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Gladbachs Trainerkandidaten: Wer kann Rose beerben?

Gladbachs Trainerkandidaten: Wer kann Rose beerben?

Der Abgang von Marco Rose traf Borussia Mönchengladbach nicht völlig unerwartet, dennoch ist er ein Schock.

Der 44-Jährige macht von seiner Klausel Gebrauch, die ihm einen vorzeitigen Abschied trotz Vertrags bis 2022 ermöglicht. Rose wechselt zum Ligakonkurrenten Borussia Dortmund, wo er die Nachfolge von Interimstrainer Edin Terzic antreten soll.

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"Wir haben in den vergangenen Wochen viele Gespräche miteinander geführt, in denen es um die Zukunft von Marco ging. Leider hat er sich nun entschieden, dass er von der Klausel Gebrauch machen wird und im kommenden Sommer zu Borussia Dortmund wechseln möchte". Fünf Millionen Euro muss der BVB für Rose an Gladbach überweisen.

Beim BVB ist als die Trainerfrage für die kommende Saison geklärt, anders ist die Lage bei den Fohlen. Dort muss Sportdirektor Max Eberl einen geeigneten Nachfolger für den nach Punkteschnitt erfolgreichsten Trainer der Vereinsgeschichte finden.

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Dabei hatte Eberl erst vor eineinhalb Jahren den mutigen Entschluss gefasst, sich von Dieter Hecking zu trennen und Rose am Niederrhein als Trainer zu installieren. Der Plan ging voll auf, umso größer ist die Lücke, die Rose nun hinterlässt.

Einen neuen Trainer zu finden, dürfte alles andere als einfach werden, schließlich muss der Kandidat auch verfügbar sein. Zudem muss er auch zur Philosophie des Champions-League-Achtelfinalisten passen. Und er muss auch die Spieler überzeugen, dass der angefangene Weg auch ohne Rose weitergegangen wird. Sonst könnten es im Sommer womöglich einige Spieler ihrem dann Ex-Trainer gleichtun und Gladbach verlassen.

Doch was für einen Trainer sucht Eberl? Das Profil: Es soll ein junger, erfolgshungriger Trainer werden, der selbst noch nicht komplett fertig ist und die Mannschaft weiterentwickeln kann. Er soll kommunikativ stark sein und für einen frischen, begeisternden Offensiv-Spielstil stehen. Auch soll er bestenfalls Erfahrung im internationalen Geschäft haben.

Wer könnte Rose bei Gladbach beerben? Und welcher Kandidat passt zur Borussia? SPORT1 macht den Check.

Jesse Marsch (Red Bull Salzburg)

Der 47-Jährige hat bereits Bundesliga-Erfahrung – zumindest als Co-Trainer. Der US-Amerikaner kommt aus der Trainerschmiede von Red Bull, war in der Saison 2018/19 Co-Trainer bei RB Leipzig. Zuvor war er dreieinhalb Jahre Trainer bei den New York Red Bulls.

Trat 2019 bei RB Salzburg die Nachfolge von Rose an. Verkörpert wie der kommende BVB-Coach die RB-Schule, lässt offensiven, attraktiven Fußball spielen, wie es auch Rose in Gladbach tut. Und Marsch hat durchaus Interesse an einem Bundesliga-Engagement.

"Ich finde die Bundesliga eine super Liga, ich mag das Niveau, die Stadien, die Kultur. Mein Jahr als Co-Trainer in Leipzig war großartig", erklärte er jüngst im Sportbuzzer. Es sei immer ein Kompliment, wenn er seinen Namen im Zusammenhang mit einem Trainer-Posten in Deutschland lese. "Deshalb sehe ich die Bundesliga als eine überragende Chance für mich", sagte Marsch.

Gerardo Seoane (Young Boys Bern)

Der 42-Jährige trat 2018 die Nachfolge von Adi Hütter bei den den Young Boys Bern an. Seoane gewann mit den Young Boys zwei Meistertitel in Folge, ist auch aktuell mit riesigem Vorsprung Tabellenführer in der Schweiz. Hat den Vertrag mit Bern im Dezember vorzeitig bis 2023 verlängert.

