Greta Gerwig: Königin des Independent-Kinos

Seit zehn Jahren arbeitet Greta Gerwig als Schauspielerin - in dieser kurzen Zeit hat sie sich zu einer Ikone des US-Independent-Kinos etabliert. Ihren Durchbruch hat sie mit Noah Baumbachs Tragikomödie “Greenberg”. Mit ihrem Lebenspartner dreht sie danach die brillante Komödie “Francis Ha” und die Screwball-Comedy-Hommage “Mistress America”. Dieses Jahr ist das Multitalent mit “Maggie’s Plan” und Todd Solondz’ bitterbösem Episodenfilm “Wiener Dog” mit zwei Filmen im Kino zu sehen. Zeit für einen Rückblick auf eine außergewöhnliche Karriere.

(Bild: 20th Century Fox)

Es ist der Auftakt einer wunderbaren kreativen Partnerschaft. Bevor Greta Gerwig zum ersten Mal für Noah Baumbach vor der Kamera steht, wird sie in Fachkreisen bereits als Ikone des modernen Independent-Kinos gefeiert - dank ihrer fruchtbaren Zusammenarbeit mit dem Vertreter der so genannten ‘Mumblecore’-Bewegung, Joe Swanberg. Der große Durchbruch gelingt ihr allerdings erst mit Baumbachs “Greenberg”. Darin spielt sie eine Studentin, die bei einer Familie als Haushälterin arbeitet. Als der Bruder (Ben Stiller) des Familienvaters im Haus einzieht, verliebt sie sich in den liebenswürdigen Neurotiker. Im wahren Leben verliebte sich die Schauspielerin in den Regisseur der Tragikomödie, mit dem sie seit 2011 liiert ist.

(Bild: Universal Pictures Video)

Nach sechs Jahren im Filmgeschäft und Auftritten in viel beachteten Independent-Produktionen wie “LOL”, “Hannah Takes the Stairs” sowie “Greenberg” ist es nur folgerichtig, dass Greta Gerwig mit dem von ihr bewunderten Woody Allen die Komödie “To Rome With Love” dreht. In der Ensemble-Komödie hat sie zwar nur eine kleine Rolle der Freundin von Jesse Eisenbergs Charakter. Vom großen Meister atmosphärisch dichter und pointierter Komödien hat sie sich dennoch einiges abschauen können, wie Gerwig einmal gestand.

(Bild: Universal Pictures Video)

Mit “Frances Ha”, ihrer zweiten Zusammenarbeit, haben Noah Baumbach und Greta Gerwig ihr ultimatives Meisterstück geschaffen. Im Zentrum steht eine junge Frau, deren großer Traum es ist, Tänzerin zu werden. Das fehlende Talent versucht Frances durch Hartnäckigkeit auszubügeln. Mit der schwarz-weißen Tragikomödie zeichnet das Dreamteam Baumbach/Gerwig ein hinreißendes Porträt einer Neurotikerin, die ihren Platz im Leben noch finden muss. Nebenbei ist der Film auch eine liebevolle Hommage an New York - ganz im Sinne Gerwigs großen Vorbilds Woody Allen.

(Bild: MFA+ Film Distribution)

Erzählt wird “Mistress America” zwar aus der Perspektive einer 18-jährigen Studentin (Lola Kirke), doch es ist vor allem Greta Gerwigs temperamentvolle Lebenskünstlerin, der die Herzen der Zuschauer gehören. Die Schauspielerin legt die Figur als Variation des Titelcharakters in “Frances Ha” an: Wie jene Möchtegern-Tänzerin ist auch Brooke eine Frau, die vieles anpackt und in allem scheitert - und dabei doch nicht einknickt. Das ist nicht nur identifikationsstiftend, sondern auch dem Leben abgeschaut. Denn genau das ist das Leben doch: eine endlose Abfolge von Höhe- und Tiefpunkten - ohne Gewähr, dass man am Ende am Höhepunkt bleibt. Alles im Leben können nur die strahlenden Zupack-Helden des Kinos erreichen.

(Bild: 20th Century Fox)

Der Leitfaden in der Episoden-Tragikomödie von Todd Solondz ist ein Dackel, der im Lauf seines kurzen Lebens bei mehreren Besitzern landet: einer Familie mit einem kränklichen Sohn; einer einsamen Frau, die mit ihrem ehemaligen Schulfreund eine Reise ins Unbekannte unternimmt, einem desillusionierter Drehbuchautor und einer alten, an Tumor erkrankten Dame, die eine unerfreuliche Begegnung mit ihrer Enkelin hat. Gerwig spielt die einsame Frau namens Dawn Wiener. Filmfans werden bei diesem Namen hellhörig. Tatsächlich handelt es sich bei dem Charakter um das inzwischen erwachsen gewordene Mädchen aus Solondz’ Meisterwerk “Willkommen im Tollhaus”. Heather Matarazzo wollte nicht noch einmal in die Rolle schlüpfen, also sprang Gerwig ein.

(Bild: Prokino Filmverleih)

Die Titelfigur in Rebecca Millers “Maggie’s Plan” ist ein typischer Greta-Gerwig-Charakter: eine junge Frau, die 'eine gewisse Reinheit des Herzens’ besitzt, wie die Schauspielerin in einem Interview mit der 'Zeit’ verriet. Eine Frau, die ein bisschen neben der Spur lebt, jedoch unbeirrt ihren Weg geht und sich von den Meinungen und Vorstellungen Anderer nicht beeindrucken lässt. Die Handlung: eine New Yorkerin Mitte 30 will sich ihren unerfüllt gebliebenen Kinderwunsch erfüllen. Einen Mann dafür braucht sie nicht unbedingt, schließlich geht es ja auch mittels künstlicher Befruchtung. Dann trifft sie doch einen Mann, in den sie sich verliebt. Der Universitätsdozent (Ethan Hawke) verlässt für sie Frau (Julianne Moore) und Kinder. Nach drei Jahren hat Maggie genug von der Beziehung und schmiedet einen Plan, wie sie den Mann wieder an seine Ex zurückgeben könnte.

Kinostart: 4. August 2016

(Bild: MFA+ Film Distribution)