar Bitcoins gekauft. Das war ein Teil der Entschädigung, die sie von Facebook-Gründer Mark Zuckerberg erstritten hatten. Sie werfen dem Facebook-Chef vor, die Idee für das "§soziale Netzwerk von ihnen gestohlen zu haben. Heute betreiben die Zwillinge die New Yorker Kryptobörse Gemini.

Einige wenige Anbieter haben klassische Investmentfonds entwickelt, die in einen Korb von verschiedenen Kryptowährungen investieren. Diese Fonds sind bislang jedoch vor allem für institutionelle Investoren zugänglich. Das könnte sich ändern. Denn auf den Start der regulierten Bitcoin-Futures kommende Woche könnten weitere Finanzprodukte folgen. So wäre es zum Beispiel denkbar, einen ETF zu entwickeln, der auf Bitcoin-Futures basiert.

10. Was sind die größten Risiken?

Zu den Risikofaktoren zählt ein möglicher und erfolgreicher Hackerangriff auf die gesamte Infrastruktur. Bislang ist das System davon verschont geblieben. Lediglich Dienstleister, die auf den Bitcoins basierende Angebote betreiben, hatten bislang mit Angriffen zu kämpfen.

Ein weiteres Risiko besteht seitens der Regulierer. Sollten die G20-Staaten zum Beispiel gemeinsam den Bitcoin-Handel verbieten - ähnlich wie in China geschehen -, würde das den Preis stark beeinflussen. Selbst wenn der Bitcoin nur strenger reguliert würde, sind die Auswirkungen unklar. Immerhin hat der Bitcoin lange Zeit davon profitiert, weitgehend unreguliert zu sein. Sobald sich alte Finanzwelt und Aufseher zu stark einmischen, könnte das die neue Kryptowährung unattraktiv machen.

Auszuschließen ist auch nicht, dass es irgendwann eine neue, bessere Kryptowährung geben wird, die den Bitcoin ablösen wird. Denn: Das Schürfen der digitalen Münzen ist extrem energieaufwendig. Berechnungen des Analysedienstes Digiconomist zufolge liegt der jährliche Stromverbrauch des Bitcoin-Netzwerks um die 30 Terawattstunden und liegt damit auf dem Niveau von Dänemark.

Und das System kann die hohe Nachfrage kaum noch bewältigen. Rund sieben Transaktionen pro Sekunde kann die Bitcoin-Blockchain abwickeln. Zum Vergleich: Der Kreditkartenkonzern Visa schafft an normalen Tagen 2.000 Transaktionen pro Sekunde. Updates müssen her. Doch in einem dezentralen System ist das nicht so einfach.