In der Vergangenheit hatte Seoane mehrere Anfragen aus der Bundesliga, unter anderem hatte sich Hertha BSC vor der Verpflichtung von Bruno Labbadia mit ihm beschäftigt. Seoane sagte ab, weil er sich auf die Entwicklung in Bern konzentrieren wollte.

Was für ihn spricht: Er ist jung, erfolgshungrig, lässt offensiven Fußball spielen und kann sich auch nach außen gut präsentieren. Seoane, der neben der Schweizer auch die spanische Staatsbürgerschaft hat, spricht gleich fünf Sprachen fließend (deutsch, französisch, italienisch, englisch, spanisch). Und: Er hat Erfahrung im internationalen Geschäft, trifft am Donnerstag mit YB in der Europa League auf Bayer Leverkusen.

In Gladbach träfe der Schweizer zudem auf einige Landsmänner. Mit Yann Sommer, Nico Elvedi, Denis Zakaria, Michael Lang und Breel Embolo stehen gleich fünf Schweizer im Kader der Fohlen.

Eberl hat in der Vergangenheit schon gute Erfahrungen mit einem Schweizer Trainer gehabt, Lucien Favre rettete Gladbach 2011 vor dem Abstieg und führte den Klub ein Jahr später in die Champions League. Der Sportdirektor verfolgt Seoanes Entwicklung schon seit längerem.

Und: Der Deutschland-Sitz von Seoanes Beraterfirma (ISCM) ist in Mönchengladbach, die Wege zu Eberl und den Fohlen also kurz.

Florian Kohfeldt (Werder Bremen)

Auch der 44-Jährige wird als Kandidat in Gladbach gehandelt. Vom Typ her könnte Kohfeldt passen, allerdings fehlt ihm die Erfahrung aus dem internationalen Geschäft.

Kohfeldt verzichtete bei seiner Vertragsverlängerung 2019 auf eine Ausstiegsklausel, Gladbach müsste also eine Ablöse zahlen

"Die Arbeit macht ihm hier Spaß. Er macht einen sehr guten Job und er hat einen langfristigen Vertrag. Wir gehen davon aus, dass wir noch lange zusammenarbeiten", sagte Werder-Boss Klaus Filbry in der Bild. Sportchef Frank Baumann geht ebenfalls von einem Verbleib Kohfeldts aus.

Das Problem bei Kohfeldt: Er muss erst noch beweisen, dass seine Philosophie mit der Gladbachs konform ist. Bei Werder steckte er in der vergangenen Saison tief im Abstiegskampf, die Bremer retteten sich erst in der Relegation.

Auch aufgrund der Situation und des Spielermaterials lässt Kohfeldt bei Bremen eher abwartend und zurückgezogen agieren. Bremen lässt den Gegner machen und beschränkt sich größtenteils aufs Kontern. Das passt nicht zum dominanten Fußball, den die Gladbacher von Rose gewöhnt sind.

Adi Hütter (Eintracht Frankfurt)

Adi Hütter belegt mit Eintracht Frankfurt aktuell den dritten Platz und darf von der Champions League träumen. Der Österreicher hat seinen Vertrag bei den Hessen im vergangenen Sommer bewusst bis 2023 verlängert und fühlt sich weiterhin rundum wohl. "Ich bin unglaublich gerne hier in dieser wunderbaren Stadt Frankfurt bei der Eintracht und wir möchten die positive Entwicklung weiter vorantreiben", sagte er bereits im Sommer.

Allerdings: Nach SPORT1-Informationen ist eine Ausstiegsklausel in Hütters Vertrag enthalten. Dem Vernehmen nach soll diese zwischen drei und fünf Millionen Euro liegen.

