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"Es gibt Schulen, da läuft leider gar nichts": Corona hat die Schwächen des Bildungssystems entlarvt

Ein kleiner Schritt in Richtung Normalität ist getan: Viele Schüler dürfen zurück in ihre Klassenzimmer. Doch die Corona-Pandemie geht nicht spurlos an den Bildungsstätten vorbei. Ein Beitrag von "ZDFzoom" zeigt, was Schulen durch die Krise lernen können.

Ein normaler Schulbetrieb, so wie er noch vor drei Monaten stattfand, ist bis zu den Sommerferien eher unwahrscheinlich. 30 Menschen in einem geschlossenen Raum - in Zeiten der Corona-Pandemie absolut undenkbar. Immerhin: Seit Anfang dieser Woche kann ein Teil der Schüler wieder einen Schritt in Richtung Normalität wagen: Die Schulen wurden wieder geöffnet, und einige dürfen schrittweise vom Homeschooling wieder zurück ins Klassenzimmer. Eine gute Gelegenheit, die vergangenen Wochen Revue passieren zu lassen: Welchen Einfluss auf die Bildungseinrichtungen hat die Coronakrise?

"Es gibt Schulen, da läuft es ganz hervorragend, und es gibt Schulen, da läuft leider gar nichts. Das ist aus unserer Sicht eine sehr ungünstige Situation", sagt der Vorsitzende des Bundeselternrates Stephan Wassmuth. Eine Aussage, die nach einer weiteren Untersuchung förmlich schreit: Reporterin Valerie Henschel traf sich mit verschiedenen Schülern sowie deren Eltern und Lehrern, um über die vergangenen Wochen zu sprechen. Die daraus entstandene Dokumentation "Schulen im Corona-Stress - Lernen aus der Krise" aus der Reihe "ZDFzoom" zeigt das Zweite am Mittwoch, 6. Mai, 22.55 Uhr. Der Beitrag zeigt auf, wie verschiedene Schulen mit den plötzlichen Veränderungen umgingen und welche Erkenntnisse sie aus dieser Krise gewannen.

Digitalisierung durch Corona auch in Schulen auf dem Vormarsch?

Denn Lernbedarf ist durchaus vorhanden - nicht nur bei den Schülern, sondern auch bei den Verantwortlichen. Viele Schulen, Rektoren und Schüler traf die Pandemie eiskalt, die Missstände des dezentralen Bildungssystems wurden dabei deutlicher denn je. An öffentlicher Kritik wurde zuletzt auch nicht gespart. Von Anfang an machten die Folgen der Pandemie deutlich, wo es hapert. An vielen Schulen mangelt es an der digitalen Ausstattung, aber auch an Hygienestandards. Veraltete Lehrmethoden oder unterschiedlichen Bildungsstandards in den Bundesländern kommen noch dazu. COVID-19 riss dann fast das gesamte Schul- und Bildungssystem mit sich.

Schulen wie die Richtsberg-Gesamtschule in Marburg blieben Ausnahmen. Dort hatte man noch vor Corona die Klassenstruktur abgeschafft, dem Frontalunterricht Adieu gesagt und ein eigenständigeres Lernen der Schüler mithilfe eines iPads ermöglicht. So konnten die bestens ausgestatteten Schüler auch während der Coronazeit weiterhin lernen - mit der Unterstützung von den in "Lernbegleiter" umbenannten Lehrern. Ein raffiniertes System, von dem sich andere Schulen nun durchaus inspirieren lassen können.

Bisher gilt für Kinder und Jugendliche im Präsenzunterricht vor allem: Hände waschen, Desinfektionsmittel benutzen und Abstand halten. Auch die Klassen werden kleiner gehalten, sowie häufig benutzte Oberflächen wie Türklinken oder Treppengeländer regelmäßiger geputzt. Ob sich aber die Digitalisierung nun auch vermehrt in den Schulen durchsetzt und so auch in Zukunft ein einfacheres Lernen von zu Hause aus ermöglicht werden kann, wird sich erst noch zeigen.

Das größte Problem, das im Zuge der Pandemie zutage trat: Bildungsgerechtigkeit scheint hierzulande kaum gegeben. In dem Beitrag warnen Lehrer unverblümt davor, dass die Kluft zwischen Schülern aus unterschiedlichen sozialen Verhältnissen in der gegenwärtigen Krise noch größer wird. "Sie berichten, dass teilweise ganze Klassen während der Schulschließungen abtauchen", heißt es in der Ankündigung des ZDF. Welche Schlüsse werden nun daraus gezogen? Ein ganzes Land wartet auf die Antwort.