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Gesundheitsminister Lauterbach verrät Vorstellungen: So sollte eine Impfpflicht aussehen

Sorge vor Omikron: Lauterbach sagte, er erwarte "sehr schwere Wochen"
Sorge vor Omikron: Lauterbach sagte, er erwarte "sehr schwere Wochen"

Eine Impfpflicht gegen das Coronavirus sollte nach Ansicht von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach drei Spritzen umfassen. "Eine vollständige Impfung besteht aus drei Dosen. Vollständig Geimpfte sind gegen alle Corona-Varianten – zumindest vor schwerer Krankheit und Tod – geschützt. Daran muss sich die Impfpflicht orientieren", sagte der SPD-Politiker der "Bild am Sonntag".

Die Wissenschaftler weltweit seien sich einig, dass die Entstehung einer Variante, gegen die man als dreifach Geimpfter keinen Schutz habe, äußerst unwahrscheinlich sei. Gleichzeitig warnte der Minister: "Das Varianten-Alphabet wird nicht mit Omikron enden." Es sei gut möglich, dass man im Herbst mit einem mutierten Delta-Typ umgehen müsse. Wer jetzt als Ungeimpfter an Omikron erkranke, hätte im Herbst gegen eine neue Delta-Variante wahrscheinlich einen Infektionsschutz von deutlich unter 50 Prozent, meinte er. "Ohne zusätzliche Impfungen wären diese Menschen dann stark gefährdet. Es führt daher kein Weg an der Impfung vorbei", so Lauterbach.

Geplant ist, dass der Bundestag ohne Fraktionszwang über eine mögliche Impfpflicht abstimmt. Erwartet wird, dass sich Parlamentarier über Parteigrenzen hinweg zusammentun und entsprechende sogenannte Gruppenanträge vorlegen, über die dann abgestimmt wird. Lauterbach selbst hat erklärt, dass er als Gesundheitsminister keinen Vorschlag vorlegen wird. Gleichwohl ist er – wie Kanzler Olaf Scholz (SPD) – ein klarer Befürworter einer Impfpflicht.

Lauterbach warnte auch vor einer hohen Zahl an Toten und massiven Einschränkungen bei Krankenhausbehandlungen in der aktuellen Corona-Welle mit der hoch ansteckenden Omikron-Variante. "Uns drohen in Deutschland sehr schwere Wochen", sagte er. "Wir dürfen uns mit Blick auf die aktuell sinkenden Krankenhauszahlen insbesondere auf den Intensivstationen nicht in Sicherheit wiegen."

Die Situation in den Kliniken werde sich wieder verschärfen, sagte er. Momentan erkrankten vor allem die Jüngeren, die viele Kontakte hätten. Wenn sich die Älteren infizierten, werde die Zahl der Klinikeinweisungen wieder steigen. "Da kann es, je nach Entwicklung, nicht nur bei den Intensivstationen knapp werden, sondern auch auf den normalen Stationen. Es droht die Schließung ganzer Abteilungen", so Lauterbach. "Eine Durchseuchung bedeutet, dass Hunderttausende schwer krank werden und wir wieder viele Tausend Corona-Tote beklagen müssen."

RKI meldet höchsten Inzidenzwert der Pandemie

Ob die derzeit geltenden Maßnahmen ausreichen, werde sich bei der nächsten Konferenz der Ministerpräsidenten am 24. Januar entscheiden. Schulschließungen oder einen Lockdown lehnt Lauterbach jedoch ab. Er bevorzugt einen anderen Weg: "Ich halte aus medizinischen Gründen viel davon, bei den Booster-Anreizen nachzulegen. Also dass es einen noch größeren Unterschied macht, ob ich die dritte Impfung habe oder nicht."

Das Infektionsgeschehen erreichte derweil am Sonntag einen neuen Höchststand. Das Robert Koch-Institut meldete, dass die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz 515,7 betrage – damit wurde erstmals der Wert von 500 übertroffen hatte. Am Vortag hatte der Wert bei 497,1 gelegen. Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI binnen eines Tages 52.504 Corona-Neuinfektionen. Vor einer Woche waren es 36.552 Ansteckungen.

toh/dpa