Hütter würde vom Stil her gut nach Gladbach passen, auch er hat eine Vergangenheit bei RB Salzburg. Hütter stand in der Saison 2014/15 in Salzburg an der Seitenlinie, bevor er nach Bern ging. Mit Frankfurt lässt er erfrischenden, temporeichen Offensivfußball spielen, ganz nach dem Geschmack Gladbachs.

Dennoch ist an den Gerüchten rund um Hütter nichts dran. Der nächste Karriereschritt für den Österreicher wäre der Sprung zu einem europäischen Topklub, möglicherweise dann sogar nach England. Da die Eintracht den Abstand auf Gladbach in den vergangenen Jahren verkürzen konnte, fehlt der Reiz, die Nachfolge von Rose zu übernehmen.

Erik ten Hag (Ajax Amsterdam)

Der Niederländer ist einer der begehrtesten Trainer im internationalen Fußball. Der 51-Jährige erreichte mit Ajax Amsterdam 2019 sensationell das Halbfinale der Champions League.

Ten Hag kennt die Bundesliga aus seiner Zeit beim FC Bayern, war dort von 2013 bis 2015 Trainer der zweiten Mannschaft.

Sein Vorteil: Er hat bei Ajax mehrfach bewiesen, dass er junge Talente entwickeln und auf ein Topniveau heben kann. Sein Spielstil unterscheidet sich allerdings von dem Roses. Ten Hag setzt auf dominantes Ballbesitzspiel mit weniger Tempo. Anders als berichtet gab es allerdings noch keine Kontaktaufnahme Eberls.

Domenico Tedesco (Spartak Moskau)

Im Gegensatz zu seinen Konkurrenten wäre Domenico Tedesco ohne Probleme verfügbar. Der 35-Jährige kehrt im Sommer nach eineinhalb Jahren bei Spartak Moskau nach Deutschland zurück.

Aus der Stuttgarter Jugend landete Tedesco erst im Hoffenheimer Nachwuchs und schließlich bei Schalke 04. Seinen Fußballlehrer hatte er gemeinsam mit Julian Nagelsmann absolviert – als Notenbester.

Führte Königsblau in seiner Debütsaison 2017/18 sensationell zum Vizemeister, wurde in der Folgesaison allerdings nach einer sportlichen Talfahrt entlassen.

Tedescos Grundidee ist eine dominante, ballbesitzorientierte Spielweise. Dabei soll seine Mannschaft den Gegner viel Laufen lassen. Attraktiv ist das nur bedingt. Zudem setzt Tedesco auf eine starke Defensive. Seine teils destruktive Spielweise brachte dem Deutschen mit italienischen Wurzeln auf Schalke harsche Kritik ein.

Roger Schmidt (PSV Eindhoven)

Der nächste Trainer mit Vergangenheit bei RB Salzburg. Roger Schmidt kam über den SC Paderborn 2012 nach Salzburg, zwei Jahre später schnappte Bayer Leverkusen zu.

Der 53-Jährige führte die Werkself zweimal in Serie in die Königsklasse, bevor er im März 2017 auf Platz zehn liegend entlassen wurde. Nach einem zweijährigen Intermezzo in China steht Schmidt seit Saisonbeginn bei PSV Eindhoven an der Seitenline, ist aktuell Zweiter in der niederländischen Eredivisie.

Nationale und internationale Erfahrung besitzt Schmidt also reichlich. Er setzt auf intensives Pressing und frühe Balleroberungen. Ballbesitz ist ihm nicht wichtig. Bei Balleroberung soll möglichst schnell der Abschluss gesucht werden. Schmidt dient also als Gegenwurf von Pep Guardiola. Bei Bayer war nicht jeder mit Schmidts Taktik zufrieden. "Wir hatten drei Jahre keinen Spielaufbau", hatte der damalige Bayer-Keeper Bernd Leno Schmidt nach dessen Aus Schmidt öffentlich kritisiert.

Übrigens: Schmidt wohnt, wenn er nicht gerade in Eindhoven arbeitet, in Düsseldorf. Dort, wo viele Gladbach-Spieler und -Funktionäre wohnen.